Wolkenkuckucksbüro

Mit Cloud-Diensten lassen sich Fotos schnell „mal eben“ für die Oma und ihre Freundinnen freigeben, das weiß inzwischen jedes Enkelkind. Geeks verwalten im Netz die historische CPU-Sammlung, damit sie in der LAN-Party-Raucherpause nicht aus Versehen eine Z80-Dublette ersteigern. Geht es jedoch um anspruchsvolle Office-Dokumente, sollte man die neuen Cloud-Dienste schon genau unter die Lupe nehmen. Dabei sind nicht nur die Ansprüche an die Bearbeitungsfunktionen deutlich höher, sondern auch die an die Sicherheit.

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Von
  • Ralf Nebelo

Egal, ob im Büro, zu Hause oder unterwegs: Auf Dokumente, die im Internet gespeichert sind, kann man von jedem PC oder Notebook aus jederzeit zugreifen und sie bearbeiten. Zumindest die Ansicht der Unterlagen ist auch per Smartphone möglich. Längst haben sich Office-Webdienste von einfachen Anwendungen mit nur wenigen Grundfunktionen zu Werkzeugen für alle wichtigen Alltagsaufgaben entwickelt. Sie bringen nicht nur Texte, Tabellen oder Präsentationen in Form, sondern integrieren auch besonders leicht Inhalte aus dem Web ins Dokument.

Für diesen Test haben wir die Online-Dienste Acrobat.com von Adobe, Google Text & Tabellen, Microsoft Office Web Apps, ThinkFree Online Office und Zoho Office miteinander verglichen. Internet-Provider wie Web.de und 1 & 1 bieten ihren Kunden ebenfalls Office-Dienste an, setzen dabei aber auf die Lösungen von Zoho (1 & 1) beziehungsweise ThinkFree (Web.de). Oracle offeriert mit Cloud Office zwar ebenfalls eine Web-Lösung. Sie ist aber nur als Softwarepaket zur Installation auf den Kundenservern erhältlich. Als Dienst bietet Oracle sein Web-Office nicht an.

Alle vorgestellten Angebote sind für Privatanwender kostenlos. Einige enthalten weitere Dienste, etwa zum Zeichnen, Festhalten von Notizen oder zur Formularverwaltung. Den Online-Speicherplatz darf man in manchen Fällen als universelles Web-Drive für Daten aller Art nutzen, andere Dienste erlauben nur die Ablage von Office-Dokumenten. Beim Speichervolumen gibt es eine große Spanne, die bei einem GByte (Google Text & Tabellen, ThinkFree Online Office und Zoho Office) beginnt und beim 25-Fachen (Microsoft Office Web Apps) endet. Wer mehr Platz braucht, kann ihn bei allen Anbietern hinzukaufen. Eine Hilfefunktion ist grundsätzlich mit an Bord. Mitunter müssen sich Ratsuchende aber mit wenigen Stichwörtern begnügen, während im besten Fall Video-Tutorials beim Einstieg helfen.

Die Nutzung der Web-Dienste ist denkbar einfach. Um ein Benutzerkonto anzulegen, genügen außer der Eingabe einer Mail-Adresse meist einige wenige persönliche Angaben – und der Klick zum Akzeptieren der Nutzungsbedingungen. Die wenigsten Anwender werden sich allerdings vorher den gesamten Text des Herstellers tatsächlich durchlesen. Welche Fallstricke mitunter in diesen Bedingungen lauern, beschreibt der Artikel zum Datenschutz bei Web-Diensten ab Seite 136 .

Die Office-Verstärkung aus dem Web lässt sich in unterschiedlicher Weise nutzen. Falls die gebotenen Funktionen den Ansprüchen genügen, kann man auf die Einrichtung eines lokalen Programms verzichten, erstellt seine Dateien direkt im Browser und legt sie im Format des gewählten Dienstes lokal oder im Web ab. Zum weiteren Bearbeiten ist dann in jedem Fall wieder ein Login beim Web-Dienst nötig. Wer nicht ohne die ausgeklügelten Spezialfunktionen von Microsoft Office arbeiten kann oder will, nutzt die Web-Dienste als flexible Erweiterung des Desktop-Programms. Lokal erstellte Dokumente im MS-Office-Format – seltener auch solche aus OpenOffice – kann man dazu in die Web-Dienste importieren. Diese verstehen sich auf die Fremdformate mittlerweile so gut, dass das Anschauen von Dokumenten recht komfortabel möglich ist; beim Bearbeiten muss man allerdings nach wie vor mit Abstrichen rechnen. Dafür bieten die Dienste außer der Flexibilität für den Einzelnen besondere Vorteile für Arbeitsgruppen. Dateien oder ganze Ordner im Web lassen sich freigeben, wobei abgestufte Rechte die genauen Spielregeln für den gemeinsamen Zugriff festlegen. Um die Teamwork-Fähigkeiten der Testkandidaten geht es in dem Artikel ab Seite 132 .

Der Markt der Online-Büro-Dienste ist derzeit kräftig in Bewegung. Wirkten die Web Apps von Microsoft zunächst wie eine etwas hilflose und viel zu späte Antwort auf Google Text & Tabellen, so erscheinen sie in Verbindung mit Office 365 als Teil einer neuen strategischen Ausrichtung, die gar nicht in erster Linie den Privatanwender im Blick hat. Ebenso plant Adobe eine Ausweitung des Kundenkreises von Acrobat.com. Früher oder später wollen alle Anbieter Geld verdienen. Firmenkunden sollen dann auf einer monatlichen oder jährlichen Basis je nach Bedarf die Option auf mehr oder weniger Softwarenutzung kaufen. Die momentan großzügigen Gratisangebote für Privatanwender dienen den Anbietern sicherlich auch dazu, Erfahrungen zu sammeln.

Wir haben uns in diesem Test bewusst auf die Web-Dienste für den täglichen Büro-Dreikampf beschränkt. Sie sind jedoch nur ein Teil des jeweiligen Angebots. Zoho bietet von der Buchhaltung bis zum CRM auch Dienste für geschäftliche Zwecke an und die Web Apps von Microsoft sind unter dem Dach von Windows Live angesiedelt – wer sich anmeldet, ist nur einen Mausklick von Hotmail und MSN entfernt. Auch Google versucht, dem Text & Tabellen-Anwender weitere Angebote schmackhaft zu machen, und schlägt ihm nach der Anmeldung regelmäßig vor, ein öffentliches Google-Profil anzulegen.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 10/2011.

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Office überall und gratis

Artikel zum Thema "Office überall und gratis" finden Sie in c't 10/2011:

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