E3: Erste Eindrücke von der Wii U

Trotz seiner Größe liegt das neue Wii-U-Tablet gut in der Hand. An ersten Demos auf der Messe konnten wir Nintendos neue Spieleideen antesten.

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Von
  • Erich Bonnert

Wer die im Rahmen der E3 vorgestellte neue Nintendo-Spielkonsole Wii U an Ort und Stelle ausprobieren wollte, musste viel Geduld und Stehvermögen mitbringen. Hunderte von Interessenten bildeten lange Schlangen rund um den Nintendo-Stand und mussten teilweise einen ganzen Nachmittag warten, um für wenige Minuten den Tablet-förmigen Controller der Wii U in die Hand zu bekommen.

Trotz seiner Größe ist der Controller überraschen leicht und liegt gut in der Hand.

(Bild: Erich Bonnert)

Der Touchscreen-Controller ist für die Bildschirmgröße von über 6 Zoll überraschend leicht. Mit seiner abgerundeten Form liegt er sehr gut in der Hand. Ein ausgeprägter Wulst an der Rückseite sorgt dafür, dass der Tablet-Controller gut zu halten ist, die Steuer-Pads und die Schulter-Knöpfe an der Oberseite lassen sich somit leicht bedienen, ohne dass nach einiger Zeit die Hände verkrampfen.

Nintendo hatte 8 Vorführstationen mit verschiedenen Programmen eingerichtet. Der Hersteller betonte, dass es sich um Demo-Software handelt und wollte keine Auskunft dazu geben, ob die gezeigten Spiele in den Handel kommen. Bis zur Veröffentlichung der Konsole im kommenden Jahr ist allerdings noch viel Zeit, neue Ideen zu verwirklichen.

Super Mario Bros. Mii sah auf der Wii U abseits der HD-Grafik unverändert zur Wii-Version aus. Allerdings blockieren Kinder nicht mehr unbedingt den Fernseher, wenn ie das Jump&Run spielen wollen.

(Bild: Erich Bonnert)

Beim Renn- und Springspiel "Super Mario Bros Mii" zeigten sich mit dem neuen Controller kaum funktionale Unterschiede zur alten Konsole. Mario läuft, hüpft und ächzt wie gewohnt über Hindernisse, Widersacher und Wettbewerber. Das Spiel kann auch mit dem herkömmlichen Wii-Controller gespielt werden, ebenso kombiniert mit Tablet-Spielern bei bis zu vier Teilnehmern. Hier zahlt sich aus, dass die Wii U mit allen bereits verkauften Peripheriegeräten der Wii kompatibel sein wird. Benutzer des Tablet-Controllers haben allerdings den Vorteil, dass alle Spiele auch auf dem portablen Display angezeigt werden. Das Fernsehbild lässt sich auf Knopfdruck auf den Controler-Bildschirm umleiten, sodass der Fernseher wieder frei ist.

Der Controller-Bildschirm ermöglicht aber auch neue Mehrspieler-Konzepte. In "Chase Mii" rennt ein Spieler mit Wii-U-Controller durch ein Labyrinth. Nur er sieht die Karte aus der Vogelperspektive. Verfolgt wird er von bis zu vier Spielern, die mit der Wiimote am Splitscreen des Fernsehers versuchen, ihn einzukreisen und zu fangen.Ob für Mehrspielerpartien auch ein zweites U-Tablet angeschlossen werden kann, ist fraglich. Nintendo schweigt sich dazu aus und spricht lediglich von einem Tablet und vier Wiimotes.

"Shield Pose" demonstrierte die Bewegungssensoren des Tablets. Der Spieler muss nicht nur auf den Fernseher achten, sondern das Tablet um sich herum drehen, um Pfeile abzuwehren.

(Bild: Erich Bonnert)

Beim launigen Piratenspiel "Shield Pose" wird das Tablet als Schild gehalten, um Pfeile abzuwehren, die von Piratenschiffen auf den Spieler abgefeuert werden. Spieler sehen das Geschehen auf dem Fernseher quasi durch das Display hindurch. Die Position im Raum erkennt der Controller durch sein Gyroskop und den Beschleunigungssensor sowie durch eine kleine Infrarot-Kamera an der Stirnseite, die man bereits von der Wiimote kennt. Die Sensorbar der Wii bleibt der Wii U erhalten. Der Piratenkapitän gibt freundlicherweise den Takt vor, in dem die Pfeilsalven anrauschen, und sagt die Richtung an, aus der sie kommen. Der Spieler muss das Wii-U-Tablet dann in die richtige Richtung drehen und die Pfeile abwehren. Im Schild "steckengebliebene" Pfeile müssen von Zeit zu Zeit abgeschüttelt werden.

Einige Möglichkeiten des druckempfindlichen Bildschirms nutzt ein Malspiel namens "Measure Up". Dabei müssen verschiedene Linien und Formen mit dem mitgelieferten Stift gezeichnet werden. Längen und Winkel werden vorgegeben – je genauer Form und Maß der Kritzeleien sind, desto mehr Punkte gibt es. Der Verzicht auf einen kapazitiven Multi-Touch-Screen, wie ihn das iPad und die PSVita bieten, dürfte vor allem Kostengründe haben. Nintendo will mit der Wii U einen noch größeren Markt als mit der Wii erreichen: Das wäre mit einem allzu hohen Verkaufspreis nicht zu schaffen.

Wii-U-Spiele (5 Bilder)

Eine kurze Zelda-Demo soll die Grafikmöglichkeiten der Wii U demonstrieren, die denen der Xbox 360 und PS3 nicht nachstehen. (Bild: Nintendo)

In den selbstlaufenden Demo-Sequenzen "Japanese Garden" und "Zelda" zeigte die Wii U ihre grafischen Fähigkeiten auf einem HD-Fernseher, der über ein HDMI-Kabel in Full-HD-Auflösung mit 1080p angesteuert wurde. Bei der Zelda-Demo kämpfte Link in einer lichtdurchfluteten Kathedrale gegen eine riesige Spinne mit behaarten Beinen. Die Grafikleistung der Xbox 360 und PS3 scheint die Wii U der Demo nach zu urteilen etwas übertreffen zu können. Drittanbieter werden künftig ihre Spiele also auf allen drei Konsolen in ähnlicher Form veröffentlichen können. Bislang blieb die Wii mangels Rechenleistung häufig außen vor oder wurde mit simpleren Versionen abgespeist. Dem Augenschein nach erreicht das Controller-Display allerdings keine Full-HD-Auflösung, Nintendo machte dazu aber keine Angaben.

Update: Wie der Chef von Nintendo USA Reggie Fils-Aime gegenüber Pressevertretern zugeben musste, stammen die Demo-Trailer der Spiele von Drittanbietern, die auf der Pressekonferenz gezeigt wurden, nicht von der Wii U, sondern von PS3-, Xbox-360- und PC-Versionen. Die neue Konsolen-Hardware sei noch ein Jahr von ihrer Veröffentlichung entfernt, sodass es derzeit keine Wii-U-Versionen der Spiele gäbe, so seine Begründung. (hag)