Die schlaue Laterne

Indonesische Forscher haben ein effizientes Straßenbeleuchtungssystem entwickelt, das nur dann Helligkeit abgibt, wenn sie auch benötigt wird.

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  • Kentucky FC

Indonesische Forscher haben ein effizientes Straßenbeleuchtungssystem entwickelt, das nur dann Helligkeit abgibt, wenn sie auch benötigt wird.

Jakarta ist eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt. Mit rund zehn Millionen Einwohnern ist die indonesische Metropole der wichtigste Ballungsraum Südostasiens – und die zehntgrößte Stadt des Planeten obendrein.

Einen Ort dieser Fläche vollständig zu beleuchten, ist eine sehr teure Angelegenheit. Die über 200.000 Straßenlaternen der Stadt verursachten im Jahr 2007 fast 13 Millionen Euro an Stromkosten – mittlerweile dürfte es noch deutlich teurer geworden sein. Und eigentlich sind die 200.000 Leuchten nicht ausreichend, es gibt noch immer viele dunkle Ecken. Die Stadtregierung würde deshalb gerne die doppelte Anzahl der Straßenlaternen aufstellen, doch das darf eben nicht zu viel kosten, um das sowieso schon arg belastete Budget nicht zusätzlich zu strapazieren.

So Suprijadi, Thomas Muliawan und Sparisoma Viridi vom Institut Teknologi Bandung haben hierfür nun eine Lösung parat. Die drei Forscher haben eine neuartige Stromspartechnik für Straßenbeleuchtungen entwickelt: Dabei schalten sich Lampen nur dann an, wenn sich Personen oder Autos in iihrer Nähe befinden. Was einfach klingt, hat bislang noch kein Beleuchtungstechniker in einem derartigen Ausmaß realisiert: Denn den Verkehrsteilnehmern soll nicht einmal auffallen, dass das Stromsparsystem installiert ist.

Am Modell erläutern die drei Forscher ihre Idee: Dabei überwacht eine Videokamera mit angeschlossenem Bilderkennungssystem eine Teststrecke, über die sich ein Modellauto bewegt. Im Test erkannte das smarte Lichtsystem das vorbeifahrende Auto in immerhin 91 Prozent der Fälle korrekt, wenn die Geschwindigkeit bei 0,91 Metern pro Sekunde lag. Bei 1,32 Metern pro Sekunde ging die Erkennungsleistung allerdings auf 77 Prozent zurück.

Doch das schreckt Suprijadi. Muliawan und Viridi nicht: Es sind schließlich bereits jetzt Fahrzeugerkennungssysteme im Einsatz, die deutlich genauer arbeiten. So erfassen mittlerweile Mautsysteme mit einer Genauigkeit von bis zu 99 Prozent die Kennzeichen vorbeifahrender Autos, ohne dass diese nur langsamer fahren müssten. Das indonesische Forscherteam will sein System in den nächsten Monaten weiter optimieren. Zu den geplanten Tests gehört der Einsatz unter verschiedenen, auch extremen Wetterbedingungen, wie sie Jakarta öfter vorkommen können.

Ungeklärt ist allerdings noch die Frage der Sicherheit. So muss aus verkehrspsychologischer Sicht geklärt werden, ob ein solches System das Fahrverhalten ändern kann. Arbeitet es vorausschauend, dürften Fahrer nur geringe Unterschiede wahrnehmen. Stören könnte das System dagegen Anwohner, denen ein ständiges Ein- und Ausschalten der Beleuchtung eigentlich nicht zugemutet werden kann. Aus diesem Grund ist die Technik für Wohngebiete zunächst ungeeignet.

Sollten die Wissenschaftler für Jakarta eine Lösung finden, könnte das System auch in anderen Städten der Welt eingesetzt werden. Bedarf zum Energiesparen gibt es jede Menge: So sucht man derzeit in Japan, wo es aufgrund der Abschaltung unsicherer Atomkraftwerke in Metropolen wie Tokio immer wieder zu Stromengpässen kommt, nach Alternativen für die Dauerbeleuchtung. (bsc)