GDC: Garriotts Weg zur dritten Spiele-Evolution

Entwickler-Urgestein Richard Garriott (Lord British) stellte in Köln die Social Games als große Chance selbst für Entwickler von Rollenspielen dar, mehr Kunden zu erreichen als jemals zuvor.

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Von
  • Torsten Kleinz

Entwickler-Urgestein Richard Garriott stellte in Köln die Social Games als große Chance selbst für Entwickler von Rollenspielen dar, mehr Kunden zu erreichen als jemals zuvor.

Will mit Social Games hundertmal mehr Spieler erreichen als in den 90ern: Richard Garriott auf der GDC in Köln.

(Bild: Torsten Kleinz)

„Ich spiele heutzutage mehr als jemals zuvor“, schilderte der inzwischen 50-jährige Garriott seine Spielgewohnheiten. „Aber die Spiele, die ich in den letzten Jahre ausprobiert habe, laufen alle auf meinem Mobiltelefon“. Für Garriott sind die mobilen Spiele die dritte Evolutionsstufe, die der Branche zu bisher ungeahnter Popularität verhelfen können. Im Solo-Player-Markt, in dem sich Garriott in den 80er- und 90er-Jahren unter dem Spitznamen "Lord British" mit der Ultima-Reihe verewigte, sei der Markt noch auf eine enge Zielgruppe beschränkt gewesen: männliche Nerds mit Geld. Bei Verkaufspreisen von 50 Dollar seien pro Titel bis zu 1 Million Spielern zu erreichen gewesen.

Bei der zweiten Evolutionsstufe, den Massively Multiplayer Online Role-Playing Games (MMORPG), habe sich die Zielgruppe verzehnfacht. Der Reiz, mit anderen Menschen statt gegen den Computer zu spielen, habe viele Nutzer fasziniert und den Markt revolutioniert. In der nächsten Entwicklungsstufe, den sozialen „casual games“, hält Garriott 100 Millionen Spieler pro Titel für realistisch. Über die Verknüpfung mit sozialen Netzwerken könnten die Spieler endlich mit Freunden konkurrieren, mit denen sie auch sonst interagieren. Hinzu käme das zeitliche Element: Die neuen Spiele sind schnell zu lernen und können asynchron gespielt werden. „Ein Freund von mir kommt jeden Morgen besonders früh zur Arbeit, damit er früh Feierabend machen kann, um in seinem World-of-Warcraft-Clan zu spielen“, erzählte Garriott. Mit der neuen Spiele-Generation seien solche Arrangements unnötig, da man nicht mehr gleichzeitig mit seinen Freunden online sein müsse.

Um das Potenzial der Spieleplattformen auszunutzen, sieht Garriott aber nur ein schmales Zeitfenster. Spielefirmen, die den neuen Markt noch nicht im Blick hätten, würden den Anschluss verlieren. Wer nachhaltig erfolgreich sein wolle, müsse Spieler ernst nehmen und ihnen eine konsistente Spielewelt bieten. „Unterschätzt niemals, wie schnell sich die Spiele und die Spieler entwickeln können“, sagte Garriott. Seien erste soziale Spiele wie Farmville noch sehr überschaubar gewesen, seien neue Titel schon wesentlich komplexer. Dennoch müssten die Entwickler im Auge behalten, die neue Zielgruppe nicht zu überfordern. „Wir haben da draußen 100 Millionen Spieler, die nie zuvor ein Rollenspiel gespielt haben“, sagte Garriott. Mit seiner neuen Firma Portalarium plant der Unternehmer daher mehrere Titel, die Spieler an sein geplantes Großprojekt „Lord British's New Britannia“ heranführen sollen.

Garriott nutzte seinen Auftritt auf der Entwicklermesse auch, um eine Dokumentation über seinen Ausflug auf die internationale Raumstation zu präsentieren, den er als einer der ersten kommerziellen Weltraumtouristen absolviert hatte. Titel des Films: Man on a Mission. (hag)