Google zahlt bei Scheitern der Motorola-Übernahme drauf

Sollte die spektakuläre Übernahme der Motorola-Mobilfunksparte doch noch scheitern, zahlt Google der dann verhinderten Tochter dennoch eine Milliardensumme. Der Internetkonzern soll bei dem Deal überdies einen prominenten Nebenbuhler ausgestochen haben.

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Von
  • Volker Briegleb

Sollte die angekündigte Übernahme des Handyherstellers Motorola Mobility doch noch platzen, zahlt Google trotzdem: Der Suchmaschinenkonzern hat sich einem Bericht der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zufolge verpflichtet, Motorola Mobility 2,5 Milliarden US-Dollar (1,75 Milliarden Euro) zu zahlen, sollte die Übernahme scheitern. Im Gegenzug müsse Motorola 375 Millionen US-Dollar (261 Millionen Euro) auf den Tisch legen, sollte der Handyhersteller noch kalte Füße bekommen.

Die Gebühr an sich ist bei Übernahmen nicht ungewöhnlich, wohl aber die Höhe. In der Regel werden 3 bis 5 Prozent des Kaufpreises fällig, und für beide Seiten gilt der gleiche Satz. In diesem Fall liege Googles Prozentsatz deutlich über dem Mittel, heißt es bei Bloomberg weiter. Der Suchmaschinenkonzern wolle wohl Entschlossenheit demonstrieren, interpretieren Analysten die außergewöhnlich hohe Summe. Umgekehrt sei es für Motorola eine Absicherung, nicht noch am Altar stehen gelassen zu werden.

Google hatte am Montag überraschend angekündigt, die erst seit kurzem eigenständige Handysparte von Motorola für 12,5 Milliarden US-Dollar (8,7 Milliarden Euro) übernehmen zu wollen. Der Internetkonzern ist damit bereit, rund 60 Prozent mehr zu zahlen, als der Mobilfunk-Veteran am Wochenende noch wert war. Die spektakuläre Übernahme soll bis Ende 2011 oder Anfang 2012 über die Bühne gegangen sein.

Damit das wie geplant klappt, müssen noch die Kartellbehörden zustimmen. Beobachter gehen laut US-Medienberichten davon aus, dass die Übernahme bei den in den USA zuständigen Aufsichtsbehörden kaum auf Widerstand stoßen wird. Doch haben die nicht das letzte Wort: Auch die EU-Kommission muss den Heiratsplänen noch ihren Segen geben.

Dabei war Google laut einem US-Medienbericht nicht der einzige mögliche Bräutigam. Motorola habe mit verschiedenen Kandidaten gesprochen, berichtet das Branchen-Blog GigaOm unter Berufung auf ungenannte Quellen. So soll zunächst Microsoft an der Übernahme des Patentportfolios von Motorola interessiert gewesen sein, was Google auf den Plan gerufen habe. Der Suchmaschinenkonzern habe schließlich das Rennen gemacht, weil Microsoft kein Interesse an Motorolas Hardwaregeschäft gezeigt habe. (vbr)