Erfolg für Freiwilligen-Projekt Einstein@Home

Zwei Computer des Freiwilligen-Projekts Einstein@Home, für das auch zahlreiche Heise-Leser Rechenkapazität zur Verfügung stellen, haben eine seltene Doppelstern-Konstellation ausgemacht.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Teilnehmer des Projekts Einstein@Home, unter ihnen viele Regulars der Heise-Foren, haben Grund zum Feiern: Zwei Computer der Freiwilligen entdeckten einen Pulsar, der gemeinsam mit einem Weißen Zwerg "einen Kreistanz aufführt". Forscher am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik/Albert-Einstein-Institut in Hannover wollen das Paar nun über Laufzeitverzögerungen der Radiopulse wiegen. Institutsleiter Bruce Allen ist begeistert: "Ein großes Dankeschön geht an die Tausenden Freiwilligen, ohne die wir die Entdeckung nicht gemacht hätten."

Grafische Darstellung der Laufbahnen von J1952+2630 und seinem Begleiter um einen gemeinsamen Schwerpunkt.

(Bild: AEI)

Einstein@Home ist mit derzeit 290.000 Teilnehmern weltweit eines der größten Projekte für verteiltes Rechnen. Es wurde im Jahr 2005 gestartet und sucht vor allem in den Datenbergen der LIGO/Virgo/GEO-Detektoren nach Gravitationswellen. Seit 2009 werden 35 Prozent der verfügbaren Rechenleistung verwendet, um Daten beim PALFA-Projekt zu durchsuchen. Dieses Projekt sucht nach ungewöhnlichen Pulsaren und konnte bereits im vergangenen Jahr einen Treffer verbuchen.

Das nun gefundene und im Astrophysical Journal vorgestellte Paar von einem Pulsar und einem Weißen Zwerg sei eine seltene Erscheinung, erklären die Max-Planck-Wissenschaftler: "J1952+2630 blitzt alle 20,7 Millisekunden einmal auf und befindet sich in einer Entfernung von rund 31.000 Lichtjahren von der Erde. Aus der Modulation der Radiopulse schlossen die Astronomen, dass der Pulsar einen Partnerstern mit einer Mindestmasse von 95 Prozent der Sonnenmasse besitzt. Der Tanz beider Himmelskörper einmal um den gemeinsamen Schwerpunkt dauert 9,4 Stunden und ist nahezu perfekt kreisförmig."

Vergleichbare Weiße Zwerge, die bisher entdeckt werden konnten, seien wesentlich kleiner und kämen auf 0,1 bis 0,3 Sonnenmassen. Dank der hohen Masse des Weißen Zwerges (einem ausgedienten Stern, der erst eine Sonne war, dann Roter Riese und schließlich Weißer Zwerg wurde) könnte sich das entdeckte System zum Testen der Laufzeitverzögerung von Licht nach der allgemeinen Relativitätstheorie eignen. Die Wissenschaftler sprechen dabei von der sogenannten Shapiro-Verzögerung.

Heise-Regulars haben eine enge Beziehung zum Rechenprojekt Einstein@Home. Zeitweilig arbeiten über 700 Rechner von Heise-Lesern in dem Projekt mit. Der Heisig, ihr Maskottchen, schlich sich schon einmal in die Präsentation der Gravitationswellenforscher ein. Gefunden wurden die Signale des Pulsaren allerdings von den Computern von Vitaly V. Shiryaev (Moskau, Russland) und Stacey Eastham (Darwen, Großbritannien). (pmz)