MWC

Branchentreff in Barcelona

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona trifft sich die Mobilfunkbranche zum jährlichen Stelldichein. In diesem Jahr spielen die Themen Apps und Tablets ebenso eine wichtige Rolle wie LTE und die berühmten "Ökosysteme".

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Barcelona brummt: Seit Montag trifft sich die internationale Mobilfunkszene auf dem Mobile World Congress (MWC), zu dem der Branchenverband GSMA in die katalanische Metropole geladen hat. Für vier Tage füllt sich das altehrwürdige Messegelände im Stadtzentrum mit tausenden Branchenvertretern aus alĺer Welt. Die GSMA rechnet mit insgesamt über 50.000 Fachbesuchern und Medienvertretern aus 200 Ländern. Auf dem Messegelände stellen 1300 Unternehmen ihre Dienste und Produkte vor.

Hier kommen sie alle zusammen: Netzbetreiber, Ausrüster, Geräteindustrie und Softwareanbieter. Wie wichtig das jährliche Treffen für die gesamte Technik- und Mobilfunkbranche ist, zeigen die zahlreich angereisten Topmanager. 2011 ist ein MWC-Jahrgang mit besonders hoher CEO-Dichte. Nicht nur Microsofts Steve Ballmer ist nicht zum ersten Mal hier. Auch die Konzernchefs von AT&T, Cisco, Qualcomm, China Mobile, Ericsson, HTC und Intel sind nach Barcelona gekommen – um nur einige zu nennen. Auch Google-Chef Eric Schmidt gibt sich wieder die Ehre.

Sie alle sind hier, weil sie vom wachsenden Mobilfunkgeschäft profitieren und die Zukunft der Branche mit gestalten wollen. Dabei sind die Perspektiven der Unternehmen, die hier zusammenkommen, oft unterschiedlich. Während es in den westlichen Industrieländern einen Boom bei Smartphones sowie Datennutzung zu verzeichnen gibt und schon von 4G gesprochen wird, geht es in den Schwellenländern oft noch um den Ausbau von 3G. Die nächste Mobilfunkgeneration LTE ist eines der bestimmenden Themen auch in diesem Jahr für Ausrüster und Netzbetreiber.

Viele Gerätehersteller haben wie erwartet schicke neue Smartphones und Handys im Gepäck. Dabei sind viele Weiterentwicklungen, herausstechen können Geräte mit besonderen Eigenschaften wie das Playstation-Handy von Sony Ericsson oder das 3D-Smartphone von LG. Bei den Smartphones hat sich Android nach dem großen Durchbruch im vergangenen Messejahr als feste Größe etabliert. Doch stehen die Handys in diesem Jahr etwas im Schatten ihrer größeren Brüder: Zahlreiche Hersteller haben neue Tablets mit nach Barcelona gebracht, die noch nicht auf der US-Messe CES im Januar zu sehen waren.

Darüber hinaus freut sich die Branche über den anhaltenden Trend bei mobilen Anwendungen. Der im vergangenen Jahr erstmals veranstaltete App Planet wächst entsprechend der Bedeutung, die das Geschäft mit den kleinen Anwendungen für die Unternehmen inzwischen erlangt hat. In Halle 7 tummeln sich mehr als 200 Aussteller. Der dazugehörende Kongress und verschiedene Entwicklerworkshops decken die meisten "Ökosysteme" ab.

"Ökosystem" ist ohne Zweifel das Buzzword der diesjährigen Messe. Damit ist die Gesamtheit aus Entwicklungsumgebung, Anwendungen, Vermarktungsmechanismen und mobiler Infrastruktur gemeint, die sich um Betriebssysteme wie Android und Apples iOS gebildet hat. So ein Ökosystem verspricht Wachstum und neue Geschäftsmöglichkeiten, deshalb will jeder eins haben. Die Branche blickt nicht ohne Neid auf Apple und Google, deren Ökosysteme den Markt dominieren. Vor allem die Netzbetreiber wollen den App-Kuchen nicht den beiden Branchenneulingen überlassen und wollen zusammen mit Geräteherstellern ein systemübergreifendes Ökosystem namens Wholesale App Community etablieren.

Das wollen auch Microsoft und Nokia. Die beiden Branchengrößen sind eigentlich mit leeren Händen nach Barcelona gekommen. Und doch haben sie es geschafft, mit ihrer vor Messeauftakt bekannt gegebenen Kooperation im Smartphone-Bereich eines der Themen der diesjährigen Messe zu setzen. Die Reaktionen sind unterschiedlich: Während durchaus Stimmen zu hören sind, die an das Potenzial der Allianz glauben, überwiegt die Skepsis. Mehr wissen wir im kommenden Jahr, wenn dann auch Nokia und Microsoft wohl mit eigenen Geräten in Barcelona sein werden – mindestens ein Mal wird die Messe noch in Katalonien stattfinden. (vbr)