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Von
  • Herbert Braun
Inhaltsverzeichnis

www.fragdenstaat.de

In einem demokratischen Staatswesen herrscht bei Daten der öffentlichen Verwaltung völlige Transparenz – möchte man meinen. Doch die amtliche Praxis ist von solchen Utopien weit entfernt. Da bedurfte es schon eines Informationsfreiheitsgesetzes, damit der gemeine Plebejer bei allen Bundesbehörden Akteneinsicht beantragen darf. Allerdings erst nach Überwinden formaler Hürden, die die Website Frag den Staat dankenswerterweise erheblich senkt.

Kernstück der Website ist ein Formular, das auch Nicht-Juristen erlaubt, ein gesetzeskonformes Auskunftsersuchen zu formulieren. Textbausteine assistieren beim Antrag auf Aktenauskunft oder Einsicht der Unterlagen bei der Behörde. Wenn der Antragsteller nichts anderes angibt, erscheinen seine Frage und die Antwort der Behörde auf der Website der Initiative, womit sich diese zugleich als Quelle für Recherchen empfiehlt. Im Blog diskutiert man Themen wie den Umgang mit abschreckenden Gebührenandrohungen – bis zu 500 Euro darf eine Behörde für Auskünfte veranschlagen, wobei jedoch die Mehrzahl der Anfragen kostenlos sein sollte.

Zuständig für die Website ist nicht etwa der Bund, sondern ein Verein, die Open Knowledge Foundation Deutschland, die dafür von Organisationen wie der Anti-Korruptions-Aktivisten Transparency International, der „Digitalen Gesellschaft“ und mehreren Journalistenverbänden Unterstützung bekam.

www.chinasmack.com

Manch selbsternannter Kosmopolit kann zwar jede Diskussion über die politischen Debatten und das Fernsehprogramm der USA bestreiten, aber beim Thema China kommt nicht viel mehr als Bilder von der Reisernte mit Strohhut, die große Mauer und Chop Suey. ChinaSmack zeigt das Innenleben der Weltmacht Nummer 1: Das Blog greift viel diskutierte Themen im chinesischsprachigen Internet auf und übersetzt sie ins Englische – inklusive der Kommentare.

Die große Politik bleibt dabei meist außen vor, dafür entwickelt man beim Lesen der bildlastigen Beiträge schnell ein Gefühl fürs fernöstliche Alltagsleben: Streit um Hundeverbote, dubiose Hilfsprojekte, Unfälle, Eherecht, aber auch ernste Themen wie Drogensucht oder die Todesstrafe. Manches wirkt bizarr auf uns Westler, etwa ein Ganzkörper-Badeanzug, der Bräunung verhindern soll. Aber das meiste macht deutlich, dass auch die Menschen in fernen Ländern mit uns die Alltagssorgen des 21. Jahrhunderts teilen.

www.lebensmittelklarheit.de

Das hat die Lebensmittelindustrie richtig geärgert: Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz hat die Verbraucherzentralen beim Aufbau des Portals Lebensmittelklarheit unterstützt. Aufs Korn nimmt die Website Lebensmittel, bei denen die Werbung die Kunden irreführt.

Ziegenkäse mit 15 Prozent Ziegenmilch, deutsche Eier, die hierzulande nur in die Schachtel gepackt werden, Suppen „ohne Geschmacksverstärker“, aber mit Hefeextrakt – all das finden Sie im Supermarkt Ihres Vertrauens. Die Website nimmt Hinweise entgegen, erklärt Zusatzstoffe und beantwortet Fragen. Ein paar Hersteller haben auch schon auf die Kritik reagiert und ihre Aufdrucke korrigiert.

www.pincodesafe.de

Soziale Netze, Mail-Accounts, Online-Shops, Cloud-Dienste – immer mehr Konten belasten das Gedächtnis mit Zugangsdaten. Pincodesafe hilft auf einfachste Weise: Man legt dort in einer Textdatei Gedächtnisstützen ab, also beispielsweise nur die (möglichst kryptischen) Passwörter mit einem Dreher, aber keine weiteren Zugangsdaten. Der zugehörige Pincodesafe-Account bleibt anonym; ohne eine E-Mail-Adresse zu hinterlassen wählt man Username und Passwort frei aus.

Allerdings finanziert sich die Seite über Werbung, wobei einem Tracking-Cookies untergeschoben werden. Außerdem gibt es vom Login-Formular keine HTTPS-Variante, sodass man beim Anmelden etwa im öffentlichen WLAN mit ungebetenen Lauschern rechnen muss. (ad)

www.abdato.com

Anzeigenmärkte im Internet sind beliebt, doch das Angebot auf den zahlreichen Plattformen ist unübersichtlich. abdato betreibt eine Suchmaschine, die nach eigenen Angaben 250 Anzeigenmärkte durchforstet. Dabei lässt sich die Suche auf einen Umkreis zur angegebenen Postleitzahl beschränken. Wer sich registriert, wird per E-Mail über neue Angebote informiert, die zu seiner Suche passen. Uns fiel allerdings auf, dass beendete Angebote oft noch einige Zeit als Ergebnis angezeigt wurden. (ad)

http://feeds.qsensei.com

Der Name mag nach einer Mischung aus Wattestäbchen und Kaffee-Pad klingen, doch will der FeedBooster von Q-Sensei nichts weniger als das tägliche Tor zu den Neuigkeiten aus aller Welt sein. Einen Feed-Reader, der im Browser läuft, hat auch Google im Angebot, aber FeedBooster kennt ein paar Extra-Tricks: Zum Beispiel lassen sich die Nachrichten mit einer Volltextsuche durchforsten, die Suchbegriffe werden gespeichert. Die Anwendung kann auch nach Tag, Datum, Quelle, Autor und Sprache filtern oder über den „Similar“-Button verwandte Beiträge auf das Dashboard zaubern. Feeds, die das PubSubHubbub-Protokoll unterstützen, holt sie per Push quasi in Echtzeit auf den Bildschirm.

Zum Einloggen genügt ein Google- oder Facebook-Account, für die Weiterverbreitung bietet FeedBooster Mail, Twitter und Facebook. Wer Q-Sensei sein Google-Passwort anvertrauen mag, dem importiert der Dienst die dort abonnierten Feeds. Damit man nicht bei null anfangen muss, hat der Dienst eine (an US-Vorlieben angepasste) Vorauswahl von brauchbaren Nachrichtenquellen zusammengestellt. Als Suchtreffer erscheint nur der Anrisstext ohne Bilder – Q-Senseis FeedBooster ist also in erster Linie eine RSS-Suchmaschine und somit eher Ergänzung als Ersatz für den Google Reader.

www.ct.de/1120188


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