Telekom beruft Frauen in den Vorstand

Eine Frauenquote gibt es bei der Deutschen Telekom schon seit gut einem Jahr. Nun hat der Dax-Konzern die ersten Frauen in den Vorstand berufen, darunter die Ex-Ministerin Marion Schick.

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  • dpa

Die lupenreine Männerherrschaft bei der Deutschen Telekom wird beendet. In wenigen Monaten sollen erstmals zwei Frauen in den achtköpfigen Vorstand des Bonner Telefonriesen einziehen. Der Aufsichtsrat berief am Montag wie erwartet die ehemalige baden-württembergische Bildungsministerin Marion Schick zur künftigen Personalchefin und die Unternehmensberaterin Claudia Nemat zur Europachefin des DAX-Unternehmens. Bislang gibt es kaum Frauen in den Führungsetagen der größten deutschen Unternehmen, bei der Telekom soll bis 2015 eine Frauenquote von 30 Prozent für die oberen und mittleren Führungspositionen erreicht werden.

Gegen die Berufung der 52-Jährigen neuen Personalchefin gab es allerdings umgehend Proteste: Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat verließen die Sitzung, weil sie nach eigenem Eindruck keine Möglichkeit sahen, für eigene Vorschläge Aufgeschlossenheit zu finden. Offene Kritik an Schick übten sie nicht. Sie soll das Personalressort im kommenden Jahr von Thomas Sattelberger übernehmen, der als Vater der Telekom-Frauenquote gilt und dessen Vertrag ausläuft.

Nemat ist bislang Partnerin der Unternehmensberatung McKinsey. Als Nachfolgerin von Guido Kerkhoff, der nun Finanzvorstand bei Thyssen-Krupp ist, soll sie Anfang Oktober den Vorstandsbereich Europa übernehmen und für die Beteiligungen des Bonner Unternehmens an zahlreichen Telekom-Anbietern im europäischen Ausland verantwortlich sein. Bei McKinsey hat sie bereits Projekte für die Telekom betreut.

Noch offen blieb, wer künftig den ebenfalls frei werdenden Vorstandsbereich für Recht, Datenschutz und Compliance leiten soll. Auch hierfür will Konzernchef René Obermann eine Frau gewinnen. Das Handelsblatt nannte die Staatssekretärin im Bundesjustizministerium, Birgit Grundmann (FDP), als aussichtsreichste Kandidatin für diesen Job.

"Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser", hatte Obermann im März 2010 nach dem Beschluss zur Einführung der Frauenquote bei der Telekom gesagt. Seit Monaten wird auch in der Politik über eine Quote für Frauen in Spitzenpositionen der Wirtschaft diskutiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die zuständige Familienministerin Kristina Schröder (beide CDU) hatten sich gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (ebenfalls CDU) will eine solche Quote dagegen forcieren. (anw)