EU-Kommission arbeitet an Mobilfunk-Kodex für den Jugendschutz

Der Tausch von Gewaltvideos über Mobilfunktelefone und die Abzocke von Jugendlichen über Premium-SMS-Angebote seien ein wachsendes Problem.

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  • Monika Ermert

Die EU-Kommission will ein Memorandum of Understanding mit Europas Mobilfunkbetreibern zum Schutz von Kindern und Jugendlichen schließen. Das berichtete Horst Forster, Direktor in der Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien der EU-Kommission bei der 3. Zukunftswerkstatt der Kommission für Jugendmedienschutz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Bundeszentrale für Politische Bildung gestern in Berlin. Der Tausch von Gewaltvideos über Mobilfunktelefone, aber auch die Abzocke von Jugendlichen über Premium-SMS-Angebote wurde von verschiedenen Referenten bei der Jugendschutzveranstaltung als wachsendes Problem bezeichnet.

Seit 2004 hätten Großbritannien, Irland und Dänemark Kodizes zur Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen für den Mobilfunk, seit 2005 auch Italien und Deutschland. Frankreich sei Anfang des Jahres hinzugekommen. "Wir können die Branchen dieser Mitgliedsländer nur beglückwünschen", sagte Forster. Noch müssten sich die Kodizes sicherlich bewähren, Einzelfragen blieben zu diskutieren. Verwundert sei man bei der Kommission beispielsweise darüber, dass es keine Schiedsstellen gebe. Ein bereits existierendes Arbeitsdokument soll nun die bestehenden Fragen zusammenfassen, einen Überblick über die bestehenden Kodizes schaffen und die Frage nach einer gesamt-europäischen Regelung stellen. "Ein Verhaltenskodex auf EU-Ebene, der kompatibel ist mit den existierenden Übereinkommen, ist unserer Ansicht nach möglich, wünschenswert und zeitgerecht", so Forster.

Die Kommission werde das Arbeitsdokument in Kürze im Netz veröffentlichen und damit eine öffentliche Konsultation einleiten. Bis 2007 hofft man dann auf eine Übereinkunft mit den Mobilbetreibern. "Die neuen Medien bieten vielerlei Chancen", sagte Forster. "Die Gefahr des Missbrauchs wird aber größer und nicht kleiner und das Problem wird auch von alleine nicht verschwinden." Daher seien unverminderte Anstrengungen aller am öffentlichen Wohl interessierten Organisationen und des Staates erforderlich, um den Missbrauch einzudämmen – "und zwar in dieser Reihenfolge".

Der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz, Wolf-Dieter Ring, gab sich demgegenüber skeptisch mit Blick auf reine Selbstverpflichtungen. Friedemann Schindler von Jugendschutz.net forderte die Anbieter auf, ein kindersicheres oder familiensicheres Mobilfunktelefonangebot aufzunehmen.

Wie so etwas für die Kleinsten aussehen kann, beschrieb in Berlin der Walt-Disney-Deutschland-Vertreter Thomas Lang. Das Disney-Mobiltelefon für die Kleinsten soll demnach vor allem drei Tasten haben: "für Mama, Papa und Notruf". Eltern könnten das Gerät dazu nutzen, per GPS zu überprüfen, ob ihre Kinder sich noch im Kindergarten aufhalten. Der von Disney in den USA angebotene Dienst umfasst darüber hinaus Höchstgrenzen für die Kommunikationskosten und eine genaue Aufschlüsselung nach Sprache, SMS, MMS und Download-Minuten. Zudem können bestimmte Uhrzeiten und Rufnummern-White-Lists festgelegt werden. Disney denke darüber nach, ein solches Angebot bald auch in Europa zu machen. (Monika Ermert) / (se)