Powerline-Standard IEEE 1901 veröffentlicht

Die IEEE-Norm 1901-2010 für Datenübertragung über die Stromleitung ist nach mehr als fünf Jahren Standardisierungsarbeit abgeschlossen.

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Nach mehr als fünf Jahren Arbeit an einem Standard für Datenübertragung über die Stromleitung (Powerline Communication, kurz PLC) hat das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) jetzt die Norm 1901-2010 veröffentlicht. Ratifiziert wurde der Standard for Broadband over Power Line Networks: Medium Access Control and Physical Layer Specifications bereits im vergangenen Herbst.

IEEE 1901-2010 definiert, mit welcher maximalen Geschwindigkeit (500 MBit/s brutto, also auf dem Medium), in welchem Frequenzbereich (bis maximal 100 MHz) und mit welchen Übertragungsverfahren Daten über die Stromleitung fließen sollen, sowohl innerhalb (Indoor) als auch außerhalb von Gebäuden (Outdoor). Innerhalb von Gebäuden sollen bis zu 100 Meter per Stromleitung möglich sein, im Outdoor-Bereich 1901-konforme Adapter Strecken bis zu 1500 Meter überbrücken, hier nicht nur sprichwörtlich die letzte Meile. Mit IEEE 1901.2 ist bereits eine Standarderweiterung in Arbeit, die die Datenübertragung über das Stromnetz im Smart Grid etwa zum Fernauslesen von Verbrauchszählern für Strom, Gas oder Wasser und für Vernetzung bei der Heimautomation definieren soll.

Eine schon während der Entwicklung umstrittene Besonderheit an 1901 ist, dass der Standard zwei physische Übertragungsmethoden (PHY) definiert, obwohl es nur ein Medium gibt: In Europa und Amerika dürfte sich die von Intellon – seit Herbst 2009 im Besitz von Atheros – maßgeblich entwickelte HomePlug-AV2-Technik mit FFT-OFDM durchsetzen, in Asien – vorwiegend Japan – dagegen die von Panasonic geschaffene HD-PLC-Variante mit Wavelet-OFDM. Letztere wird vielleicht in TV-Geräte oder Zuspieler integriert einen Weg nach Westen finden. Die beiden PHYs können zwar im selben Stromnetz miteinander wie auch mit fremden Systemen koexistieren. Aber sonst sind sie inkompatibel, ein TV-Gerät mit HD-PLC-Adapter wird nicht mit einem Zuspieler mit HomePlug-AV2-Schnittstelle kommunizieren können.

Seit wenigen Monaten sind erste Adapter mit HomePlug-AV2-Technik auf dem Markt, die auf der Stromleitung von 200 auf 500 MBit/s brutto beschleunigen. Nach Messungen der c't-Redaktion kommt zumindest bei günstigen Verhältnissen tatsächlich auch auf Anwendungsebene eine Verdoppelung heraus. Allerdings bleibt die neue Technik wie die alte wegen ihres Funkstörpotenzials umstritten. Gleichwohl ist das Risiko für Störungen bei HomePlug AV2 geringer als bei Systemen mit Gigle-Chips, die ein wesentlich breiteres Frequenzband (2 bis 300 MHz statt 2 bis 68 MHz) nutzen. (ea)