Millionenverdienst in virtueller Welt

Durch den Betrieb eines Nachtclubs in der virtuellen Online-Welt Entropia Universe – früher Project Entropia – hat Jon Jacobs ("Neverdie") seine erste (ganz reale) Million verdient.

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Von
  • Dr. Andreas Lober

Die virtuelle Realität hat ihren ersten Millionär hervorgebracht: Durch den Betrieb eines Nachtclubs in der virtuellen Online-Welt Entropia Universe – früher Project Entropia – hat Jon Jacobs seine erste Million verdient. Sein Vermögen beläuft sich auf rund 1,5 Millionen US-Dollar, sein monatlicher Verdienst auf über 12.000 US-Dollar. Die in Entropia verwendete Währung, der PED, ist frei konvertibel. Seit wenigen Tagen kann das virtuelle Vermögen der gut 400.000 Spieler auch an Geldautomaten abgehoben werden – zumindest in den USA.

Jacobs, in Entropia Universe bekannt als "Neverdie", hatte vor wenigen Monaten für 100.000 US-Dollar einen Asteroiden mit einem Nachtclub erworben. Beides existiert nur in der virtuellen Umgebung von Entropia Universe. Spieler, die sich auf dem Asteroiden aufhalten, können dort besonders viele Rohstoffe erwerben. Dennoch erklärt sich Jacobs, der früher Independent-Filme gedreht hat und jetzt hauptberuflich Betreiber des "Club Neverdie" in der virtuellen Welt ist, im Gespräch mit heise online den Erfolg nicht nur mit der privilegierten Ausstattung an Rohstoffen: Er lege vielmehr großen Wert darauf, den Gästen des Club Neverdie ständig etwas zu bieten. Beispielsweise lade er bekannte DJs aus der realen Welt ein, Parties zu veranstalten; auch habe er den Club aufwendig mit Werken amerikanischer Künstler dekoriert.

Viele Multiplayer-Online-Spiele (MMORPGs) – allen voran das erfolgreiche World of Warcraft von Blizzard Entertainment – versuchen, die virtuelle Welt frei von finanziellen Einflüssen aus der realen Welt zu halten. Sie verbieten in ihren Geschäftsbedingungen beispielsweise den Handel mit Gegenständen aus der virtuellen Welt gegen reales Geld. Mit begrenztem Erfolg: Trotz des Verbotes blüht der Handel beispielsweise mit Schwertern oder Gold aus World of Warcraft auf eBay oder auch auf speziellen Handelsplattformen wie Gameconomy.de oder Virtualgameworlds.com.

Die Spielergemeinde ist gespalten darin, ob sie den Handel von virtuellen Items gegen echtes Geld gutheißt oder ablehnt. Ob die Verbote in rechtlicher Hinsicht überhaupt haltbar sind, ist zweifelhaft und kommt zumindest auf deren Ausgestaltung an. Entropia Universe dagegen setzt bewusst auf diese Faszination. Spieler wie Jacobs wurden von der Möglichkeit des Verdienstes von realem Geld angezogen – gerade deswegen hat er sich, wie er selbst sagt, für Entropia entschieden. Gleichzeitig entstehen beim Aufbau einer virtuellen Welt, in der reales Geld eine dominierende Rolle spielt, rechtliche Fragestellungen, die bisher allenfalls in Ansätzen geklärt sind. So wird beispielsweise diskutiert, inwieweit eine Haftung des Betreibers der virtuellen Welt besteht, wenn er Änderungen einführt, die Auswirkungen auf die Wirtschaft im Spiel haben, oder inwieweit die Bewohner der virtuellen Welt von deren Bereiber dagegen geschützt werden müssen, von Mitspielern übers Ohr gehauen zu werden. Zudem besteht die Vermutung, dass die Chance, echtes Geld zu verdienen, zu einem vermehrten Ausnutzen von Bugs im Spiel oder dem Einsatz externer Manipulationsprogramme (Cheating) anreizt. Auch hier stellt sich aus rechtlicher Sicht wieder die Frage, inwieweit dies unterbunden werden muss. (Dr. Andreas Lober) / (jk)