LinuxTag 2011: "Where .com meets .org" gilt weiterhin

Vom 11. bis zum 14. Mai findet auf dem Berliner Messegelände der 17. LinuxTag statt. Die Besucher erwarten 160 Vorträge, einige Workshops sowie die Stände von 125 Ausstellern; bei knapp zwei Drittel davon handelt es sich um freie Projekte.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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(Bild: linuxtag.de)

Bei der Eröffnungsveranstaltung zum 17. LinuxTag und der anschließenden Pressekonferenz betonten Jens Heithecker von der Messe Berlin sowie Marko Jung und Nils Magnus von Linuxtag e. V. mehrfach, wie wichtig es sei, dass der LinuxTag Unternehmen und Open-Source-Projekte zusammenbringe; "Where .com meets .org" gelte weiterhin für den LinuxTag, weil man in dieser Mischung weiterhin eine große Chance sehe, von der beide Seiten profitieren.

"Linux bedeutet Freiheit, Offenheit, aber auch eine Herzensangelegenheit für viele Projekte mit Mitgliedern, die das freiwillig in ihrer Freizeit machen" sagte Nils Magnus. Er bedankt sich in Rahmen der Eröffnungsrede bei den teilnehmenden Open-Source-Projekten, der Messe Berlin und insbesondere bei den Freiwilligen, die bei der Organisation des LinuxTags helfen. Er führte ferner aus, dass Linux und Linux-Anwender in den ersten Jahren des LinuxTags kritisch beäugt worden sind. Unternehmen hätten sich aber nach der Jahrtausendwende immer mehr mit Linux angefreundet; parallel dazu sei aber auch die Community professioneller geworden. Durch den Linux-Einsatz in Fernsehern und Smartphones sei Linux in gewisser Weise auf dem Desktop angekommen und dabei, ins Erwachsenenalter überzugehen.

Die Zahl der kommerziellen Aussteller auf dem LinuxTag liegt wie im vergangen Jahr bei 43; freie Projekte seien um die 80 Stück zugegen – eine handvoll mehr als 2011, wie die Redner zur Eröffnung mit Zufriedenheit betonten. Zudem gäbe es über verschiedene 280 "Events", zu denen unter anderem einige Workshops und rund 160 Vorträge gehören.

Wie beim LinuxTag üblich werden die Vorträge in Deutsch oder Englisch gehalten und sind in verschiedenen Tracks eingeteilt, die bestimmte Vortragsthemen am gleichen Tag und im gleichen Raum bündeln. Im auch für die Keynotes genutzten Hauptsaal London stehen am Eröffnungstag die Virtualisierung im Fokus; den Donnerstag teilen sich Cloud Management und Office-Pakete. Am Freitag drehen sich die Vorträge in diesem Saal um IPv6, am letzten Tag um den Linux-Kernel. Zu den weiteren Schwerpunktthemen zählen unter anderem Open-Source-Geschäftsmodelle und Java (Mittwoch), Öffentliche Verwaltung und Hochverfügbarkeit (Donnerstag), Sicherheit und Datenbanken (Freitag) sowie Linux-Distributionen und Hardware-Hacks (Samstag). Am Mittwoch und Donnerstag stehen auf dem im Rahmen des LinuxTags abgehaltenen Business- und Behördenkongress (BuBK) zudem Praxisberichte und Fallstudien aus Unternehmen und Behörden im Mittelpunkt.

Jeden Tag gibt es nach dem Mittag mindestens eine Keynote; am Freitag etwa "FLOSS License Compliance: A Historical Perspective" von Bradley Kuhn von der Software Freedom Conservancy, Inc.; ihm folgt Red-Hat-Entwickler Daniel Walsh mit einer Keynote zu "SElinux Sandboxing". Am Samstag spricht Claudia Sommer von Greenpeace Deutschland zum Thema "How Open Source changes the world".

Einige der Vortragenden stellt der LinuxTag näher vor; darunter die OpenPACE-Spezialisten Dominik Oepen und Frank Morgner sowie den Debian-Projektleiter Stefano Zacchiroli. Zacchiroli spricht am Donnerstag Mittag zum Thema "Debian, 18 years and counting "; der Vortrag ist einer von mehreren eines Tracks, den Novell- und Gnome-3-Entwickler Vincent Untz morgens mit "Pushing for more cross-distribution collaboration" eröffnet; am Nachmittag folgen im selben Raum Lennart Poettering zur Sysvinit- und Upstart-Alternative Systemd und Harald Hoyer zum Distributions-übergreifend ausgelegten Initrd-Framework Dracut.

Näher vorgestellt wird auf der Linux-Webseite auch der Kernel-Hacker Wolfram Sang, der beim in Hildesheim ansässigen Embedded-Spezialisten Pengutronix arbeitet. Er betritt am Samstag im Rahmen des Kernel-Tracks zum Thema "You can make the Kernel better" die Bühne. Dort sprechen auch Kernel-Log-Autor Thorsten Leemhuis, der Verwalter des Device-Mapper-Codes Alasdair G. Kergon, Jörg Rödel vom in Dresden ansässigen AMD Operating System Research Center sowie Ftrace-Spezialist Steven Rostedt.

Auf den Ausstellungsflächen in den Messehallen 7.2a und 7.2b sind wieder zahlreiche bekannte Unternehmen und Open-Source-Projekte vertreten. So gibt es dort Stände der Linux-Distributionen CentOS, Debian, Fedora, OpenSuse und Ubuntu, Anlaufstelle für Mandriva-Anwender ist der Stand von MandrivaUser.de. Auch das Coreboot-Projekt, die Free Software Foundation Europe (FSFE), FreeBSD, die German Unix User Group (GUUG) und LibreOffice sind vor Ort; ebenso Vertreter der Desktop-Umgebungen Gnome und KDE.

OpenStreetMap ist ebenfalls präsent und wirbt für den derzeit vorangetriebenen Wechsel der Lizenz. Auch die Berliner cBase ist vor Ort und erläutert am Stand und im Rahmen der Hardware Hacks am Samstag das Projekt "cBase OpenMoon" näher – ein Projekt, das durch eine Teilnahme an Googles Lunar X Prive zeigen will, das man heute mit Ideen und Materialien aus der Open-Source- und Wikipedia-Welt eine Sonde bauen kann, die zum Mond fliegt.

Zahlreiche Open-Source-Projekte sind auf dem LinuxTag; darunter Distributionen wie CentOS und Fedora.

Unter den kommerziellen Unternehmen mit Stand auf dem Linuxtag findet sich IBM als Teilaussteller des Lisog LIVE Koop-Stands. Big Blue liefert unter anderem Informationen zum Einsatz des für die Stadt München erstellten LiMux und zum Supercomputers Watson, der durch seine Jeopardy-Künste bekannt gewordenen ist. Am Lisog-Stand trifft man auch auf Vertreter der frisch gegründeten Open Source Integration Initiative (OSII), einem Zusammenschluss von 20 deutschen Firmen, die eine Baukastenlösung für Business-Anwendungen auf Open-Source-Basis entwickeln wollen.

Die Firma agorum präsentiert eine neue Schnittstelle für ihr Dokumentenmanagement-System agorum core, durch die sich Termine und Kontaktdaten zwischen dem Google-Kalender, agorum core und mobilen Endgeräten synchronisieren lassen. Als Aussteller sind auch Microsoft, Oracle, Qualcom, Suse und Zarafa vor Ort.

Zum zehnten Mal findet in diesem Jahr im Rahmen des LinuxTags der Hacking Contest statt – diesmal an einem Freitag dem 13ten. Bei dem live abgehaltenen Wettbewerb gilt es, vorbereitete Rechner sowohl zu schützen, als auch Schwachstellen auszunutzen.

Viele der hier noch leeren Stühle haben sich zum Beginn der ersten Keynote noch gefüllt.

Die Thomas-Krenn.AG veranstaltet zum zweiten Mal eine Open-Source-Förderaktion gestartet, bei der fünf Preise mit einem Gesamtwert von 6.500 Euro zu gewinnen sind. Mitglieder von Open-Source- und Community-Projekten können ihre Beiträge am Stand des Unternehmens einreichen; eine vierköpfigen Jury wählt im Anschluss an die Konferenz die Gewinner aus.

Wie in den vergangenen Jahren wurde im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Univention-Absolventenpreis verliehen. Geschäftsführer Peter Ganten erledigte die Preisübergabe zusammen mit Karl-Heinz Strassmeyer, der IBM und die Lisog (Linux Solutions Group e. V.) vertritt.

Im Vorjahr hatte der LinuxTag ungefähr 12.000 Besucher; die Veranstalter rechnen diesmal mit mindestens 10.000 Teilnehmern und hoffen, dass es eben so viel werden wie 2010. Die Planungen für den 18. Linuxtag sind bereits angelaufen: Er soll nächstes Jahr vom 23. bis 26. Mai wieder auf dem Messgelände Berlin stattfinden. (thl) (thl)