Facebook, Twitter und der Tod von RSS

Facebook und Twitter haben offenbar ihre Newsfeed-Unterstützung abgeschaltet und geben damit den RSS-Totengräbern neue Argumente, die meinen, RSS und Atom hätten sich nie in der breiten Masse durchsetzen können.

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Von
  • Herbert Braun

"RSS ist tot " – für die Online-Avantgarde ist das zu einer Art Meme geworden. Gemeint ist damit, dass soziale Netzwerke wie Facebook oder der personalisierte Nachrichtenstrom Twitters das Modell, eine Nachrichtenquelle zu abonnieren, ablösen. Ohnehin meinen die Newsfeed-Totengräber, RSS und Atom hätten sich nie in der breiten Masse durchsetzen können. Untersuchungen, wie viele der "RSS ist tot"-Blogbeiträge per Newsfeed gelesen worden sind, sind uns nicht bekannt.

Jetzt hat die "RSS ist tot"-Fraktion wieder neue Argumente erhalten. Facebook und Twitter hätten RSS stillschweigend komplett abgeschaltet, heißt es in einem vielzitierten Blogpost. Tatsächlich enthält die im September freigeschaltete neue Twitter-Startseite keinen Hinweise mehr auf Newsfeeds; die bisher noch erreichbare alte Twitter-Seite verweist noch auf drei Feeds, doch funktionieren offenbar weder der Timeline- noch der Erwähnungs-Feed, nur die Tweet-Favoriten lassen sich noch abonnieren. Offiziell hat Twitter tatsächlich die RSS-Unterstützung eingestellt und verweist auf den Authentifizierungsmechanismus OAuth, über den Anwendungen Newsfeeds bereitstellen können. Im Übrigen können einige Feedreader (etwa Google Reader) Twitter-Profile direkt über ihre URL (http://twitter.com/profilname) abonnieren. Update: Twitter stellt unter der URL http://twitter.com/statuses/user_timeline/[ID].rss (oder .atom) nach wie vor eine Newsfeed-Schnittstelle einzelner Twitter-Profile zur Verfügung. Die Twitter-ID lässt sich dabei als ID-Nummer oder als Benutzername angeben.

Auf Facebook ist es offenbar nicht mehr möglich, komplette Benutzer oder Seiten per Newsfeed zu lesen. Profil-URLs nach dem Muster http://www.facebook.com/feeds/page.php?id=[Facebook-ID] sind zwar nicht mehr erreichbar, [Update] aber mit einem zusätzlichen Argument wie &format=rss20 oder &format=atom10 spuckt Facebook weiterhin einen Newsfeed aus – was allerdings nirgends dokumentiert ist. Die Facebook-ID lässt sich am einfachsten auf http://graph.facebook.com/[Benutzername] ermitteln. [/Update] Die Hilfe-Funktion weist außerdem darauf hin, dass man Benachrichtigungen für das eigene Profil sowie die von Freunden geposteten Links abonnieren kann.

Für die Newsfeed-Anhänger sind das keine guten Nachrichten, aber auch keine besonders überraschenden: RSS steht zu Facebook und Twitter in einer Art Konkurrenzverhältnis als Nachrichtenstrom. Insgesamt scheint das Format noch recht verbreitet zu sein: Mindestens 7,7 Millionen Websites bieten ihre Informationen auf diese Weise an; unter den besucherstärksten ist es mehr als jede fünfte. Tot sind RSS, Atom und Co. also noch lange nicht. (heb)