Image-Kosmetik für Siemens-Chef in Wikipedia

Siemens-Mitarbeiter haben versucht, das Image ihres Chefs Klaus Kleinfeld, 48, in der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu korrigieren, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner Ausgabe für den kommenden Montag.

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Von
  • Detlef Grell

Die Überarbeitung des Wikipedia-Eintrages zu Klaus Kleinfeld durch Siemens-Mitarbeiter hat einen heftigen Streit zwischen dem Konzern und Verfassern sowie Nutzern des Internet-Lexikons ausgelöst. Der Eintrag über den seit gut einem Jahr amtierenden neuen Siemens-Lenker enthält auch kritische Anmerkungen zu Kleinfelds Geschäftspolitik. "Da es Siemens nicht gelang", seine Handy-Sparte "erfolgreich zu sanieren", heißt es darin etwa, "verkaufte Siemens unter Führung von Kleinfeld diesen Bereich zu einem negativen Preis an das taiwanesische Unternehmen BenQ".

Konzernmitarbeiter begannen, einzelne Formulierungen zu entschärfen, komplette Absätze und Verweise zu streichen oder zu ergänzen, um ihren Chef in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. In der Siemens-Variante fiel so einfach der erste Halbsatz über die misslungene Sanierung des Handy-Geschäfts weg, auch von dem Aufgeld für BenQ war zeitweise nicht mehr die Rede. Parallel dazu gelang es Siemens, lobende Passagen über Kleinfelds Verdienste als US-Chef einzustreuen und die Behauptung zu tilgen, ihr Boss sei "neoliberal". Seit wachsame Wikipedianer die PR-Aktion Mitte Mai entdeckten, tobt auf den Diskussionsseiten des Forums ein erbitterter Kleinkrieg um die kosmetischen Eingriffe. Inzwischen wird der Kleinfeld-Beitrag sogar auf der internen Watchlist für besonders umstrittene Artikel geführt, den so genannten Qualitätssicherungsseiten. Ein Siemens-Sprecher verteidigt seine Kollegen und argumentiert, das System stehe jedermann offen. Außerdem seien die Autoren nach den Richtlinien von Wikipedia zur Neutralität verpflichtet. (gr)