NEON muss gegen IBM klein beigeben

Nach längerem Rechtsstreit mit IBM hat NEON seine Mainframe-Tools vom Markt genommen.

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Von
  • Achim Born

Wahre Wunderdinge versprach NEON Enterprise Software Mitte 2009 bei der Vorstellung seiner zPrime-Software. In Testläufen soll sich das Mainframe-Tool der texanischen Firma als "brauchbares Mittel zur Kostensenkung des Betriebs von Großrechnern" erwiesen haben. Seit Ende Mai überlässt NEON wieder IBM allein das Geschäft. Beide Firmen, die sich im vergangenen Jahr wechselseitig mit Klagen überzogen, haben nun ihre Streitigkeiten beendet. Ein U.S. District Court hatte unmissverständlich festgelegt, dass allein IBM bestimmen darf, welche Software auf den Mainframe-Spezialprozessoren System z Integrated Information Processor (zIIP) und z Application Assist Processor (zAAP) laufen darf. Als Konsequenz hat NEON zPrime umgehend vom Markt genommen.

Zum Hintergrund: Für ihre z/OS-Mainframes bietet IBM Spezialprozessoren an, um die Allzweck-CPs (Common Processor) zu entlasten. Dabei dient der zIIP der Beschleunigung von DB2-Datenbanken, während der zAAP dem Hauptprozessor Java- und XML-Arbeiten abnimmt. Big Blue hat jedoch eine sehr enge Vorstellung, welche Programme auf den Spezialprozessoren laufen dürfen. Insbesondere der Betrieb traditioneller Mainframe-Anwendungen soll ausschließlich den CPs vorbehalten sein. Der Grund hierfür ist relativ simpel: Es geht ums Geld. Von den CPs unterscheiden sich Spezialprozessoren nur durch Einschränkungen im Microcode. Anderseits fließen die Spezial-CPUs aber nicht in die Berechnung der Maschinenleistung ­ MSU-Rate (Million Service Units) ­ ein.

Wenn es nun gelingt, einen Teil der Arbeitslast lizenzpflichtiger Programme auf die Spezialprozessoren zu verschieben, entlastet das den CP und senkt die anfallende Gebührenrechnung. Genau an diesem Punkt setzte zPrime an. Laut NEON soll es Unternehmen, die an den ersten Testläufen beteiligt waren, gelungen sein, 90 Prozent der Online-Transaktionen im IMS, 44 Prozent der Online-Transaktionen im CICS und 93 Prozent der Batch-Prozesse in IMS und DB2 vom Zentralprozessor auf zIIPs auszulagern. Es liegt auf der Hand, dass ein solches Tool auf das Interesse der Mainframe-Anwender stieß. Die Angst vor IBMs Lizenzvorgaben hemmte sie indes in der breiten Nutzung. (rh)