MySpace hat einen neuen Besitzer

Eigentlich sollte MySpace dem Medienimperium von Rupert Murdoch Zugang zur neuen Medienwelt verschaffen. Stattdessen setzte der Niedergang ein – nun verkauft die News Corp. das einst weltgrößte Social Network für einen Spottpreis.

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Von
  • Jürgen Kuri

Gegen Facebook ist auch für Rupert Murdoch offensichtlich kein Kraut gewachsen. Sein Medienimperium News Corp. sollte durch MySpace einen kräftigen Schub in Richtung neue Medien und Internet bekommen, gleichzeitig sollten ihm die Werbeeinnahmen, die mit dem einst weltgrößten Social Network zu generieren waren, zugute kommen. Doch Daraus wurde nichts: Facebook zog davon, und mittlerweile trumpft auch Google mit eigenen Plänen für Social Networks auf, was MySpace weiter unter Druck setzt. MySpace dümpelt nach anfänglichen guten Geschäften für die News Corp. nur noch angeschlagen vor sich hin. Nun sucht Murdoch den Notausgang aus der Welt der Social Networks: Die News Corp. trennt sich nach anhaltenden Verlusten vom einst weltgrößten Online-Netzwerk. Der neue Besitzer von MySpace ist die weithin unbekannte Online-Werbefirma Specific Media aus Kalifornien. Sie gab den Kauf am Mittwoch bekannt, ohne allerdings einen Preis zu nennen.

Nach Informationen von US-Medien bekommt die News Corp. gerade noch 35 Millionen Dollar, von denen ein Teil nicht einmal in bar, sondern in Specific-Media-Anteilen gezahlt wird. Damit hätte der eigentlich für seinen guten Riecher bekannte Murdoch dieses Mal daneben gegriffen: Er hatte MySpace 2005 für aufsehenerregende 580 Millionen Dollar geschluckt und investierte danach massiv in die Weiterentwicklung der Online-Plattform. Am Anfang rechnete sich das Geschäft auch durch einen lukrativen Vertrag mit dem Internetkonzern Google. Unter der Regie von Murdochs News Corp. häufte das Netzwerk später aber immer höhere Verluste an. Die MySpace-Nutzerzahlen stagnierten bei etwa 100 Millionen, während der jüngere Rivale Facebook vorbeizog und mittlerweile geschätzt zwischen 600 Millionen und 750 Millionen Mitglieder hat.

Nach Daten des Marktforschers Comscore besuchten im Mai 157,2 Millionen Nutzer allein in den USA das Facebook-Portal. Dagegen musste MySpace mit 34,8 Millionen auskommen – ein kräftiger Einbruch von in der Spitze einmal 75,9 Millionen Nutzern im Monat. Diese goldene Zeit war Ende 2008. Auch ein Umbau hin zu einer Unterhaltungsplattform half letztlich nichts. Weil mit den Nutzern auch die Werbekunden abhanden kamen, mussten die MySpace-Mitarbeiter schon einige Sparrunden mitmachen. Nach Informationen des Wall Street Journal verlieren mit dem Verkauf noch einmal die Hälfte der zuletzt 500 Beschäftigten ihren Job. Vor zwei Jahren hatte MySpace noch 1400 Mitarbeiter. MySpace-Chef Mike Jones kündigte in einer Mitteilung an seine Belegschaft an, dass auch er das Unternehmen in zwei Monaten verlassen werde.

Eigentlich hatte die News Corp. mit dem Verkauf von MySpace noch 100 Millionen Dollar erlösen wollen, allerdings sollen am Ende diverse Bieter abgesprungen sein. Zuletzt hatte die News Corp. bereits erwägt, den Verkauf abzublasen und das Social Network mit einem Partner weiterzubetreiben – auch das war nun wohl keine ernsthafte Alternative mehr, so blieb nur, MySpace zu einem – im Vergleich zum Einkaufspreis – Spottpreis wieder abzustoßen. Besonders bitter: Für den Börsenkandidaten Facebook kursieren Firmenwerte von 50 Milliarden bis 100 Milliarden Dollar. Die vielen Nutzer machen das Netzwerk für Werbepartner interessant. (mit Material von dpa) / (jk)