Chefinnen im Mittelstand: Neuer Höchststand erreicht

Der Frauenanteil an Führungspositionen hat einen neuen Höchststand erreicht. Auf Spitzenplätzen der Wirtschaft sind sie aber weiterhin nur selten zu finden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Frauen, die Karriere machen wollen, sollten in den Mittelstand gehen, denn hier sind ihre Chancen am größten. So gibt es in Deutschland rund 3,7 Millionen mittelständische Unternehmen, bei rund 20 Prozent (das entspricht 730.000 Firmen) stehen Frauen an der Spitze der Firma, so eine Schätzung des KfW-Mittelstandspanels. Laut dem Statistischen Bundesamt sind sogar 28 Prozent der privaten Unternehmen in Frauenhand. Damit sei der Anteil seit 1996 kontinuierlich um insgesamt sechs Prozentpunkte gestiegen und habe nun einen neuen Höchststand erreicht.

Trotzdem ist der Frauenanteil an Führungspositionen noch immer deutlich niedriger als der Anteil der weiblichen Beschäftigten insgesamt, dieser liegt bei 45,6 Prozent. Und die Chancen auf eine Führungsposition sind umso größer, je kleiner das Unternehmen ist. In Firmen mit bis zu 49 Beschäftigten sind 35 Prozent der Chefs Frauen, bei Firmen mit mehr Beschäftigten nur noch 23,4 Prozent. Bei DAX-Unternehmen beträgt der Anteil der weiblichen Chefs sogar nur 3,2 Prozent. Tendenziell sind Frauen auch eher in der zweiten Führungsebene anzutreffen (28,8 Prozent). Ins Top-Management schaffen es mit 16,9 Prozent (in Firmen mit mehr als 50 Mitarbeitern) deutlich weniger.

Wie das KfW-Mittelstandspanel zeigt, erreichen frauengeführte mittelständische Unternehmen meist niedrigere Umsatzwachstumsraten als die mit Männern an der Spitze und haben auch eine geringere Wahrscheinlichkeit zur Durchführung von Investitionen. Das heißt aber nicht, dass Frauen es nicht können – sie wollen einfach nicht. Frauen streben der Studie zufolge Unternehmenswachstum seltener an: Sie wollen lieber flexibel bleiben und die Balance zwischen privatem und beruflichen Leben wahren.

Frauen beantragen seltener Kredite als Männer und führen daher seltener Verhandlungen mit Kreditinstituten. Benötigen sie jedoch eine Finanzierung durch ein Bankdarlehen, sind Chefinnen im Kreditverhandlungsprozess genauso erfolgreich wie Chefs. Chefinnen sind außerdem vorsichtiger als Männer: Sie reagieren im Vergleich schneller und stärker auf negative Konjunkturanzeichen und reagieren eher zögerlich auf die angebliche Wachstumsdynamik in Boomzeiten. Bei Männern hat Wachstum hingegen eine hohe Priorität: sie investieren deutlich schneller und mehr, um das Produktsortiment zu erneuern, Innovation, Forschung und Entwicklung zu ermöglichen oder den Umsatz zu steigern, so das Ergebnis der Studie.

Den persönlichen unternehmerischen Erfolg sehen Frauen dann auch nicht primär in den männlich geprägten Indikatoren "Wachstum" und "Profit", sondern in der "Arbeitszufriedenheit", der "Autonomie" und der "Selbstverwirklichung".

Die Studie KfW Research "Chefinnen im Mittelstand – Unternehmerische Tätigkeiten von Frauen" steht online zur Verfügung, ebenso wie die Ergebnisse des Statistischen Bundesamts (im Bereich "Publikationen"). (Marzena Sicking) / (map)
(masi)