Im richtigen Licht

Auch die schönsten Fotos aus dem Urlaub könnten noch ein wenig besser aussehen. Raw-Konverter und Bildbearbeitung bieten dafür etliche Funktionen, doch welche sind die richtigen? Gutes Augenmaß und wenige, in der richtigen Reihenfolge ausgeführte Standardtechniken reichen aus, um Freunde, Nachbarn und Kollegen angesichts der fotografischen Pracht vor Neid erblassen zu lassen.

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Zu erkennen, dass mit dem Foto irgendetwas nicht stimmt, ist keine Kunst, wohl aber, wo genau der Fehler liegt und mit welchem Werkzeug man ihn wieder behebt. Mit der Software von der Heft-DVD geht so einiges. Auch wenn es keinen Königsweg gibt, kann man die Fotokorrektur doch auf wenige Schritte herunterbrechen, die man als Gerüst für eigene Fotokorrekturen verwenden kann.

Nicht für jedes Foto sind alle Schritte notwendig, aber mehr als die beschriebenen braucht man selten, um ein Foto ausgabefertig zu verbessern. Wenn die Kamera Rohdaten liefert, sollte man diesen Modus wählen, um später großes Potenzial für Veränderungen zu besitzen. Ansonsten kommt man auch mit JPEG-Fotos recht weit.

Am besten beginnt man die Korrektur in einem Raw-Konverter. Die im Folgenden beschriebenen Arbeitsschritte zur Foto-Entwicklung lassen sich mit RawTherapee, aber zu großen Teilen auch mit ViewNX von Nikon ausführen. Beide bearbeiten auch JPEG-Dateien. Zur weiterführenden Bearbeitung stehen klassische Bildbearbeitungsprogramme wie PhotoLine, Gimp und PhotoPlus zur Verfügung. Vieles bewältigt auch die schneller zu überblickende Software Paint.Net.

Die Korrektur beginnt damit festzustellen, was dem Bild fehlt. Bevor man irgendetwas anderes tut, sollte man sich fragen, ob der Horizont gerade liegt. Kleine Kameras hält man häufig schief oder verschiebt den Bildausschnitt beim Auslösen. Wenn die Ausrichtung des Fotos von der Realität abweicht, sollte das gestalterische Gründe haben. Versehentlich schiefe Ausrichtung gehört korrigiert.

Eine Linie, die von links unten nach rechts oben weist, bewertet man intuitiv positiv; eine Linienführung von links oben nach rechts unten beschreibt eine negative Tendenz. Der Strand kann noch so schön sein. Wenn der Horizont aussieht wie der DAX am schwarzen Freitag, schleicht sich miese Laune ins Unterbewusstsein. Einen positiven Horizont kann man zur Not dulden.

Bei der Gelegenheit kann man durch Beschnitt gleich die Bildkomposition ein wenig optimieren, zum Beispiel ablenkende Bildteile am Rand entfernen oder das Seitenverhältnis ändern.

Bei den Farbwerten wird es etwas kniffliger. Zunächst sollte man die Farbtemperatur überprüfen. Auch hier gibt es eine Tendenz. Warme Farben akzeptiert man eher als kühle. Das ins goldene Abendlicht getauchte Portrait sollte man nicht zwanghaft neutralisieren – es darf ruhig so bleiben, auch wenn die Kamera-Automatik übers Ziel hinausgeschossen ist. Im kühlen Neonlicht aufgenommenen Personen hingegen tut ein kleiner Schubs in Richtung wärmere Beleuchtung gut.

Anschließend repariert man etwaige Fehler bei der Belichtung. Ist das Bild hell genug? Eventuell zu hell? Die Details sollten alle gut erkennbar sein. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: Manchmal ist es besonders effektvoll, vom Motiv nur die schwarze Silhouette übrig zu lassen.

Der Kontrast spielt eine große Rolle. Nicht alle Bilder vertragen gleich starken Kontrast. Beispielsweise kann man bei einem Schwarzweißbild kräftige Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß wählen. Auch Charakterportraits vertragen starken Kontrast. Kinder hingegen zeichnet man lieber in kontrastarmen Tonwerten.

Zu den schwierigsten Entscheidungen gehört das Thema Sättigung. Von Schwarzweiß bis zu stark gesättigten Farben gibt es eine stufenlose Palette an Möglichkeiten. Welches Motiv man wie umsetzt, ist Geschmackssache.

Am Ende der Bearbeitungskette steht das Schärfen. Hier gilt es weniger das Motiv als vor allem, das Ausgabemedium zu beachten. Für den Monitor wählt man deutlich geringere Schärfewerte als für den Druck auf einem Tintenstrahldrucker.

Wahlweise kann man noch dezente Effekte hinzufügen, beispielsweise einen weißen Rahmen oder eine Vignettierung, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Motiv lenkt.

Wer ernsthaft etwas an seinen Fotos verändern möchte, sollte, sofern die Kamera das zulässt, im Raw-Format fotografieren. Es bietet mit durchschnittlich 12 Bit Farbtiefe und mit 4096 Abstufungen pro Kanal deutlich mehr Spielraum als ein JPEG mit lediglich jeweils 256 Tonwerten. Außerdem verstärken sich bei der Bearbeitung von JPEG-Fotos vorhandene Kompressionsartefakte.

Um das Raw-Potenzial nutzen zu können, muss die Bildbearbeitung aber auch intern mit 16 Bit pro Farbkanal arbeiten – mit 8 Bit ist man wieder auf 256 Abstufungen pro Kanal beschränkt und kann so auch beim JPEG bleiben. Das klingt zunächst nach einer recht hohen Zahl. Will man aber beispielsweise die Schatten oder Lichter selektiv bearbeiten, hat man es plötzlich nur noch mit 50 Stufen oder weniger zu tun. Spreizt man diese Tonwerte, können sichtbare Bänder auftreten. Den Effekt sieht man bei stark komprimierten Aufnahmen mit feinen Helligkeitsunterschieden, beispielsweise wenn die Sonne durch den Nebel scheint.

Leider rechnen die wenigsten Bildbearbeitungsprogramme mit 16 Bit Farbtiefe. Bei Raw-Konvertern sieht das anders aus. Während man leichte Farbanpassungen auch in 8 Bit vornehmen kann, sollte man für schwere Eingriffe also auf einen Raw-Konverter setzen. Zudem hat diese Programmkategorie den Vorteil, dass man damit erheblich schneller eine größere Fotosammlung bearbeitet als mit einer klassischen Bildbearbeitung.

Die Raw-Engine des neuen RawTherapee 3 arbeitet durchgängig mit 16 Bit pro Kanal und reduziert die Farbtiefe erst beim JPEG-Export – die Formate PNG und TIFF schreibt es auch mit 16 Bit Farbtiefe. RawTherapee kennt gängige Rohdatenformate, arbeitet allerdings auch mit JPEG-Fotos. Das Programm läuft unter Windows übrigens ohne Installation; Ausprobieren tut also nicht weh.

Beim Start öffnet RawTherapee die Dateiverwaltung. Nach Auswahl eines Foto-Ordners zeigt es großzügige Vorschaubilder. Ein Doppelklick führt zum Editor, der oben ein Tab mit allen geöffneten Fotos zeigt, darunter eine Symbolleiste mit wichtigen Werkzeugen anbietet und rechts in den Tabs „Belichtung“, „Detail“, „Farbe“, „Verändern“ und „RAW“ verschiedene Korrekturwerkzeuge auflistet. Ganz unten links zeigt RawTherapee ein Diskettensymbol, über das man Fotos als JPEG-, TIFF- oder PNG-Datei exportieren kann.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 19/2011.

Mehr Infos

Software-Kollektion

Artikel zum Thema "Software-Kollektion" finden Sie in c't 19/2011:

  • Workshop Bildbearbeitung - Seite 118
  • Software für Foto, Grafik und DTP - Seite 124
  • Stereoskopische Videos und Fotos - Seite 132
  • Hardware-Diagnoseprogramme für Windows - Seite 134

(akr)