Nach langem Warten: CentOS 5.6 erschienen

Drei Monate nach Veröffentlichung der Vorlage hat das CentOS-Projekt nun den Nachbau von RHEL 5.6 zum kostenlosen Download gestellt. Die CentOS-Entwickler wollen die Fertigstellung von CentOS 6 vorantreiben.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das CentOS-Projekt hat Version 5.6 von CentOS veröffentlicht. Die kostenlos erhältliche Linux-Distribution ist ein Nachbau des Mitte Januar freigegebenen Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5.6, das Red Hat über ein Abo-Modell vertreibt. CentOS muss bei den Nachbauten lediglich geschützte Dinge – etwa durch Bildelemente mit dem Red-Hat-Trademarks – in den Quellpaketen ersetzen und Letztere anschließend neu übersetzen. Dadurch enthält CentOS alle bei 5.6 eingeführten Verbesserungen und soll voll kompatibel zur Vorlage sein.

Zu den Verbesserungen der Version 5.6 zählen Versionen des Nameservers Bind, des Hypertext Preprocessors PHP und der Treibersammlung Hplip, die deutlich neuer sind als jene, die den 5er-Familien von RHEL und CentOS anfangs beilagen; Anwender müssen allerdings nicht auf die neuen Versionen umsteigen und können auch die bisherigen weiter einsetzen. Mit Version 5.6 bietet das CentOS-Projekt nun auch Debuginfo-Depots an, über die Anwender Pakete mit Debug-Informationen nachinstallieren könne, um Fehlern nachzustellen.

Mit 12 Wochen verging zwischen der Freigabe von RHEL und CentOS 5.6 diesmal ungewöhnlich viel Zeit; typischerweise schaffen die CentOS-Entwickler den Nachbau eines Minor-Release von RHEL in 6 bis 8 Wochen. Für diese Verzögerung waren verschiedene Probleme verantwortlich; darunter ein hartnäckiger Fehler im Installer und ein in letzter Minute gefundenes Problem bei den Installation-Medien für x86-64-Systeme. Die Versorgung mit Korrekturen für nicht-kritische Sicherheitslücken war in diesen 12 Wochen eingeschränkt, was die in Linux-Kreisen angesehene Webseite LWN.net in einem Artikel thematisierte; in einem zweiten Beitrag rief LWN.net die amerikanischen Webhoster auf, mehr zu CentOS beizutragen, weil viele von ihnen die Linux-Distribution einsetzen.

Viele CentOS-Anwender dürften unterdessen sehnlichst auf die Version 6.0 warten – den Nachbau der ersten Version aus der RHEL6-Familie, die Red Hat im vergangenen November eingeführt hat. Die Fertigstellung dieser CentOS-Version wollen die Entwickler nun wieder verstärkt vorantreiben, nachdem sie sich in den vergangenen Wochen auf die 5er-Familie konzentriert hatten, um die Nutzer dieser schon lange erhältlichen Distributionsreihe möglichst schnell auf den neuesten Stand zu bringen. Red Hat arbeitet allerdings schon an RHEL 6.1 und dürfte das vielleicht schon Anfang Mai anlässlich der diesjährigen Red Hat Summit and JBossWorld vorstellen, wenn die Red-Hat-Entwickler denn mit dem üblichen Tempo arbeiten. Die Entwickler des ebenfalls recht bekannten und im universitären Umfeld entstandene RHEL-Nachbaus Scientific Linux (SL) sind dem CentOS-Projekt voraus, denn sie haben SL 6.0 bereits Anfang März freigegeben.

Siehe dazu auch:

  • CentOS im heise Software-Verzeichnis

(thl)