Bericht: De-Mail kommt später

Der aufwändige Zertifizierungsprozess für den geplanten Postfach- und Versanddienst De-Mail verzögert den Start des Dienstes voraussichtlich bis Ende 2011.

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Von
  • Detlef Borchers

Nachdem das De-Mail-Gesetz im Mai mit der Unterschrift des Bundespräsidenten die letzte Hürde passierte, gingen die Projektverantworlichen im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) davon aus, dass zum Ende des Sommers die ersten De-Mails in den Postfächern der Kunden landen können. Wie das BSI nun gegenüber der Wirtschaftswoche bestätigte, verzögert sich der Start jedoch bis Ende 2011.

Grund für die Verzögerung ist der außerordentlich langwierige Zertifizierungsprozess, den die De-Mail-Provider durchlaufen müssen. Dabei muss das BSI zunächst Sicherheitsdienstleister und Auditoren zertifizieren, die wiederum die einzelnen De-Mail-Anbieter begutachten und prüfen. Diese Testate müssen anschließend vom De-Mail-Diensteanbieter dem BSI vorgelegt werden, das dann seinerseits die Unterlagen auf Plausibiltät und Vollständigkeit überprüft. Zusammen mit einer Einzelprüfung der Sicherheitszertifikate der Rechenzentren und dem Finanznachweis der Deckungsvorsorge kann schließlich die Akkreditierung erteilt werden, indem der Diensteanbieter ein De-Mail-Gütezeichen erhält. Dieser Prozess läuft derzeit nach Angaben des BSI sehr schleppend ab. Deshalb wird damit gerechnet, dass De-Mail-Post erst Ende 2011 verschickt werden kann.

Rund 2 Millionen Postfächer sind im Vorfeld von Bundesbürgern und Unternehmen bestellt worden. Derzeit werden vom BSI vier Unternehmen zertifiziert: Die Deutsche Telekom, die Deutschen Post, United Internet mit GMX und Web.de sowie die Francotyp-Postalia (Mentana Claimsoft) wollen De-Mail anbieten. Als schwerer Schlag gegen die De-Mail entpuppte sich das von der Bunderegierung zum 1. Juli 2011 beschlossene Steuervereinfachungsgesetz. Obwohl dieses Gesetz erst 2012 in Kraft tritt, können Unternehmen seit Monatsanfang darauf verzichten, elektronische Rechnungen mit einer qualifizierten Signatur zu verschicken, wenn sie ein "alternatives innerbetriebliches Kontrollverfahren" installiert haben. Ursprünglich sollte diese Vereinfachung bei De-Mail greifen und Unternehmen dazu animieren, ihre elektronischen Rechnungen via De-Mail an die Kunden zu schicken. (dwi)