Hartz IV: GAU bei der Arbeitslosengeld-II-Zahlung [Update]

Hundertausende Arbeitslosengeld-II-Empfänger werden wegen eines groben Schnitzers in der Software der Bundesanstalt für Arbeit den Jahresbeginn 2005 erst einmal ohne Geld verbringen müssen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Vorgestern noch hatte sich der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank Jürgen Weise, gegenüber Pressevertretern selbst auf die Schulter geklopft und betont, dass die BA bewiesen habe, dass sie ein Großprojekt wie Hartz IV durchaus managen kann -- heute nun wurde bekannt, dass Hunderttausende Arbeitslosengeld-II-Empfänger wegen eines groben Schnitzers in der BA-Software den Jahresbeginn 2005 erst einmal ohne Geld verbringen müssen.

Die Bundesagentur für Arbeit hatte zunächst lediglich mitgeteilt, dass man einen Fehler in den Empfängerkontonummern erzeugt habe: Bei allen Kontonummern, die kleiner als 10-stellig sind, wurden die Kontonummern rechtsbündig statt linksbündig aufgefüllt (Beispiel: richtig wäre 0012345678, stattdessen wurde 1234567800 eingetragen). Dies hat zur Konsequenz, dass unzählige Überweisungen keinem Empfänger zugeordnet werden können und bei den Banken auf so genannten Scherbenkonten liegen bleiben. Inzwischen erklärte ein Sprecher von T-Systems, dass der Fehler nicht in der ALG-II-Software liege, sondern die Finanzbuchhaltungssoftware der BA die fehlerhaften Empfängerkontonummern generiert habe.

Ein Sprecher der Postbank bestätigte gegenüber heise online, dass allein bei der Postbank rund 200.000 Überweisungen wegen dieses Fehlers nicht den Empfängerkonten gutgeschrieben werden können. "Das Problem hat ein solches Ausmaß, dass die Postbank inzwischen einen Krisenstab eingesetzt hat", erklärte der Sprecher. Derzeit sei man dabei, die Kontoinformationen der Überweisungsempfänger manuell zu prüfen, was aber sehr zeitaufwendig sei. Sollte es keine technische Lösung geben, werde sich der Prüfvorgang noch bis in die erste Januarwoche hinziehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Bankmitarbeiter derzeit noch im Weihnachtsurlaub sind, die dringend nötige Manpower also nicht vorhanden ist. Zudem stehen die Jahresabschlüsse der Banken an, diese stehen momentan somit zusätzlich unter Stress und müssen die Zahlungen erst einmal auf temporären Konten parken. Die Bundesagentur für Arbeit bittet die Kreditinstitute unterdessen, die Zahlungen dennoch gutzuschreiben und nicht zurückzugeben. Anfallende Kosten will die BA erstatten. Im Fall der Postbank dürfte diese Bitte allerdings wenig fruchten, da anders als bei kleinen Kreditinstituten meist eine große Distanz zu den Kunden und nur selten ein Vertrauensverhältnis besteht. (pmz)