Die Neuerungen von Linux 2.6.39

Der neueste Linux-Kernel bringt einen Treiber für AMDs aktuelle High-End-Grafikchips; Ipsets erleichtern das Aufsetzen und den Betrieb der Firewall; Ext4 und Block Layer beschleunigt; Interrupt-Bearbeitung in Threads; hunderte neue oder überarbeitete Treiber.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Auch am jetzt freigegeben Kernel 2.6.39 arbeiteten Linus Torvalds und seine Mitstreiter weniger als 70 Tage – ein weiteres Indiz für eine leichte Beschleunigung der Kernel-Entwicklung, denn vor ein oder zwei Jahren vergingen zwischen der Freigabe von zwei Versionen eher 80 bis 90 Tage. Zumindest bei 2.6.39 ging mit der kürzeren Entwicklungsphase auch ein leichter Rückgang bei der Zahl der Neuerungen einher; es gibt aber noch reichlich nennenswerte Änderungen, die Linux schneller oder besser machen.

Das folgende Kernel-Log beschreibt die wichtigsten Verbesserungen des neuen Linux-Version in Kurzform. Von ihnen profitieren nicht nur Server, sondern auch Notebooks und Desktop-PCs. Über die Linux-Kernel der Distributionen landen die Verbesserungen mittelfristig auf dem Gros der Linux-Systeme, weil die Distributions-Kernel auf jenen von Linus Torvalds basieren.

Der Radeon-Treiber des Kernels 2.6.39 unterstützt nun auch die Grafikchips der Cayman-Familie, die AMD unter anderem auf den aktuellen Radeon-HD-Modellen 6790 bis 6970 verbaut (u. a. 1, 2). Mangels DRM-Unterstützung lassen sich deren 2D- und 3D-Beschleunigungsfunktionen aber nicht nutzen; spätere Kernel sollen diese Lücke beseitigen.

Der für Nvidia-GPUs zuständige Grafiktreiber Nouveau beherrscht nun Z-Kompression. Zudem wurde ein Performance-Problem beseitigt, das eine Leistungseinbuße von 10 bis 30 Prozent nach sich gezogen haben soll. Unter den vielen kleinen Änderungen an den Intel-Treibern sind einige, die die Performance in bestimmten Situationen verbessern oder die Leistungsaufnahme neuerer Grafikkerne senken (1, 2, 3).

Zum Staging-Bereich mit seinen noch nicht ausgereiften Treibern stieß ein rudimentäre Grafiktreiber für den unter Linux bislang als sehr problematisch geltenden Grafikkern GMA500. Der steckt in Intels für den Einsatz im Embedded-Markt ausgelegten Chipsatz US15W ("Poulsbo"), den einige Hersteller in Netbooks verbauen.

Mehr Infos

Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat die Kernel-Log-Serie "Was Linux 2.6.39 bringt" einen detaillierten Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.39 gegeben:

  1. Netzwerk-Treiber und -Infrastruktur
  2. Storage und Dateisysteme
  3. Architektur und Infrastruktur
  4. Treiber

Dieser Artikel zu den Neuerungen von Linux 2.6.39 fasst die wichtigsten der dort genannten Verbesserungen zusammen und gibt zusätzlich noch einen Ausblick auf 2.6.40. Viele Änderungen haben wir in der Serie erheblich ausführlicher beschrieben und dort auch auf weitere Informationsquellen verwiesen; die Artikel der Mini-Serie listen außerdem noch zahlreiche nicht so bedeutende, aber keineswegs unwichtige Änderungen auf.

Am Ende jedes Artikels der Mini-Serie findet sich unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" zudem Listen mit etlichen kleineren Neuerungen zu bestimmter Hardware. Der Artikel zu den Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich zudem einige Produktnamen von TV-Hardware, welche die neue Version des Linux-Kernels nun ansteuern kann.