Vierzylinder-Diesel mit 204 PS ist aus kleineren Mercedes-Modellen bekannt

Herrenpartie im Mercedes S 250 CDI

Eine S-Klasse mit Diesel wagte Mercedes lange Jahre nur im Ausland anzubieten, spätere Selbstzünder hatten wenigstens sechs Zylinder. Gelingt es dem S 250 CDI, Luxus und Ökogewissen zu vereinen?

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  • mna
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München, 19. August 2011 – Ein Vierzylinder, und ein Diesel erst recht, war für einen Oberklasse-Mercedes jahrzehntelang tabu. Höchstens sparwütige Bastler wagten frevelhafte Umbauten. Unter dem Eindruck der Ölkrisen in den 1970er-Jahren wagten sich die Mercedes-Ingenieure dann selbst an erste S-Modelle mit Selbstzünder. Den Anfang machte der 300 SD der chromblitzenden Baureihe W 116, der aber nur für den Export bestimmt war – vor allem in die USA, um neuen Vorschriften zum Flottenverbrauch gerecht zu werden.

Immerhin hatte dieser S-Diesel fünf Zylinder und auch schon einen Turbolader – aber in puncto Laufruhe und Spritzigkeit war er noch meilenweit von heutigen Ansprüchen an einen Diesel entfernt. Inzwischen hat sich einiges getan – im Motorenbau ebenso wie bei den Vorgaben für Verbrauch und Schadstoffausstoß. Und zunehmend legen auch Fuhrparkmanager und Politiker Wert auf das Öko-Image ihrer Fahrzeuge – nicht nur Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Kretschmann wünscht sich einen sparsameren Dienstwagen und möchte am liebsten einen S 250 CDI BlueEfficiency. Umso gespannter waren wir, wie sich der schon aus den kleineren Modellen bekannte, 204 PS starke Vierzylinder-Diesel in der Mercedes-Oberklasse bewährt.

Klingt nicht wie eine S-Klasse

Wir lassen den Motor an und vernehmen ein leichtes Rattern und Nageln. Nein, nach einer S-Klasse hört sich das nicht an, eher nach einer C-Klasse. Was nicht ganz falsch ist, denn der abweichend von der Modellbezeichnung gerade 2,1 Liter große Motor in seiner höchsten Leistungsstufe von 204 PS kommt zum Beispiel auch im Mittelklasse-Mercedes zum Einsatz, ebenso in der E-Klasse. Doch der nicht ganz standesgemäße Sound fällt beim S 250 CDI vor allem beim Kaltstart auf, ansonsten muss man schon genau hinhören. Um Vibrationen und Geräusche für die Passagiere möglichst gering zu halten, haben sich die Stuttgarter Ingenieure beim Spritsparmodell der prestigeträchtigen Baureihe besondere Mühe gegeben. Als Neuheit kommen dynamisch gesteuerte Motorlager zum Einsatz. Je nach Drehzahl, Last und Fahrgeschwindigkeit verändern diese Lager auf Befehl der Steuerelektronik ihre Steifigkeit und Dämpfung. Die Übertragung störender Schwingungen auf die Karosserie konnte so spürbar reduziert werden.

Keineswegs zu schwach auf der Brust

Der S 250 CDI wird aber nicht nur angenehm leise, sondern vor allem auch kraftvoll vorwärts bewegt. Denn was wir im Vorfeld befürchtet hatten, tritt definitiv nicht ein: dass der Vierzylinder-Diesel für den 5,10 Meter langen und rund zwei Tonnen schweren Koloss zu schwach auf der Brust wäre. Vom Start weg wird die neue Einstiegs-S-Klasse agil vorangetrieben. Das Drehmoment-Maximum von beachtlichen 500 Nm liegt bereits ab 1600 Touren an. Möglich macht das unter anderem die zweistufige Aufladung – bestehend aus einem kleinen Hochdruck- und einem großen Niederdruck-Turbolader.