Facebook bekommt deutsche Lobbyistin

Die deutsche Politik beschäftigt sich mit dem Social Network Facebook schon lange, nun beschäftigt sich auch Facebook mit der deutschen Politik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 58 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Falk Lüke

Die deutsche Politik beschäftigt sich mit dem Social Network Facebook schon lange, nun beschäftigt sich auch Facebook mit der deutschen Politik: Nach knapp einem Dreivierteljahr Suche hat der Social.Network-Riese mit der Politikwissenschaftlerin Eva Maria Kirschsieper eine bislang nur absoluten Insidern des Berliner und Brüsseler Politbetriebs bekannte "Privacy and Policy Managerin" gefunden. Das bestätigte Facebook gegenüber heise online. Nachdem sie zuletzt kommissarisch den Telekommunikations- und Postbereich der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) leitete, wechselt Kirschsieper nun zum Social-Network-Riesen. Vorher war sie bereits für die Europaabgeordnete Erika Mann (SPD) tätig.

Ursprünglich war Facebook auf der Suche nach einer bekannteren Figur der deutschen Internetpolitikszene. "Wir suchen nach einem Botschafter, jemandem der Social Media mit Leidenschaft betreibt und mit Mitglieder des Bundestages und der Europäischen Kommission in Kontakt treten kann", hieß es in den Werbungsversuchen des Unternehmens. In den USA hat sich Facebook relativ früh mit bekannten und unbekannteren Lobbyisten ausgestattet, die die Interessen der Firma in Washington vertreten. In Europa war der ehemalige britische Parlamentsabgeordnete Richard Allan lange Zeit der einzige Vertreter der Firma in politischen Fragen.

In den vergangenen beiden Jahren stand Facebook regelmäßig in der Kritik, da es insbesondere die deutschen Standards bei Datenschutz und Verbraucherschutz nicht erfüllte. Die öffentlichkeitswirksame Kritik der Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sowie die nach einem Gespräch mit Richard Allan aus dem Social Network austrat, die Kritik aus Reihen der Verbraucher- und der behördlichen Datenschützer wie dem Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar ließen Facebook im vergangenen Spätsommer auf die Suche nach einem passenden Vertreter in Berlin gehen. Dies geschah einmal per Anzeigen auf Facebook – zum anderen mit Anwerbeversuchen durch Human-Resources-Manager der Facebook-Niederlassung in Irland.

Die gefundene Kandidatin Kirschsieper selbst geht übrigens höchst restriktiv mit ihrem Facebook-Profil um. Statt einer Figur aus der netzpolitischen Community hat Facebook nun eine eingefleischte "Schnackslerin" gefunden, wie sie über sich selbst schrieb: "Ich bin eine Politische Salonistin, weil: Politisches 'Schnackseln' im kleinen und privaten Kreis über das übliche Maß hinaus produktiv und informativ ist." Ob Schnackseln im Hinterzimmer sich als richtiger Weg erweist, dem angeknacksten Image Facebooks bei gleichzeitig ungebremster Beliebtheit des Netzwerks in Deutschland auf die Sprünge zu helfen, wird sich zeigen. (jk)