Duell der Basisdiesel mit einer Leistung zwischen 105 und 115 PS

VW Passat Variant 1.6 TDI vs. BMW 316d Touring und Peugeot 508 SW

Die Kombis aus Bayern und Nieder­sachsen sind Stamm­gäste auf unseren Auto­bahnen. Kann der neue Peugeot 508 SW mit den beiden mit­halten? Wir fuhren die Basis­diesel mit einer Leistung zwischen 105 und 115 PS

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  • rhi
Inhaltsverzeichnis

München, 13. Mai 2011 – Ist es nun ein Fluch oder ein Segen für den Passat-Kombi, dass er hierzulande als das Vertreterauto schlechthin angesehen wird? Die Zulassungszahlen belegen jedenfalls, dass es sich hierbei keineswegs um ein Vorurteil handelt: Von insgesamt 66.496 im Jahr 2010 neu zugelassenen Passat gingen 88,3 Prozent an gewerbliche Halter, eine Rekordquote in der Mittelklasse. Und da so viele Kilometerfresser auf den VW setzen, werden auch viele Familien in die Qualitäten des Lademeisters vertrauen. Seit kurzem schickt VW den Passat geliftet an den Start. In unserem Vergleich muss sich der Wolfsburger mit dem brandneuen Peugeot 508 SW und dem schon in die Jahre gekommenen BMW 3er Touring messen. Können sie den Klassenprimus vom Thron stoßen? Wir ließen die jeweiligen Basisdiesel VW Passat Variant 1.6 TDI BlueMotion Technology, BMW 316d Touring und Peugeot 508 SW e-HDi FAP 110 EGS6 gegeneinander antreten.

Karosserie/Innenraum

Schon beim ersten Blick auf das deutsch-französische Trio fällt auf, dass der BMW der kürzeste Wettbewerber ist. Mit einer Länge von 4,53 Metern unterbietet er seine Konkurrenten deutlich. Der VW ist mit 4,77 Metern deutlich länger, beim Peugeot (4,81 Meter) beträgt die Differenz zum Bayern sogar 28 Zentimeter. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Raumangebot im 316d: Für Personen über einer Körperlänge von 1,85 Metern wird es auf der Rückbank bereits eng. Speziell die Beinfreiheit ist allenfalls ausreichend, obwohl der Radstand mit 2,76 Metern sogar über dem des Passat liegt. Auch beim Kofferraum müssen sich 3er-Passagiere einschränken: Ins Gepäckabteil des Touring passen zwischen 460 und 1385 Liter. Immerhin punktet der BMW serienmäßig mit einer separat zu öffnenden Heckscheibe.

Deutlich mehr hat das Hinterteil des 508 SW zu bieten, hier können zwischen 560 und 1598 Liter verstaut werden. Zudem verwöhnt der Franzose die Insassen mit großzügigen Platzverhältnissen – dem mit 2,82 Metern längsten Radstand im Testfeld sei Dank. Das modisch-elegante Äußere bringt indes auch Nachteile mit sich: Die nach hinten abfallende Dachlinie sorgt im Verein mit breiten D-Säulen und einem schmalen Heckfenster für eine schlechte Sicht nach hinten. Umso unverständlicher ist es, dass Peugeot hintere Parkpiepser nicht serienmäßig einbaut.

Auf ein eher unterkühltes Design setzt der Passat auch nach der Überarbeitung im Herbst 2010. Seitdem ist das Chromlätzchen an der Frontpartie Geschichte, auch der geräumige VW blickt nun mit dem aktuellen Familiengesicht auf die Straße. Hinzu kommen modifizierte Rückleuchten, doch an den inneren Qualitäten des Wolfsburger hat sich nichts geändert: Mit einem Kofferraumvolumen von 603 bis 1731 Litern setzt sich der Passat in dieser Disziplin an die Spitze der drei Testkandidaten. Pluspunkte sammeln 508 SW und Passat Variant außerdem durch eine gut nutzbare Rechteck-Form des Gepäckabteils, zudem können die Rücklehnen mit einem Hebel in Höhe der Ladeöffnung entriegelt werden.

Peugeot auf Augenhöhe mit VW

Als nächstes werfen wir ein Blick auf die Cockpits unserer Probanden. Im BMW erwartet den Fahrer eine ganz auf ihn zugeschnittene Armaturentafel. Alle Knöpfe sind griffgünstig positioniert, die Bedienung des Multimediabereichs über den iDrive-Controller auf der Mittelkonsole klappt nach kurzer Eingewöhnungszeit hervorragend. In Sachen Material und Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Sehr empfehlenswert sind die optionalen Sportsitze, die mit mustergültigem Seitenhalt glänzen.

Ebenfalls top verarbeitet ist die Kommandozentrale im Passat, allerdings fallen hier die verwendeten Materialien eine Spur schlichter aus. Die Cockpitausstattung in diversen Schwarz-Tönen soll durch Chromelemente aufgewertet werdn, die auf uns aber etwas deplatziert wirken. Im Innern vermittelt der Volkswagen den Eindruck eine perfektionierten Langeweile, doch genau die scheint ein Teil des Erfolgsrezepts der Wolfsburger zu sein – sonst würden sich dieses und andere VW-Modelle nicht so reger Nachfrage erfreuen. Uns gefällt die eingängige Bedienung aller wichtigen Elemente, wenngleich der Navi-Bildschirm und die Klimaregelung etwas zu tief angebracht sind. Bei den Sitzmöbeln ist die Beinauflage ein wenig zu kurz geraten, ansonsten sind die Sessel straff gepolstert und geben guten Seitenhalt.

Eine angenehme Überraschung erleben wir im Peugeot 508: Sowohl die Qualität der Kunststoffe als auch deren Verarbeitung befinden sich locker auf Passat-Niveau, zudem ist das Layout der Instrumente sehr nobel geworden. Auch im Peugeot befindet sich ein Controller in der Mittelkonsole, allerdings bedarf seine Bedienung einer längeren Eingewöhnungsphase. Gleiches gilt für das mit Tasten überfrachtete Multifunktionslenkrad, welches allein sechs Knöpfe für den Tempomaten aufweist. Verbesserungswürdig sind zudem die arg kleinen Lämpchen auf den Tasten der Klimaregelung. Trotzdem lautet unser Zwischenfazit: Gut gebrüllt, Löwe!