Investor drängt Motorola zum Verkauf der Patente

Der umtriebige Milliardär Carl Icahn hält den Handyhersteller Motorola Mobility für an der Börse unterbewertet. Unterlagen der US-Börsenaufsicht zufolge spricht der Investor mit dem Management über einen möglichen Verkauf des Patent-Portfolios.

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Der Aktienkurs des US-Handyherstellers Motorola Mobility wurde am Donnerstag von der Nachricht beflügelt, dass der Milliardär Carl Icahn mit dem Motorola-Management über eine mögliche Verwertung des Patentvermögens des Unternehmens gesprochen hat. Das geht aus Unterlagen hervor, die Icahns Investmentfirma am Donnerstag bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Icahn hält über 11 Prozent an Motorola Mobility und ist damit größter Einzelaktionär des aus der Aufspaltung von Motorola hervorgegangenen Unternehmens.

Icahn ist der Ansicht, dass Motorola Mobility derzeit an der Börse unterbewertet ist. Das Management konzentriere sich auf das operative Geschäft mit Mobiltelefonen und Settop-Boxen. Dabei sei das Patentvermögen des Unternehmens wertvoller als das Portfolio des bankrotten kanadischen Netzwerkausrüsters Nortel, dessen Mobilfunk-Patente jüngst für 4,5 Milliarden US-Dollar an ein Konsortium um Apple und Microsoft verkauft worden waren. Motorola solle über Möglichkeiten nachdenken, diese Werte gewinnbringend zu nutzen – also zu verkaufen.

Der Verkauf der Nortel-Patente hat offenbar Icahns Phantasie angeregt. Denn im Wettstreit um das umfangreiche Patentpaket war ein Bieter unterlegen, der ein paar eigene Patente gut gebrauchen könnte: Google. Der Suchmaschinenkonzern, im Mobilfunkgeschäft mit Android eine neue, aber inzwischen feste Größe, steht im Patentvergleich mit der alteingesessenen Konkurrenz nicht besonders gut da. Dabei spielen Patentrechte im boomenden Geschäft mit Handys, Smartphones und Tablets eine immer wichtigere Rolle.

In den vergangenen Monaten haben die üblichen Scharmützel im Umfeld von Lizenzverhandlungen eine neue Qualität bekommen. Auch Motorola ist da nicht unbeteiligt. Immer mehr Unternehmen sind bereit, ihre Rechte zur Not auch gerichtlich durchzusetzen – im Ernstfall geht das bis zum Importverbot. Im Kampf um Marktanteile und den besseren Preis spielen die Lizenzkosten, die für jedes Gerät anfallen, eine wichtige Rolle. Da stehen Branchengrößen wie Apple oder Microsoft, deren Patentportfolio durch Eigenentwicklungen und Übernahmen über die Jahre gewachsen ist, im Vergleich zu Newcomern wie Google gut da. Nicht nur Icahn denkt also, dass Google ein potenzieller Interessent für so ein wertvolles Patenportfolio wie das von Motorola sein dürfte. (vbr)