Fehlstart für zentrale Hochschulzulassung
Die Software für den einheitlichen Zugang zu den Hochschulen kann nicht wie geplant zum kommenden Wintersemester an den Start gehen. Grund sind vor allem Schwierigkeiten bei der Anbindung der Uni-spezifischen Programme.
- Christian Kirsch
Ursprünglich sollten sich Interessenten ab dem Wintersemester 2011/12 zentral für Plätze bei den deutschen Hochschulen bewerben können. Die benötigte Software ist jedoch so fehlerhaft, dass der Start des vom Bund mit 15 Millionen Euro geförderten Projekts jetzt verschoben wird. Ob die Verzögerung ein oder zwei Semester oder gar, wie Spiegel Online mutmaßt, zwei Jahre beträgt, ist noch unklar. Bislang hatten vier Bundesländer ihre Hochschulen zur Nutzung des neuen Systems verpflichten wollen. Dazu gehörte auch Berlin, wo die Humboldt Universität jedoch laut Tagesspiegel das Verfahren nur für zwei Studiengänge einsetzen wollte.
Schuld am Fehlstart ist nach übereinstimmenden Aussagen der für das Vorhaben zuständigen Stiftung Hochschulstart und Betroffener nicht die von T-Systems neu entwickelte Software, sondern von den Hochschulen eingesetzte Programme, die zum großen Teil von der hannoveraner HIS GmbH stammen. Der Leiter eines Studierendensekretariats meinte gegenüber heise online, das Problem seien nicht aktuelle Web-Anwendungen, sondern alte Client-Programme. "T-Systems hat alles so programmiert, wie es von ihnen verlangt wurde", ist er überzeugt. Allerdings habe es sich um "ein Geschäftsmodell auf Zuruf" gehandelt – kaum eine Hochschule könne den Prozess der Zulassung und Einschreibung exakt beschreiben, sodass die Umsetzung in Software ohnehin nur schwer möglich sei. Anders als bislang offiziell dargestellt, gebe es in dem neuen System durchaus Fehler der Kategorie "Showstopper". So seien im Testbetrieb Online-Bewerbungen einfach verschwunden. Da sowohl Datenhaltung als auch der Zugang zentral sowie dezentral organisiert seien, sei das System insgesamt zu komplex.
Das neue "dialogorientierte Serviceverfahren" (DoSV) soll die Zulassung durch Zentralisierung beschleunigen. Bislang können sich Studenten bei beliebig vielen Hochschulen um einen Studienplatz bewerben und zunächst auch beliebig viele Zusagen annehmen. Dadurch stellt sich in vielen Fällen erst relativ spät heraus, wer welchen Studienplatz tatsächlich in Anspruch nimmt. Die anschließenden Nachrückerrunden ziehen sich bis zu zwei Monate hin. Beim DoSV bewerben sich Studenten für bis zu 12 Kombinationen aus Fächern und Hochschule online und erhalten ihre Zulassungen auf diesem Weg. Nehmen sie eine davon an, werden alle betroffenen Hochschulen sofort unterrichtet und die Bewerbung ist abgeschlossen.
(ck)