Smarte App für Bibliothekare

US-Forscher haben eine Augmented-Reality-Anwendung entwickelt, die beim korrekten Einsortieren von Druckwerken in Buchregale helfen kann.

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US-Forscher haben eine Augmented-Reality-Anwendung entwickelt, die beim korrekten Einsortieren von Druckwerken in Buchregale helfen kann.

Literaturfetischisten kennen das Problem: Ein aus dem Regal entnommenes Buch will nach der Lektüre möglichst an der korrekten Stelle wieder einsortiert werden, doch die merkt man sich so schlecht. Forscher an der Miami University haben für diesen Anwendungsbereich - und für professionelle Bibliothekare - nun eine Lösung entworfen: Eine Anwendung für Android-Tablets, die Augmented Reality (AR) einsetzt. Dabei werden Echtbilder von Computerinformationen überlagert.

Beim Verfahren der US-Forscher richtet man zunächst Kamera des Tablets auf eine Reihe mit Büchern und erhält in das Bild auf dem Tablet dann die korrekten Positionsdaten eingeblendet. Ein grünes Häkchen zeigt, dass das Buch an der richtigen Stelle steht, ein rotes "X" markiert dagegen Fehlsortierungen. Mit einem Druck auf den Bildschirm wird anschließend ein Zoommodus aktiviert, der über eine Pfeil anzeigt, an welche Stelle das Werk eigentlich gehört. "Der Algorithmus ist dabei so schlau, stets den schnellsten Umsortierungsweg vorzuschlagen", erläutert Dr. William "Bo" Brinkman, Leiter der Arbeitsgruppe.

Die Technik hat derzeit allerdings noch einen (durchaus entscheidenden) Nachteil: Damit sie funktioniert, muss auf dem Buchrücken ein maschinenlesbares Zeichen, ein sogenannter QR-Code, geklebt sein. Von sich aus erkennt die "ShelvAR" genannte App ein Buch noch nicht, was aufgrund der relativ geringen Auflösung der Tablet-Kamera auch relativ schwierig wäre. Über den QR-Code kann der Bibliotheksverwalter im Computer die Reihenfolge festlegen, die "ShelvAR" einhalten soll. Dazu wird jedem Druckwerk ein Aufkleber zugeordnet.

Momentan arbeitet der Prototyp mit einem guten Dutzend Büchern gleichzeitig, eine bald erscheinende neue Version soll sogar 150 Titel auf einmal prüfen können. Auch hier zoomt sich der Nutzer per Tablet-Klick in eine Nahansicht.

Neben der Sortierfunktion kann "ShelVAR" Bibliothekaren aber auch noch anderweitig helfen: Die App erfasst, welche Bücher sicher überhaupt im Regal befinden. So lässt sich eine schnelle Inventur durchführen. "Die App baut automatisch eine Liste aller Bücher auf, die sie gesehen hat", sagt Brinkman.

Die Geschichte von "ShelVAR" ist übrigens recht interessant: Brinkman, der als außerordentlicher Professor Computerwissenschaften und Softwaredesign lehrt, ist mit einer Bibliotheksleiterin verheiratet, die tagtäglich mit großen Folianten im Bereich Architektur und Kunst zu tun hat. Den Studenten, die die Bücher in den Regalen zu erfassen haben, fehle es an Motivation, so Brinkmans Frau. Mit der Tablet-App dürfte sich das nun gelegt haben.

Damit das System kommerzialisiert werden kann, müssen Brinkman und sein Team aber zunächst Pilotteilnehmer finden, die bereit sind, ihren Buchbestand mit QR-Codes auszustatten. Doch genau das wird nicht einfach: Zwar lassen sich neu angeschaffte Werke schnell damit versehen, doch die Versorgung einer Bestandsbibliothek mit Hunderttausenden von Bänden kann viele Monate dauern. Brinkman ist sich dieses Problems bewusst. Die Idee könne nur funktionieren, wenn die Regalverwaltung später deutlich billiger werde, sagt er. (bsc)