Zuse-Reparierer verzweifelt gesucht

Die niedersächsische Ostfalia Hochschule betreibt eine der wenigen noch funktionstüchtigen Z22-Rechenanlagen. Doch der Kreis der Personen, die sich auf Röhrentechnik bei Computern verstehen und Zuse-Rechner warten können, wird immer kleiner.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Fakultät "Bau-Wasser-Boden" am Campus Suderburg der niedersächsischen Hochschule Ostfalia hat ein Problem: Eigentlich sollen die Anfänger des neuen Studiengangs "Angewandte Informatik" den Umgang mit Rechenanlagen ab Herbst von der Pike auf lernen – und das nicht an irgendeiner Anlage, sondern an der Zuse Z22R. Doch derzeit ist die Röhrenmaschine defekt. Und schlimmer noch: Hubert Lehmann, ein früherer Mitarbeiter der Konrad Zuse KG, der bislang dafür gesorgt hatte, die aus dem Jahr 1960 stammende Zuse-Anlage in Suderburg am Leben zu erhalten, ist im vergangenen Monat verstorben.

"Herr Lehmann war eine große Hilfe für uns und wir haben ihm viel zu verdanken", erklärt Diplom-Ingenieur Detlef Krischak. Alle paar Jahre reiste der Rentner aus Osthessen an, blieb ein paar Tage in der Samtgemeinde, wartete die Anlage und beseitigte die eine oder andere Fehlfunktion. Der Kontakt entstand schon Anfang der 1980er-Jahre – doch seither wird der Kreis der Personen, die sich auf Röhrentechnik bei Computern verstehen, immer kleiner. "Hinzu kommt, dass die Anlage sehr empfindlich ist", verdeutlicht Krischak, "um die Z22R betreiben zu können, brauchen wir beispielsweise acht verschiedene Spannungen."

Z22R am Campus Suderburg (5 Bilder)

Die Z22R – Rarität und Koloss in Einem

Vier Meter breit und 2,50 Meter hoch ist die Zuse-Rechenanlage Z22R. Eines der wenigen noch funktionstüchtigen Exemplare steht am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule. (Bild: Campus Suderburg)

Aktuell gibt es große Probleme mit dem optischen Lochstreifenleser, über den die Maschine mit Programmen und Daten gefüttert wird. Der Campus Suderburg sucht deshalb Personen, die eine Instandsetzung durchführen können. "Einen Basisbetrag für die Reparatur haben wir bereits zusammen", schildert Systemadministrator Krischak im Gespräch mit heise online, "aber natürlich würden wir uns auch über Spenden oder sonstige Hilfen freuen." Die Z22R in Suderburg wurde übrigens 1972 dem Landeskulturamt Hannover abgekauft, das damit in den 1960er-Jahren unter anderem Flächenberechnungen durchführte.

Wer den Campus Suderburg beim Weiterbetrieb einer der wenigen noch funktionstüchtigen Zuse-Rechner unterstützen möchte, kann sich direkt an Diplom-Ingenieur Detlef Krischak (d.krischak@ostfalia.de) wenden. (pmz)