Timotheus Höttges wird starker Mann im neuen Telekom-Vorstand

Sollte der neue Chef der Festnetzsparte, zuständig auch für das komplette Privatkundengeschäft der Telekom, den Kundenrückgang bei T-Com stoppen, dann würde er maßgeblich helfen, die Telekom zurück auf die Erfolgsspur zu führen.

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Von
  • Martin Murphy
  • Peter Lessmann
  • dpa

Mit Timotheus Höttges übernimmt ein enger Vertrauter von Vorstandschef René Obermann die Schlüsselposition im Vorstand der Deutschen Telekom. Als neuer Chef der Festnetzsparte soll er dem darbenden Deutschlandgeschäft des größten europäischen Telekomkonzerns auf die Sprünge helfen. Auf Höttges wartet eine harte Aufgabe: Seit Jahresanfang wechselten 1,5 Millionen Kunden von T-Com zur Konkurrenz. Unter Druck steht auch der deutsche Mobilfunkarm, der auf Grund des harten Wettbewerbs auf dem Handy-Markt mit sinkenden Margen zu kämpfen hat. Daher macht es Sinn, Höttges mit der Betreuung des kompletten Privatkundengeschäfts in Deutschland zu betrauen.

Denn nach Einschätzung von Experten und von Obermann liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem besseren Service und neuen Bündelprodukten. Um den Aderlass bei T-Com zu stoppen, muss der 44- jährige Manager aber nicht nur den Service verbessern. "Die Service-Power muss geordnet werden", beschreibt er seine wichtigste Aufgabe. Genauso wichtig ist es, den Mitarbeitern von T-Com neuen Mut einzuhauchen. Die Motivation in einigen Bereichen der Festnetzsparte tendiere gegen Null, räumen selbst Arbeitnehmervertreter ein. Neben dem anhaltenden Kundenverlust trug dazu der Umbau der Sparte und oftmals auch die Konzernführung selbst bei.

So zog sich der Höttges Vorgänger Walter Raizner den Zorn der Belegschaft zu, als er T-Com in die Nähe eines "Sanierungsfalls" rückte. Aber auch Obermann räumt ungeschminkt ein: "Es gibt massiven Verbesserungsbedarf." Höttges muss sich also auf Gegenwind der rund 110.000 T-Com-Mitarbeiter – viele davon Beamte – einstellen. "Hinzu kommt, dass er als T-Mobile-Manager nur wenig Erfahrung mit dem Festnetzbereich hat", sagt einer, der Höttges kennt. Allerdings hat der gebürtige Solinger in seiner Karriere bewiesen, dass er sich schnell in neue Aufgaben einarbeiten kann. Der Manager kam im September 2000 vom Versorger Viag als Finanzchef zu T-Mobile Deutschland.

Schon bald stieg er zum Geschäftsführer von T-Mobile Deutschland auf. Seit Anfang 2003 verantwortete er Vertriebs- und Service-Ressort des Telekom-Mobilfunkarms. Anders als sein Vorgänger tritt Höttges sehr viel bescheidener auf: "Er ist ein zurückhaltender Mensch, der sich drei Mal überlegt, bevor er etwas sagt", sagt ein enger Mitarbeiter. Auch bei der Vorstellung der neuen Führungsmannschaft am Mittwoch in Bonn schwieg Höttges fast bis zum Schluss. Wenn er aber eine Entscheidung gefällt habe, dann ziehe er sie konsequent durch. "Und zwar von vorne bis hinten." Bewiesen hat Höttges dies beim Milliarden-Sparprogramm bei T-Mobile, das er in enger Abstimmung mit Obermann umsetzte.

Rückblickend zollen ihm selbst Arbeitnehmer-Vertreter Respekt. Denn gespart wurde vor allem bei den Sachkosten und beim Einkauf, weniger beim Personal. Diesen Maßstab legt Obermann auch bei der neuen Strategie für die Telekom an, an deren Erarbeitung Höttges eng eingebunden ist. Mit seiner Berufung rückt Höttges stärker in das Licht der Öffentlichkeit. Um sich dafür zu rüsten, hat er sich Videoaufnahmen früherer Auftritte besorgt. Vom "blassen Finanzmann" aus dem Jahr 2001 (Höttges über sich selbst) soll wenig bleiben. Sollte der zweifache Vater den Kundenrückgang bei T-Com stoppen, dann würde er maßgeblich helfen, die Telekom zurück auf die Erfolgsspur zu führen.

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(Martin Murphy und Peter Lessmann, dpa) / (jk)