Crowdsourcing in Echtzeit

Der Crowdsourcing-Dienst MobileWorks will Amazons Dienst Mechanical Turk überholen: Dank ausgeklügelter Software-Schnittstellen sollen Menschen in Echtzeit Aufgaben lösen, für die Computer noch nicht gut genug sind.

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Menschen können manche Probleme noch immer besser lösen als Computer – beispielsweise die Bilderkennung. Der Online-Händler Amazon baute 2005 auf dieser Erkenntnis den Dienst Mechanical Turk auf: Ein Heer von Nutzern bekommt Aufgaben wie die Verschlagwortung von Bildern zugeschickt und wird dafür mit einem geringfügigen Honorar entlohnt. Bislang war dieser Dienst jedoch nicht sonderlich schnell oder effizient. Das Start-up MobileWorks will diese Form des Crowdsourcings nun in ein Softwaresystem integrieren, das auch in Apps eingebaut werden könnte, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

"Die existierenden Crowdsourcing-Dienste haben das Potenzial, einen Menschen innerhalb eines Computerprogramms zu platzieren, noch nicht ausgereizt", so Anand Kulkarni, einer der Gründer von MobileWorks. Er hatte zuvor an der Universität Berkeley daran geforscht, wie sich mittels Crowdsourcing die Navigation von Robotern verbessern ließe. "Hierfür brauchen Sie eine Antwort in Echtzeit – die kann Mechanical Turk aber nicht liefern, weil der Dienst nicht wie ein Computer arbeitet", bemängelt Kulkarni. Es würde mitunter Tage dauern, bis der Amazon-Dienst Antworten bringe, und die seien dann manchmal auch noch falsch.

Anders als bisherige Crowdsourcing-Dienste lässt MobileWorks Aufgaben, die erledigt werden sollen, nicht zunächst von einem Mitarbeiter über ein Online-Formular Kategorien zuordnen. Stattdessen werden eingesandte Fragen über Programmierschnittstellen (APIs) automatisch an das Heer der MobileWorks-Zuarbeiter weitergeleitet und die Ergebnisse dann auf dem umgekehrten Weg wieder direkt an den Auftraggeber zurückgeschickt. Die Bearbeiter stellen in diesem Ablauf quasi eine Software-Komponente dar. "Eine Black Box für menschliche Intelligenz", formuliert es Kulkarni. "So kann Software uns wie ein anderes Stück Software behandeln, das die Intelligenz eines Menschen hat."

Die ersten fertigen Schnittstellen ermöglichen es, Daten aus Webseiten herauszuziehen oder Handschrift in Computertext zu verwandeln. Auch Spracherkennung und Bildverarbeitung seien mit dem Ansatz in Echtzeit möglich, sagt Kulkarni. Sollten zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht genügend Mitarbeiter aus MobileWorks-Crowd online seien, würden weitere per SMS benachrichtigt, sich in die Bearbeitung einzuklinken.

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(bsc)