Notebooks mit Power

Für Spiele solls ein schneller 3D-Grafikchip sein, für Bild- und Videobearbeitung ein leistungsstarker Prozessor. Bei solchen Notebooks steht gerade ein Wechsel von der ersten zur zweiten Generation der Core-i-Prozessoren an, doch den Start hat Intel mit einem Bug im Chipsatz gut vermasselt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich sollten Notebooks mit den zu Jahresbeginn angekündigten Core-i-2000-Prozessoren (ehemaliger Codename Sandy Bridge [1] ) schon längst erhältlich sein, doch just als die Hersteller Ende Januar mit der Auslieferung beginnen wollten, wurde ein Fehler im Chipsatz entdeckt. Geräte mit überarbeitetem Chipsatz kommen erst jetzt in den Handel.

Wir haben uns neun gut ausgestattete Notebooks mit 15,4-, 15,6- und 16-Zoll-Displays angesehen: Acer Aspire Ethos 5950G, Apples aktuelles MacBook Pro 15, Asus K53SV, Dell XPS 15, Medion Akoya P6631, MSI GT680, Packard Bell EasyNote TS11HR, MySN XMG P501 und Sony Vaio F21. Die Geräte kosten zwischen 800 Euro (Asus) und 2300 Euro (Apple).

Intel Sandy-Bridge-Prozessoren liefern gegenüber der ersten Core-i-Generation ein ordentliches Plus an Rechenleistung zum selben CPU-Preis. Lief der langsamste alte Vierkern Core i7-720QM, der in vielen Notebooks zum Einsatz kam, mit 1,6 GHz und per Turbo Boost mit bis zu 2,8 GHz, so erhöhte Intel beim Core i7-2720QM, den Apple und MySN einsetzen, den Takt auf 2,2 GHz; mit Turbo Boost sind es satte 3,3 GHz. Dieses gewaltige Performance-Plus zum selben Preis war etlichen Notebook-Herstellern allerdings zu groß, und so nahm Intel relativ kurzfristig noch den kleineren Vierkern Core i7-2630QM ins Portfolio auf. Er hat mit 2,0 GHz (per Turbo Boost bis zu 2,9 GHz) immer noch genügend Wumms und steckt in vier der hier getesteten Notebooks ab 900 Euro.

In den Notebooks von Asus, Dell und Medion arbeitet der Doppelkern Core i5-2410M. Er dreht mit Turbo Boost ebenfalls auf bis zu 2,9 GHz auf und ist in Anwendungen, die nur einen Kern auslasten, deshalb genauso schnell wie der i7-2630QM. Auch im Office-Betrieb spürt man keinen Unterschied zwischen Zwei- und Vierkern-CPU. Verteilt eine Anwendung ihre Berechnungen jedoch auf mehrere parallele Threads – und das können inzwischen die meisten Bild- und Videobearbeitungsprogramme –, braucht der Doppelkern für dieselbe Rechenaufgabe fast doppelt so lange.

Der Turbo Boost, mit dem die Prozessoren je nach Auslastung ihren Takt um mehrere 100 MHz anheben, wurde mit Sandy Bridge verfeinert; die Stufen betragen jetzt 100 statt 133 MHz. Wegen Turbo Boost operieren die CPUs unter Rechenlast immer nahe an ihrer spezifizierten Abwärme (TDP: Thermal Design Power); das fordert die Kühlsysteme der Notebooks. Packard Bell bleibt dennoch mit maximal 0,7 Sone sehr leise, und auch Acer und Asus halten den Geräuschpegel auf erträglichem Niveau um 1,5 Sone. Alle anderen Lüfter rauschen lautstark drauflos, sobald die Prozessoren gefordert werden, und lärmen mit um 2,5 Sone. Dell belastet Ohren und Nerven noch stärker: 3,1 Sone.

Alle Sandy-Bridge-Prozessoren haben die Befehlssatz-Erweiterung AVX (Advanced Vector Extensions, [2] ) eingebaut. Um aus den schnellen Spezialbefehlen Profit zu schlagen, müssen Anwendungen wie schon bei SSE mit entsprechenden Compiler-Flags übersetzt werden. Zudem ist das Betriebssystem eine Hürde, denn Windows 7 kennt AVX erst mit installiertem Service Pack 1, ältere Windows-Versionen gar nicht. Kommt beides nicht zusammen, dann liegt AVX brach.

Das SP1 für Windows 7 ist bereits seit Ende Februar zum freien Download über Microsofts Windows-Update-Dienst erhältlich, hat es aber nur bei Medion in die Windows-7-Vorinstallationen der hier getesteten Sandy-Bridge-Notebooks geschafft. Bei allen anderen Modellen steht nach dem Auspacken erst einmal der Download des bis zu 900 MByte großen Updates an.

Obwohl die in den Sandy-Bridge-Prozessoren integrierte Grafikeinheit Intel HD 3000 gegenüber der Vorgänger-Generation deutlich zugelegt hat, spielt ihre 3D-Performance bei den hier getesteten Notebooks keine Rolle, denn alle Hersteller haben schnelle Grafikchips eingebaut. Weit verbreitet ist Nvidias Mittelklasse-GPU GeForce GT 540M, die in gleich fünf Kandidaten steckt. Sie reicht für die meisten aktuellen 3D-Spiele aus, wenn man die Detail- und Effektregler auf mittleren Stufen lässt.

Sollen die 3D-Welten dagegen wie auf den Screenshots der Spielehersteller aussehen, muss es ein schnellerer Grafikchip sein – mit solchen warten die anderen vier Notebooks auf. Dass der Radeon HD 6850M des Acer-Notebooks in älteren DirectX-9-Spielen kaum mehr liefert als der laut Datenblatt langsamere HD 6750M im MacBook Pro 15, liegt am verwendeten Grafikspeicher: Acer stellt dem Grafikchip nur GDDR3-Speicher zur Seite, Apple hingegen GDDR5 mit doppelter Bandbreite. Nur in topaktuellen DirectX-9-, -10- oder -11-Spielen mit heftigem Shader-Einsatz kann sich der HD 6850M spürbar absetzen.

Ebenfalls mit GDDR5-Speicher befeuert sind die beiden noch performanteren GeForce GTX 460M im MSI und GTX 485M im MySN. Letzterer ist der derzeit schnellste Notebook-Grafikchip und liefert in etwa so viel 3D-Power wie das obere Mittelfeld der Desktop-Grafikkarten – man kann also selbst in aktuellen Grafikkrachern die Detailregler in der oberen Hälfte lassen.

Läuft gerade kein Spiel, warten die Nvidia-GPUs bei Asus, Dell, Medion und Packard Bell von der Stromversorgung getrennt auf ihren nächsten Einsatz; die 2D-Darstellung obliegt dann der HD-3000-Einheit im Prozessor – das verlängert die Laufzeit. Auch das MacBook Pro 15 kann seinen AMD-Grafikchip im Betrieb zu- und abschalten, allerdings nur unter Mac OS X: Installiert und startet man Windows mittels Boot Camp, so ist die GPU immer aktiv.

Die Notebooks von Asus, Dell, Medion und Packard Bell bieten Käufern noch einen weiteren Vorteil abseits der längeren Akkulaufzeit: Nur dort lässt sich die rasend schnelle Video-Transcodier-Einheit QuickSync nutzen. Sie ist zwar Teil aller Sandy-Bridge-Prozessoren, wird aber über Intels Grafiktreiber angesteuert – der fehlt bei den anderen und lässt sich dort auch nicht nachinstallieren. QuickSync wird von etlichen Transcodier- und Schnittprogrammen unterstützt und war im Test mit Cyberlinks MediaEspresso merklich schneller als das Umrechnen per Nvidia- oder AMD-GPU – geschweige denn rein Prozessor-basiert.

Apropos Berechnungen auf die GPU auslagern: Das können alle verwendeten Grafikchips von AMD und Nvidia, doch in den Treibern der Notebook-Hersteller fehlen mitunter die zugehörigen Schnittstellen DirectCompute oder CUDA (nur Nvidia). Weil kaum ein Notebook-Hersteller die Treiber seiner Notebooks selbst über einen längeren Zeitraum pflegt, haben sich die GPU-Hersteller der Sache angenommen und stellen allgemein gehaltene Notebook-Referenztreiber mit den Schnittstellen zum Download bereit.

Leider ist nicht gesagt, dass sie so einfach wie bei Desktop-PCs funktionieren: Die zum Testzeitpunkt aktuellen Notebook-Treiber Verde 270.51 von Nvidia ließen sich nur auf dem MSI-Gerät installieren. Die Installation von AMDs Catalyst 11.3 lief zwar durch, ersetzte die Herstellertreiber aber nicht. Das ist ärgerlich, helfen neuere Treiber doch auch bei Grafikfehlern oder Performance-Einbußen in Spielen, die nach der Entwicklung der auf dem Notebook eingespielten Treiber veröffentlicht werden.

Acer und MSI geben ihren Notebooks satte 16 GByte Arbeitsspeicher mit auf den Weg – möglich machen dies vier statt der üblichen zwei RAM-Slots. MySNs P501 hat ebenfalls vier Slots, die in der getesteten Konfiguration aber „nur“ mit 8 GByte bestückt sind. Medion, Packard Bell, MySN und Sony bieten ebenso viel Arbeitsspeicher, aber nur zwei Speichersteckplätze. Die Geräte haben damit bereits ihren Maximalausbau erreicht, denn größere Speichermodule als 4 GByte gibt es im kompakten SO-DIMM-Format derzeit nicht – erst im Laufe des Sommers soll es 8-GByte-SO-DIMMS geben.

Die günstigen Notebooks von Asus und Dell haben 4 GByte RAM, was bei Einsatz von Video- oder Bildbearbeitungssoftware bereits etwas knapp ist, für Office-Aufgaben hingegen völlig ausreicht. Apple gibt seinem MacBook Pro ebenfalls nur 4 GByte RAM mit – angesichts des mehr als doppelt so hohen Gerätepreises unangemessen knausrig.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 10/2011. (mue)