Menge der Raubkopien in Deutschland auf Rekordhoch

Aufklärende Kampagnen und harte Strafen scheinen nicht zu helfen: Die Zahl der Raubkopien steigt weiter an, wie eine Studie der Business Software Alliance zeigt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Theoretisch kennen wir alle den Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Und wir wissen auch, dass Verstöße gegen geltendes Recht böse enden können. Nur handeln wir nicht unbedingt auch danach. Das gilt zumindest in Bezug auf Raubkopien, wie eine aktuelle Studie der Business Software Alliance (BSA) ausführt.

Die meisten PC-User in Deutschland achten nach eigenen Angaben das Recht am geistigem Eigentum. 64 Prozent bejahen eine gerechte Entlohnung von Kreativen und ihr Recht an geistigem Eigentum, so zumindest lautet das Ergebnis einer aktuellen Befragung durch die Ipsos GmbH.

57 Prozent sind demnach auch von den Vorteilen geistiger Eigentumsrechte und ihrer wirtschaftlichen Folgen überzeugt und glauben, dass diese die heimische Wirtschaft fördern. 62 Prozent meinen, dass sie Arbeitsplätze schaffen. 91 Prozent der Befragten halten Originalsoftware zudem den Raubkopien für überlegen, was den technischen Support angeht, 78 fühlen sich vom Original besser vor Viren und Hackerangriffen geschützt. 72 Prozent halten Originalsoftware für zuverlässiger.

Wie die Umfrage weiter zeigt, haben die PC-User in Deutschland auch hinsichtlich der Bezugsquellen einen guten Durchblick: die rechtliche Einordnung der über Peer-to-Peer-Netzwerke heruntergeladen Software, verstehen sie zum Beispiel wesentlich besser als der Durchschnitt der Befragten weltweit: nur 18 Prozent der Deutschen halten sie für legal, weltweit sind es 36 Prozent.

Doch bei der praktischen Umsetzung dieses Wissens hapert es: 2010 wurden laut BSA in Deutschland Programme im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro "raubkopiert" – so viel wie nie zuvor. Damit wären hierzulande 27 Prozent aller verwendeten Programme bereits illegal im Einsatz. Der größte Schaden für die Softwareindustrie innerhalb der EU entsteht in Frankreich: hier liegt die Piraterierate bei 39 Prozent, was der BSA zufolge einem Wert von 1,9 Milliarden Euro entspricht.

Weltweit liegen die USA mit einer Raubkopienquote von 20 Prozent im Wert von insgesamt 9,5 Milliarden Dollar, China mit 78 Prozent (!) und einem Schadenswert von 7,8 Milliarden Dollar sowie Russland mit 65 Prozent und einem Wert von 2,8 Milliarden Dollar an der Spitze, was das Volumen der Raubkopien angeht. Insgesamt schätzt die BSA den weltweiten Schaden derzeit auf rund 41,4 Milliarden Euro. Das wäre im Vergleich zum Vorjahr ein erneuter Zuwachs von 14 Prozent.

In der EU stagniert der Anteil unlizenzierter Software bei etwa 35 Prozent. Der Wert ist zugleich allerdings von umgerechnet 8,3 auf 10,1 Milliarden Euro gestiegen.

Mehr zu Hintergründen der Softwarepiraterie und ihrer Bekämpfung durch die BSA lesen Sie in unserem Interview mit BSA-Manager Georg Herrnleben. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)