Der kleine Atomiker

Der Schwede Richard Handl ist verhaftet worden, weil er versucht hat, zu Hause einen eigenen kleinen Atomreaktor zu bauen. Nach allem, was Handl in seinem Blog schreibt, ist die Geschichte sogar halbwegs plausibel.

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Ich habe die Geschichte zuerst für einen Scherz gehalten. Als ich gelesen habe, dass der Schwede Richard Handl verhaftet worden ist, weil er versucht hat, zu Hause einen eigenen kleinen Atomreaktor zu bauen, habe ich das in die Kategorie "Elvis lebt" einsortiert. Aber immerhin hat die altehrwürdige BBC über die Geschichte berichtet.

Natürlich kann man nicht ausschließen, dass auch die britischen Kollegen auf einen schlau eingefädelten Scherz hereinfallen – schließlich sind die Arbeitsbedingungen dort auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Aber nach allem, was Handl in seinem Blog schreibt, ist die Geschichte sogar halbwegs plausibel: Der Plan war offenbar, Thorium aus den Glühstrümpfen von Rauchmeldern zu extrahieren, dieses Thorium mit Neutronen zu beschießen und so spaltbares Uran 233 zu erbrüten. Ersatzweise wollte er Ähnliches auch mit Uran 238 versuchen, um spaltbares Plutonium zu erbrüten. Die Neutronenquelle sollte ein Gemisch von Alpha-Strahlern wie Americium – ebenfalls aus Rauchmeldern – bilden, die handelsübliche Alufolie beschießen. Das hat schon bei Frédéric Joliot und Irène Joliot Curie funktioniert.In diesem Video ist das Prinzip recht anschaulich erklärt.

Ob das Ganze wirklich funktioniert? Der Schüler David Hahn soll ein ganz ähnliches Setup 1994 zum Laufen gebracht haben – zum Glück ist der Reaktor aber unterkritisch geblieben. Wer mal testen will, wie sich das anfühlt, wenn so ein AKW aus dem Ruder läuft, kann mit diesem simplen Simulator herumspielen. Wie hieß es doch noch so schön bei Loriot: "Dann macht es puff und all die kleinen Menschen und die kleinen Kühe fallen um. Niedlich nicht?" (wst)