ePerso: Der Motor läuft jetzt rund

Seit Anfang Januar hat die Bundesdruckerei die Anlaufschwierigkeiten bei der Produktion des neuen Personalausweises überwunden. Lange Wartezeiten sollten damit der Vergangenheit angehören.

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Von
  • Axel Kossel

Im Rahmen eines Pressegesprächs bei der Bundesdruckerei zog der dortige Projektleiter für den neuen Personalausweis Klaus-Peter Bastian Bilanz: "Ich bin mit dem Stand derzeit sehr zufrieden." Man habe bislang 1,35 Millionen Ausweise ausgeliefert. Bastian räumte Anlaufschwierigkeiten ein; es habe etwas gedauert, "bis der Motor rund lief". Derzeit liege die Durchlaufzeit von Auftragseingang bis Versand bei etwa zwei Wochen. Man hoffe, diese noch um drei bis vier Tage verkürzen zu können.

Der neue Personalausweis besteht nicht aus einem Kartenkörper, sondern wird aus verschiedenen Schichten zusammengesetzt.

(Bild: Bundesdruckerei)

Einige der frühen Antragsteller mussten allerdings bis zu zwei Monate warten. Das erklärte Bastian damit, dass anfangs die Fehlerrate bei einzelnen Maschinen noch zu hoch lag, man die betroffenen Ausweise aber alle Produktionsschritte durchlaufen ließ, ehe man sie aussortierte, um Erfahrungen zu sammeln. Außerdem sortierte die Steuerung neue Aufträge vor den Wiederholungsproduktionen fehlerhafter Ausweise ein. Nach 4 bis 5 Wochen habe man dieses Problem gelöst; seither erhalten Wiederholungsproduktionen die höchste Priorität. Außerdem wurde die Ausschussrate gesenkt: Seit Anfang Januar liege sie auf "Zielniveau". Eine Zahl wollte Bastian aber nicht nennen.

Die Produktionsstraße umfasst rund 36 Maschinen, in der Bundesdruckerei modifizierte Sonderanfertigungen von verschiedenen Herstellern. Der Ausweis besteht aus mehreren Schichten Polycarbonat, in die Sicherheitsmerkmale eingebracht werden. Das Ganze beginnt mit dem Druck des biometrischen Farbfotos, wobei sich die Kunststoffarbe mit dem Trägermaterial verbindet. Dieses Verfahren ist nach Angaben der Bundesdruckerei weltweit einzigartig. Danach werden der Chip mit Antenne, der personalisierte, maschinenlesbare Sicherheitsfaden und mehrere Schichten zusammengesetzt und unter Druck verschweißt. In weiteren Schritten werden Hologramme aufgebracht, außerdem die Lasergravuren und weitere Sicherheitsmerkmale, wie das Identigram, das Bundesadler, stilisiertes Lichtbild des Inhabers sowie Namen und Seriennummer holografisch wiedergibt. Die Programmierung des Chips erfolgt am Ende der Produktion.

In einer Schicht liegt der Chip mit Antenne.

(Bild: Bundesdruckerei)

Bastian betonte, dass nicht nur die Produktion selbst komplex sei. So verwenden die rund 5500 Ausweisbehörden außer der Software und den Fingerbadrucklesern der Bundesdruckerei auch Hardware von Drittherstellern wie Fotoscanner oder Signaturtabletts zum Erfassen der Unterschrift, die in die Prozesse eingebunden werden müssen. Ab August 2010 konnten alle 5500 Ausweisbehörden die zur Verfügung gestellten Komponenten testen, rund die Hälfte hat diese Möglichkeit wahrgenommen.

Nicht überall klappte alles auf Anhieb. Supportmitarbeiter der Bundesdruckerei halfen telefonisch und vor Ort, tauschten selten defekte Geräte und lösten häufig einfache Probleme wie überlastete USB-Hubs oder falsch konfigurierte Firewalls. Das Gesamtsystem umfasst aber noch weitere Komponenten, wie die Datenübertragung zwischen Ausweisbehörde und Bundesdruckerei über DVDV oder den globalen Sperrdienst des Bundesverwaltungsamts, bei dem die Bundesdruckerei für jeden produzierten Ausweis ein Sperrmerkmal hinterlegt. Die Ausweisbehörden monieren häufig, dass das Starten der Änderungsterminals zu lange dauere, da dabei ein Berechtigungszertifikat angefordert wird. Laut Bastian vergehen dabei derzeit rund 3 Minuten, man wolle den Prozess aber bald auf etwa 30 Sekunden verkürzen.

Am Ende der Produktion werden die Daten auf den Chip geschrieben.

(Bild: Bundesdruckerei)

Einige Probleme kamen auch durch Missverständnisse zustande. So landeten PIN/PUK-Briefe am Anfang statt beim Bürger beim Amt, weil die Bearbeiter dort es so angegeben hatten. Oder Bürger wurden zum Abholen ihres Ausweises aufgefordert, bevor der PIN/PUK-Brief angekommen war. Den darf die Bundesdruckerei nämlich erst drucken, nachdem sie den zugehörigen Ausweis bereits verschickt hat. Und fehlerhafte Aufträge, in denen beispielsweise die ausstellende Behörde falsch bezeichnet ist, darf sie nicht korrigieren. (ad)