Zeitungen klagen gegen Tagesschau-App

Zeitungsverleger beschweren sich über die "textdominante Berichterstattung" in der Tagesschau-App. Man brauche in Deutschland "keine staatsfinanzierte Presse". Für die ARD ist die App eine komfortable Bereitstellung bereits verfügbarer Angebote.

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Von
  • Jürgen Kuri

Einige Zeitungsverlage gehen vor Gericht gegen die Tagesschau-App der ARD vor. Vor dem Kölner Landgericht sei am Dienstag Klage eingereicht worden, sagte der Vorsitzende des Verlegerverbandes NRW, Christian Nienhaus, laut dpa beim Medienforum in Köln. Die Verlage wehren sich gegen die Textbestandteile, die zusätzlich zu Video- und Online-Inhalten in der Tagesschau-iPad-Version stünden. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sprach gar von einer "textdominanten Berichterstattung". Zu den Klägern gehören laut BDZV der Axel Springer Verlag, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die WAZ Mediengruppe.

Zur Vorstellung der Tagesschau-App hatte Kai Gniffke, erster Chefredakteur bei ARD Aktuell, betont, die App sei dafür gedacht, das bereits auf tagesschau.de verfügbare Angebot für Smartphones komfortabler bereitzustellen; zusätzliche Inhalte gebe es dabei aber nicht. Trotzdem hatte die App schon vor ihrer Veröffentlichung für Aufregung gesorgt. So kritisierte etwa der Axel Springer Verlag die kostenlose App als "Marktverzerrung", die nicht durch den Grundversorgungsauftrag abgedeckt sei – ein derartiges Angebot bedrohe das Geschäftsmodell der privaten Verlage. Und vom Verband der Zeitschriftenverleger hieß es, "Gespeist aus einem großen Gebührentopf" beinträchtige die Gratis-App "das junge Geschäft der Verleger mit Apps". Zu der Klage erklärte der BDZV: "Die Ministerpräsidenten schauen untätig zu, wie mit Gebührengeldern umfänglich Pressetexte geschrieben und digital verbreitet werden. Es bedarf in Deutschland aber keiner staatsfinanzierten Presse."

Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender sehen dies allerdings ganz anders; eine Stellungnahme zu der nun erfolgten Klage liegt allerdings noch nicht vor. Auch das ZDF, das bereits seine Mediathek für iPhone und iPad optimiert hatte, verkündete kurz nach den Start der Tagesschau-App, eigene Apps für die ZDF-Inhalte anbieten zu wollen.

[Update]:
"Tatsache ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk alle Verbreitungswege, also Radio, Fernsehen und Internet, nutzen kann – das ist sogar höchstrichterlich bestätigt", hieß es von der ARD zu der Kritik der Verleger. Das ZDF verwies darauf, dass die Online-Angebote einen Drei-Stufen-Test durchlaufen hätten. Dabei seien aus Rücksicht auf die kommerziellen Interessen der Verleger zahlreiche Seiten aus den öffentlich-rechtlichen Internetangeboten entfernt worden.

[2. Update]:
Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hat die Kritik der deutschen Zeitungsverleger an der Tagesschau-App zurückgewiesen. "Es kann gut sein, dass unsere sehr erfolgreiche Tagesschau-App einigen Verlegern ein Dorn im Auge ist", sagte Piel laut dpa. "Aber ihrer Argumentation kann ich nicht folgen: Nicht jeder Text ist eine Zeitung." ZDF-Intendant Markus Schächter kritisierte die Klage von acht Zeitungsverlagen gegen die Tagesschau-App als "Schlacht von gestern". (jk)