Auf Partnersuche

Die Allianzen im Notebook- und Smartphone-Geschäft sind weitgehend geschmiedet, sodass die Kunden wenige Überraschungen, aber einige Verbesserungen präsentiert bekommen. Bei Tablets hingegen stehen die Kombinationen für den aussichtsreichsten iPad-Konkurrenten noch nicht fest: Intel, AMD oder ARM? Mit Android, MeeGo oder Windows?

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Inhaltsverzeichnis

Mobile Geräte stehen bei immer mehr Firmen im Zentrum des Interesses, wie die IT-Messe Computex in Taipeh wieder deutlich zeigte: Die Keynotes von AMD, Intel und Microsoft drehten sich fast ausschließlich um Notebooks, Tablets und Smartphones. Vor allem bei Tablets sind aber auch die meisten Ankündigungen und Verbesserungen notwendig, denn den so richtig knackig aussichtsreichen iPad-Konkurrenten gibt es noch nicht.

Den interessantesten Ausblick gewährte Microsoft auf die Touch-Oberfläche von Windows 8 (siehe S. 18, c't 14/2011), die auf ARM- und x86-Hardware laufen wird. 2012 soll es soweit sein, und damit setzt Microsoft alle unter Druck: Intel und AMD müssen dann ihre Tablet-geeigneten Prozessoren fertig haben; Android und MeeGo haben bis dahin Zeit, ihre Tablet-Versionen mit Apps und Inhalten zu versorgen; die Tablet-Hersteller müssen sich entscheiden, was sie bis dahin machen und welche Hardware sie dann nutzen.

Fujitsus Lifebook TH40/D verbindet Tastatur und Display mit einem interessanten Klappmechanismus, sodass ein Mischling aus Netbook und Tablet entsteht.

Intel hat keine neuen Tablet-Prozessoren angekündigt, sondern nur auf den 32-nm-Prozessor Medfield verwiesen – der kommt aber erst 2012. Bis dahin bleibt die aktuelle Oak-Trail-Plattform, doch die kam auf der Messe nicht gut an: Die im Vorfeld versprochenen „mehr als 10“ Tablets lagen zwar herum, doch so richtig fertig wirkte keines davon. Keines war so schlank und leicht, dass es neben einem iPad oder einem Android-Tablet à la Motorola Zoom eine gute Figur abgeben würde. Am weitesten waren das Fujitsu TH40/D mit interessanter Klapptastatur und das Toshiba WT110, beide sind aber bislang nur für den japanischen Markt vorgesehen. Die meisten anderen Tablets stammten von Auftragsfertigern wie Compal, Elitegroup und Quanta oder waren Intel-Prototypen.

Viewsonic zeigte auf seinem Stand das Viewpad 10Pro mit Z670, 2 GByte Hauptspeicher und 32 GByte Flash. Das 10-Zoll-Display hat 1024 x 768 Punkte. Installiert war Windows 7, laufen soll es viereinhalb Stunden. Preise und Verfügbarkeit nannte Viewsonic nicht.

AMD bringt doch einen Tablet-Prozessor, den Z-01 mit 1 GHz. MSI setzt ihn direkt ein, im WindPad 110W. Rechts neben dem Display hat es ein Mini-Touchpad.

AMD hatte vor kurzem noch gesagt, keine Prozessoren für Tablets fertigen zu wollen, präsentierte nun aber eine erweiterte Roadmap: Demnach bekommt die Notebook-Plattform Ontario mit Bobcat-Kern einen Tablet-Ableger mit Codenamen Desna. Dem neuen Namensschema der Fusion-Prozessoren fügt AMD dafür die Z-Serie hinzu. Außer für Tablets soll sie auch für besonders flache und lüfterlose Notebooks in Frage kommen. Zuerst kommt die Variante Z-01, ein Dualcore-Bobcat mit 1 GHz Takt und einer TDP von 5,9 Watt. Der integrierte Grafikkern ist wie beim Ontario ein HD 6250, sodass FullHD-Videos ruckelfrei laufen sollten. Nächstes Jahr soll ein Nachfolger kommen, eine 6-Watt-Variante der 28-nm-CPU/GPU Krishna mit Codenamen Hondo.

Ein Tablet mit dem Z-01 war direkt zu sehen, das „MSI Windpad 110W“. Es hat ein 10-Zoll-Display und läuft unter Windows 7. Es soll 850 Gramm wiegen und bis zu sechs Stunden laufen – das ist auch nur ungefähr Oak-Trail-Niveau.

Auf die Frage, warum ein Tablet-Hersteller denn zu x86-Hardware statt zu ARM greifen sollte, sucht Intel schon länger nach einer Antwort. Interessanterweise war in den Keynotes nicht mehr von einem Geschwindigkeitsvorteil die Rede. Offensichtlich war selbst Intels PR-Abteilung kein Dreh mehr eingefallen, die Benchmark-Ergebnisse irgendwie positiv darzulegen. Auch das in den Vorjahren vorgetragene Argument „vollständiges Internet“ blieb unerwähnt.

In einer sehr interessanten Benchmark-Diskussionsrunde im kleineren Kreis ging Intel dann doch auf die Geschwindigkeit der Prozessoren ein und brachte gute Argumente, warum die x86-Architektur auf Tablets doch Vorteile gegenüber ARM hat, gerade gegenüber deren Versuchen, zwei oder vier Kerne zu integrieren, ohne die Speicherbandbreite zu erhöhen. In ein knackiges Benchmark-Ergebnis lässt sich das (noch) nicht fassen, aber Intel arbeitet daran, die „Schwuppdizität“ zu messen. Immerhin freue man sich auf die ARM-Version von Windows, denn die ganzen Optimierungen würden auch dem Atom-Prozessor zugutekommen.

Stattdessen pocht Intel jetzt auf Flexibilität: Auf der x86-Hardware würde schließlich wahlweise Windows, Android, MeeGo und (für Tablets nicht interessant) Chrome OS laufen, sogar auf einem Gerät. Dieser Vorteil zieht für Entwickler und Hersteller, weniger für normale Kunden. Und sobald Windows auf ARM läuft, ist er sogar verschwunden.

Einen x86-Port von Android 3 zeigte Intel zwar auf einigen Tablets, verriet aber keine weiteren Details; kein einziges Tablet damit wurde angekündigt, nichts war zu Medieninhalten zu hören. Und gerade bei Multimedia-Inhalten startet Windows 8 direkt mit dem größten Angebot, alles inklusive der Flash-basierten Online-Videotheken wie Maxdome und dem Apple-Angebot via iTunes ist vom Start an verfügbar.

Acer zeigt das MeeGo-Tablet Iconia M500 mit Moorestown-Plattform – allerdings nicht öffentlich, sondern nur auf einer Intel-Pressekonferenz.

MeeGo war auch zu sehen, wirkte aber nicht fertig. Zudem war nichts Neues zu Apps oder Multimedia-Inhalten zu hören. Acer zeigte auf einer Intel-Pressekonferenz kurz ein Tablet mit MeeGo und Moorestown-Prozessor, das Iconia M500. Marktstart gegen Jahresende, 10-Zoll-Display, Kamera, und wohl eine eigene Bedienoberfläche über dem MeeGo – mehr war nicht in Erfahrung zu bringen. Und am Acer-Stand war das Gerät dann auch nicht mehr zu entdecken.

AMD sagte dazu noch weniger und präsentierte lediglich BlueStacks als Möglichkeit, Android auf dem Z-01 laufen zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Virtualisierungslösung, die Android unter Windows startet. Etwaige Stromspar- oder Schnellstartvorteile entfallen so. Eine Zertifizierung durch Google fehlt, sodass die Google-Apps wie Maps nicht laufen. Auch der Zugriff auf den Android Market ist nicht möglich. BlueStacks ist damit hauptsächlich für Anwender interessant, die Android-Apps starten möchte, für die es keinen guten Windows-Pendant gibt – ein vollwertiges Android-Tablet erhält man so jedenfalls nicht.

Deutlich wurde, welche Schwierigkeiten sich Google durch die fehlende Transparenz bei der Tablet-Version Android 3 eingebrockt hat. BlueStacks konnte kein Android 3 präsentieren, weil die Sourcen nicht öffentlich sind, Intel wollte wohl aus ähnlichem Grund wenig zum x86-Port sagen. Beide mussten darauf verweisen, dass letztlich der Tablet-Hersteller – also nicht einmal der Produzent wie Quanta & Co. – die Zertifizierung bei Google durchführen muss, konnten aber keinen solchen Hersteller nennen. Selbst viele 10-Zoll-Tablets mit (meist) Tegra-Innenleben liefen noch mit Android 2.x, darunter das MSI Windpad 100A und einige Tablets von Shuttle, die aber nicht an Endkunden, sondern nur an Markenhersteller verkauft werden sollen.

Acer zeigte sein eigentlich verschobenes 7-Zoll-Tablet Iconia A100 (mit Nvidia Tegra) nun doch, allerdings noch mit Android 2.2 – Android 3 sei dann im August fertig, es gäbe Probleme mit der Auflösung. Viewsonic zeigte auch einen 7-Zöller mit Nvidia-Innenleben, der im August fertig sein soll. Die – eingeräumten, aber nicht näher beschriebenen – Probleme mit der Auflösung würde man laut einem Mitarbeiter mit einem speziellen Skaliererchip lösen, laut einem anderen einfach mit der nächsten Android-Version.

An einem 7-Zöller mit Android 3 konnte man dann doch etwas herumspielen, nämlich am (Anfang des Jahres vorgestellten) Asus MeMO mit Qualcomm-Prozessor und zusätzlicher Stiftbedienung (ähnlich dem HTC Flyer). Asus hat eine Version mit 3D-Display angekündigt, nannte aber für beide Versionen kein Veröffentlichungsdatum.

AMDs neue Vierkern-Mobilprozessoren waren ein Thema, doch weil die Vorstellung erst einige Tage nach der Computex stattgefunden hat, gab es wenig Offizielles dazu – mehr ab Seite 112 in c't 14/2011 .

So wie das Asus UX stellt Intel sich die Ultrabooks vor: besonders flach, unter 1000 US-Dollar und mit kräftigen Stromspar-Prozessoren – die blieb Intel allerdings schuldig.

Intel brachte keinen neuen Notebook-Prozessor, sondern den neuen Marketingbegriff Ultrabook. Das ist an sich nur ein fluffigerer Begriff für die schon länger bekannten Thin-and-Light-Notebooks. Man könnte einfach auch sagen: besonders flache Notebooks. Unter zwei Zentimeter dick sollen sie sein, weniger als 1000 US-Dollar kosten und mit Intels Core-i-2000-Prozessoren laufen. Ende 2012 sollen ganze 40 Prozent der Consumer-Notebooks solche Ultrabooks sein, prognostiziert Intel vollmundig. Mit welchem Prozessor das gelingen soll, verriet Intel allerdings nicht.

Eher allgemein versprach Intel, die Leistungsaufnahme der i-2000-Serie Sandy Bridge und des 22-nm-Nachfolgers Ivy Bridge auf 10 bis 20 Watt zu reduzieren. Erstmals erwähnte Intel im Zusammenhang mit Ivy Bridge Thunderbolt als „Komplementärtechnik“ zu USB 3.0. Das könnte bedeuten, dass die Ivy-Bridge-Chipsatzfamilie Panther Point nicht nur USB 3.0 integriert, sondern auch die PCI-Express-/Displayport-Kombination Thunderbolt, für die bislang noch ein Zusatzchip nötig ist.

Die vielleicht wichtigste Nachricht der Pressekonferenz war allerdings: Sean Maloney, Intels Vizepräsident, hat sich von seinem Schlaganfall vor anderthalb Jahren erholt und zog trotz merklicher Schwierigkeiten beim Sprechen seinen einstündigen Vortrag kraftvoll durch.

Konkrete LV- oder ULV-Versionen von Sandy Bridge erwähnte er nicht. Ebenso wenig wurde bekannt gegeben, welcher Prozessor denn im ersten präsentierten Ultrabook steckt, dem Asus UX21. Es soll zur „winter holiday shopping season“ erscheinen, dann dürften auch die Stromspar-Sandy-Bridges kommen.

Schick sahen sie jedenfalls schon mal aus, die Prototypen des UX: Sie haben ein Aluminiumgehäuse in Unibody-Fertigung, ein großes Touchpad und eine angenehme Tastatur. 17 Millimeter sollen sie an der dicksten Stelle messen und 1,1 Kilogramm wiegen. Eher spartanisch ist die Schnittstellenausstattung: USB 3.0, Audio, Micro-HDMI, Mini-Displayport (das mag sich aber noch ändern, schon die beiden Demogeräte stimmten in dieser Hinsicht nicht überein). Die Laufzeit soll je nach Ausstattung bei mageren 5 bis 7 Stunden liegen.

Eine Neuigkeit für Netbooks hatte Intel im Gepäck, den Atom N435. Dessen Vorstellung war offensichtlich übereilt und für Intel ungewöhnlich schlecht koordiniert, denn technische Details gab es während der Präsentation nicht, und auch die deutsche Intel-Niederlassung musste erst einige Tage in internen Papieren nachforschen. Demnach handelt es sich um einen Einkern-Atom mit aktuellen Pineview-Kern wie im N455 und N475 mit DDR3-Speicheranbindung, der mit 1,33 GHz läuft und damit der langsamste aller Netbook-Atoms ist. Die TDP bleibt dennoch bei 6,5 Watt, es handelt sich also nicht um einen Stromspar-, sondern eine Geldspar-Variante.

Intel führt ihn nicht auf der offiziellen Preisliste, sondern bietet ihn nur OEM-Kunden an. Offenbar will Intel dem drohenden „Atom-Ausstieg“ der Netbook-Hersteller vorgreifen: Denn mit einer ARM-Version von Windows 8 gewinnen plötzlich die Netbooks mit ARM-Prozessoren an Attraktivität, weil sie günstiger sind. Bisher konnten die Hersteller dieser Geräte aufgrund der eingesetzten kundenunfreundlicher Linux-Krücken keine nennenswerten Stückzahlen absetzen.

Den Preiskampf auf Basis von N435-Netbooks hat direkt Asus mit dem Eee PC X101 eingeleitet. Der angenehm flache 10-Zöller soll in einer Version mit 8-GByte-SSD und der Netbook-Version von MeeGo nur 199 US-Dollar kosten – vor Steuern. In Deutschland dürften wohl 199 Euro fällig sein. Eine Version mit Festplatte und Windows 7 Starter unter dem Namen X101H hat Asus auch gezeigt, es ist dann etwas dicker und dürfte mindestens 230 Euro kosten.

Acer zeigte eine Version des Aspire One Happy mit MeeGo statt Windows. Ob die nach Deutschland kommt, ist noch nicht entschieden.

Acer stellte neue Modelle der bunten Netbook-Serie Aspire One Happy vor. Anders als bei den bisherigen Happy-Modellen ist nicht mehr die ganze Handballenablage in der Deckelfarbe eingefärbt, sondern nur noch das Touchpad. Blau, Rosa, Orange und Gelb stehen zur Auswahl. Android und Windows waren parallel installiert, auf dem Intel-Stand war auch ein Aspire Happy mit MeeGo zu sehen. In den ausgestellten Modellen lief ein Atom N570 (1,66 GHz) mit 2 GByte Speicher und einer 320-GByte-Platte, doch Konfiguration und Betriebssystem für Deutschland mögen anders aussehen. Der Preis soll unter 300 Euro liegen.

Weitere Netbooks mit MeeGo unter anderem vom Lenovo zeigte Intel auf seinem Stand. Ob sie nach Deutschland kommen oder doch die Windows-Varianten, stand noch nicht fest. MeeGo wurde fast immer im Zusammenhang mit „emerging markets“ genannt.

Der im Umfeld des Projekts OLPC entstandene Display-Hersteller Pixel Qi zeigte zwei neue Varianten der im Sonnenlicht ablesbaren transflektiven Displays: ein 7-Zoll-Panel mit 1024 x 600 Punkten und ein 10-Zoll-Panel mit 1280 x 800 Punkten. Die Pixel-Qi-Displays können alternativ ohne Hintergrundbeleuchtung arbeiten, sie reflektieren dann das Umgebungslicht – stellen allerdings nur ein Schwarzweiß-Bild (mit horizontal dreifacher Auflösung) dar. Dadurch sind sie im Sonnenlicht ablesbar und benötigen dabei weniger Leistung als normale Displays, laut Hersteller bis zu 80 Prozent. Konkrete Produkte mit den beiden neuen Displays nannte Pixel Qi noch nicht. Muster der 7-Zoll-Variante sollen im dritten, der 10-Zoll-Variante im vierten Quartal erhältlich sein.

Zu Smartphones tat sich eher wenig auf der Computex, vor allem weil die großen Hersteller nicht angetreten waren – selbst der taiwanische Riese HTC hatte keinen Stand. Acer kündigte an, ein Smartphone mit Windows Phone 7 herauszubringen, zeigte aber nur ein funktionsloses Plastikgehäuse. Das W4 getaufte Gerät soll ein 3,6-Zoll-Display bekommen und im Herbst fertig sein.

So stellt Asus sich das vor: Das Smartphone mutiert zum Tablet. Mehr als eine funktionslose Hülle war vom Padfone-Konzept aber noch nicht zu sehen.

Asus zeigte ein ebenfalls funktionsloses Mockup eines Android-Smartphones, das man zu einem Tablet umfunktionieren kann. Padfone heißt das viel beachtete System, doch den Plastikhüllen konnte man wenig Konkretes entnehmen, außer dass die Verschlussmechanik etwas hakelig zu bedienen ist. Der Tablet-Teil enthält keinen Prozessor, er ist ohne eingeschobenes Smartphone nicht nutzbar. Das Einstecken des Telefons ist dann etwa mit dem Einschieben eines Notebooks in eine Docking-Station zu vergleichen: Die Anzeige wird auf die größere Displayfläche umgeschaltet, die Bedienoberfläche wechselt von Android 2 zu 3. Zu Preisen, technischen Details und Terminen war nichts in Erfahrung zu bringen, doch offensichtlich war das Padfone noch weit von der Serienreife entfernt. (jow)