Canon greift zur Chipverdongelung bei Druckerpatronen

Im Wettbewerb mit alternativen Verbrauchsmaterialanbietern setzt nun auch Canon bei seinen Tintentanks auf Zählerchips und integrierte Druckköpfe.

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Von
  • Tim Gerber

Der japanische Elektronik-Konzern Canon hat eine neue Serie von insgesamt zwölf Tintendruckern und Multifunktionsgeräten mit neuen Patronentypen angekündigt. Die derzeit gebräuchlichen Patronen für Canon-Drucker waren seit vielen Jahren unverändert von Modellgeneration zu Modellgeneration übernommen worden. Die neuen Modelle sollen nun je nach Preisklasse entweder mit Patronen arbeiten, bei denen wie bei Druckern von Hersteller Hewlett-Packard und Lexmark Tintentank und Druckkopf zu einer Kombipatrone verschmolzen sind; oder mit Einzelfarbtanks, die nunmehr mit einem Chip zur Tintenstandsüberwachung und einer LED bestückt sind. Letztere soll durch verschiedene Blinkfrequenzen auch ohne PC den jeweiligen Füllstand der Patrone signalisieren.

Bisher ist Canon als einziger der vier bedeutenden Tintendrucker-Hersteller bei allen gängigen Patronentypen ohne jegliche Elektronik ausgekommen. Mit der neuen Füllstandsanzeige will Canon vor allem die Kosten für Fehldrucke reduzieren, die entstehen, wenn während eines Druckes die Tinte ausgeht, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

Erheblich erschwert, wenn nicht gar völlig unterbunden werden dürfte jedoch das Angebot an Alternativ-Patronen und das Wiederauffüllen leerer Originale. In der Vergangenheit hatte Canon bereits versucht, durch mehr oder minder abstruse Patentklagen andere Anbieter am Geschäft mit Tinte für seine Drucker zu hindern. Inwieweit die Verchipung gegen die sogenannte Elektronikschrott-Richtlinie der EU verstößt, ist bislang eine Frage des jeweiligen Standpunktes. Im so genannten "Clever-Chip-Artikel" (Artikel 4) der Elektronikschrott-Richtlinie hatten die EU-Parlamentarier festgeschrieben, dass die Hersteller die Wiederverwendung von Verbrauchsteilen nicht durch technische Maßnahmen verhindern dürfen. Von den Druckerherstellern wird jedoch einstimmig damit argumentiert, ihre Chips dienten ja nicht der Wiederverwendungsblockade, sondern ausschließlich der Tintenstandskontrolle oder der Qualitätssicherung. Zur wirklichen Durchsetzung des ursprünglichen Willens der Volksvertreter in Brüssel ist die Formulierung in der Richtlinie und in der deutschen Umsetzung jedoch viel zu schwammig.

Die Benutzer heutiger Canon-Drucker scheinen die Chips jedenfalls nicht vermisst zu haben. Nach Einschätzung von Markbeobachtern waren Drucker dieser Marke in den letzten Jahren ganz im Gegenteil gerade wegen des Verzichts auf solche Maßnahmen und den aus dieser Produktpolitik resultierenden niedrigen Druckkosten enorm erfolgreich. Dem Hersteller gelang es damit sogar, die viele Jahre unangefochtene Nummer Eins HP vom Thron zu stoßen und die Marktführerschaft bei Tintendruckern zu erlangen. Bei großen Internet-Versendern belegen die derzeitigen Modell iP3000 und iP4000 die besten Plätze im Verkaufsranking -- mit großem Abstand vor der Konkurrenz.

Nicht zuletzt bestätigte eine Umfrage bei heise online im Februar, dass das bisherige Verbrauchsmaterial-Konzept bei den Anwendern außerordentlich gut ankommt. Besitzer von Canon-Druckern waren mit Abstand die zufriedensten. (tig)