Der aktuelle Schulden- und Kaufkraftatlas Deutschlands

Statistiken werden erst interessant, wenn man sie miteinander vergleicht. So liefern das aktuelle GfK GeoMarketing und das Bürgel Schuldenbarometer interessante Informationen über Kunden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Kaufkraftindex 2011

(Bild: GfK)

Wie groß die Kaufkraft der Kunden im Einzugsgebiet ist, interessiert einen Händler mindestens genauso, wie die Frage, ob die Käufer ihre Rechnungen auch wirklich zahlen. Als Basis für eine entsprechende Analyse eignen sich der aktuelle Kaufkraftatlas von GfK GeoMarketing und das Bürgel Schuldenbarometer. Wer beide Ergebnisse miteinander vergleicht, kann sich ein sehr gutes Bild von der Kundschaft in seinem Einzugsgebiet machen.

So liefert GfK GeoMarketing Informationen zum Konsumpotenzial im klassischen Einzelhandel und Versandhandel für alle Regionen Deutschlands. Und die dazugehörigen Unterschiede in Deutschland sind enorm: Sie reichen pro Kopf von knapp 6900 Euro im Hochtaunuskreis bis rund 4240 Euro im Kreis Uecker-Randow. GfK zufolge geben die Deutschen rund 27 Prozent ihrer gesamten Kaufkraft im Einzelhandel aus. Dieser Anteil ist kleiner als in den meisten europäischen Nachbarländern, bringt dem hiesigen Einzelhandel laut GfK-Prognose 2011 aber dennoch einen nominalen Umsatz von gut 400 Milliarden Euro.

Ein genauer Blick in diese Analyse lohnt, denn im Gegensatz zu anderen Statistiken, die nur das Haushaltseinkommen anzeigen, berücksichtigt der Kaufkraftatlas einen wichtigen Punkt: Einwohner, die über ein hohes Einkommen verfügen, geben nicht zwangsläufig mehr Geld im Einzelhandel aus als Einwohner mit einer geringeren Kaufkraft: Ein überdurchschnittliches Einkommen kann auch in hohe Mieten, Immobilien oder Luxusgüter fließen.

Die "zahlungskräftigsten" Stadt- und Landkreise

(Bild: GfK)

In die Top 10-Liga der Einzelhandelskaufkraft 2011 nach Einwohnern fallen allerdings diesmal tatsächlich vor allem Kreise, die auch bei der allgemeinen Kaufkraft ganz vorn liegen. Die Reihenfolge unterscheidet sich nur leicht. So rückt etwa der Stadtkreis München auf Rang 2 – bei der allgemeinen Kaufkraft liegt er auf Rang 5. Der Stadtkreis Düsseldorf schafft den Sprung in die Top 10 – im Gesamtkaufkraftranking hingegen kommt er erst auf Platz 12. Baden-Baden verfehlt die Top 10 knapp und folgt auf Rang 11 (Platz 18 im allgemeinen Kaufkraftranking).

Zugleich sollte man aber auch das Schuldenbarometer der Wirtschaftsauskunftei Bürgel nicht aus den Augen verlieren. Dies zeigt, dass bei der regionalen Verteilung im ersten Quartal 2011 insbesondere Nordrhein-Westfalen mit 7639 Fällen, Niedersachsen (4420), Bayern (3751) und Baden-Württemberg (3443) von Pleiten betroffen waren. Bezogen auf die Einwohnerzahlen, zeigt sich im Wesentlichen ein Nord-Südgefälle: Bayern verzeichnet mit 30 Fällen je 100.000 Einwohner die wenigsten Privatinsolvenzen, gefolgt von Baden-Württemberg (32) und Thüringen (35). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 42 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. In Bremen waren es im ersten Quartal mehr als doppelt so viele Fälle. Den bundesweit stärksten Zuwachs an Privatpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum muss mit plus 12,6 Prozent allerdings Hamburg verkraften.

Fazit: Sichere und gute Geschäfte lassen sich – zumindest den Statistiken zufolge – vor allem in Bayern machen. Und auch hier sollte man sein Augenmerk lieber auf die älteren Semester legen: die zahlen ihre Rechnungen meist pünktlich, während die jüngeren Menschen zwischen 18 und 25 immer öfter in die Schuldenfalle tappen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)