Torvalds bezeichnet Userspace-Dateisysteme als Spielzeug

In einer Diskussion über Userspace-Dateisysteme auf der Dateisystem-Mailing-Liste hat sich auch der Linux-Vater zu Wort gemeldet.

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Mit den Worten "wer denkt, Userspace-Dateisysteme seien eine Lösung für irgend etwas anderes als Spielzeuge, ist auf dem Holzweg" hat Linus Torvalds in der Diskussion um Userspace-Dateisysteme Stellung bezogen. Der Fuse-Treiber im Linux-Kernel funktioniere zwar gut, sofern man ihn nur auf langsamen Medien einsetzt, für so etwas wie ein Root-Dateisystem sei er aber völlig ungeeignet.

Anlass für die Diskussion war die Bitte von Miklos Szeredi, den OverlayFS-Treiber ab Version 3.1 in den stabilen Kernel-Entwicklungszweig aufzunehmen. Von Andrew Morton darauf angesprochen, warum dies nicht als Userspace-Dateisystem mit Fuse implementiert wurde, behauptete Szeredi, dass Implementationen außerhalb des Kernel-Space nie so effizient sein könnten wie im Kernel-Space.

Dieses Argument ließ Morton gelten: Wenn denn gesichert sei, dass eine Userspace-Implementation niemals eine akzeptable Performance erreichen kann, rechtfertige dies den Einzug in den Kernel – woraufhin sich Torvalds in die Diskussion einschaltete und seinen Standpunkt zum Thema Userspace-Dateisysteme darlegte.

Widerspruch kam umgehend von Greg Kroah-Hartman, der Tuxeras proprietären NTFS-Fuse-Treiber als Gegenbeweis anführte – wobei ein Entwickler darauf hinwies, dass Tuxeras NTFS-Kerneltreiber immer noch deutlich schneller sei. Zwei Entwickler der Dateisysteme CloudFS und GlusterFS werfen Torvalds eine veraltete Sicht auf Dateisysteme vor: Der Kernel sei einfach schlecht dafür geeignet, mit seinen 4-KByte-Speicherseiten große Datenmengen zu verwalten. Besser wäre es, den Kernel nur noch als Microkernel mit Gerätetreibern und als Hypervisor zu betrachten und ihm die Speicherverwaltung zu überlassen, während das Dateisystem im Userspace angesiedelt wird – was kein Problem mehr darstelle, schließlich würden heute ganze Betriebssysteme virtualisiert im Userspace laufen. Allerdings geben beide Dateisystementwickler zu, dass die meisten Fuse-Dateisysteme wirklich nur Spielzeuge seien – genau wie damals die ersten Linux-Systeme. (mid)