Per Funk zum Buch

Von den lange erwarteten bunten E-Book-Readern fehlte zwar auf der IFA 2011 jede Spur. Unter der Haube ist aber einiges in Bewegung, und neue Unternehmen drängen mit voll vernetzten E-Book-Ökosystemen in den Markt. Auch darum befinden sich die Preise im Sinkflug.

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Von
  • Johannes Haupt

Bei reinen Lesegeräten – inzwischen praktisch durchweg mit einer Bildschirmdiagonalen von sechs Zoll – setzt sich integriertes WLAN als Standard durch. Zudem gab es hierzulande zuletzt einen deutlichen Preisrutsch, angetrieben vor allem durch den Markteintritt von Amazon. Der für 139 Euro angebotene Amazon Kindle 3 Wi-Fi greift seit April 2011 auf einen deutschen E-Book-Store zu, in dem aktuell rund 42 000 deutschsprachige E-Books gekauft und geladen werden können. Amazon hält Lese-Apps für PC/Mac, iOS, Android und viele weitere Plattformen bereit. Im Rahmen der IFA haben weitere Unternehmen E-Book-Reader mit solchen Ökosystemen für digitale Literatur vorgestellt.

Der PRS-T1 ist Sonys bislang günstigstes elektronisches Lesegerät und der erste Sony Reader mit WLAN.

Anfang Oktober will Sony die neueste Generation seines elektronischen Lesegeräts nach Deutschland bringen. Der Sony Reader PRS-T1 hat wie das im Herbst 2010 eingeführte Vormodell Sony Reader Touch Edition ein E-Ink-Display mit sechs Zoll Bildschirmdiagonale der besonders reaktionsschnellen und kontraststarken Pearl-Generation. Der multitouchfähige Bildschirm erkennt Berührungen über seitlich angebrachte Infrarotsensoren, womit die Anzeige vergleichsweise spiegelungsarm ist. Der interne Speicherplatz misst 2 GByte und ist mittels Micro-SD-Karte um bis zu 32 GByte erweiterbar. Neben E-Books in verschiedenen Formaten mit oder ohne Adobe-Kopierschutz versteht sich das Gerät auch mit MP3s und Bilddateien. Innerhalb von Texten können Unterstreichungen vorgenommen, Wörter in verschiedenen Wörterbüchern nachgeschlagen und Notizen angelegt werden. Als erster in Deutschland verkaufter Sony Reader hat der T1 ein WLAN-Modul an Bord, digitale Literatur kann somit ohne den Umweg PC gekauft und geladen werden. Anders als bei vorigen Sony-Reader-Generationen besteht das Gehäuse des T1 aus Kunststoff statt aus Aluminium, weshalb das Lesegerät mit 169 Gramm außergewöhnlich leicht ausfällt. Der Sony Reader PRS-T1 wird für 149 Euro angeboten – 80 Euro günstiger als das Vormodell.

Über den Kobo eReader Touch sind 2,4 Millionen E-Books zugänglich.

Ebenfalls im Oktober bringt der kanadische E-Book-Verkäufer Kobo seinen Kobo eReader Touch nach Deutschland. Der für 139 Euro angebotene Sechs-Zöller verfügt wie der Sony Reader über ein berührungsempfindliches E-Ink-Display der Pearl-Generation, 2 GByte internen Speicherplatz plus Speicherkartenslot und ein WLAN-Modul. Bei den Zusatzfunktionen hat Kobo im direkten Vergleich leicht das Nachsehen; so fehlt etwa ein MP3-Player, und der Umgang mit PDF-Dateien ist unkomfortabler. Immerhin bietet Kobo schon heute Lese- und Shopping-Apps für alle gängigen Plattformen und hat 2,4 Millionen E-Books im Sortiment, darunter 80 000 deutschsprachige Titel vom Zwischenhändler Libreka.

Ein anderer Zwischenhändler, KNV, bietet gleich seinen eigenen E-Book-Reader an. Die Wahl fiel auf den iRiver Story HD Wi-Fi, den in den USA auch Google vermarktet. Das Gerät ähnelt technisch eher dem E-Book-Reader von Amazon als denen von Kobo und Sony: Die Bedienung erfolgt über Tasten, der Bildschirm ist nicht berührungsempfindlich. Eine Besonderheit ist das von LG statt E-Ink gefertigte XGA-Display mit sechs Zoll Durchmesser, dessen Auflösung von 768 x 1024 Pixel (Kobo, Sony Reader und Kindle haben 600 x 800 Pixel) im Vergleich für ein tatsächlich etwas schärferes Schriftbild sorgt. Der Reader soll von November an über Buchhandlungen verkauft werden und 139 Euro kosten. Im E-Book-Store von KNV gibt es 145 000 Titel, darunter 65 000 deutsche E-Books, Apps für iOS und Android sollen noch in diesem Jahr kommen.

Auch die Buchhandelskette Thalia bringt im November einen neuen WLAN-Reader in ihre Filialen und in ihren Online-Shop. Vom dann erwarteten Oyo II war auf der IFA allerdings noch nichts zu sehen. Wie beim Vormodell kommt ein Touchscreen-Display (6 Zoll) von SiPix zum Einsatz, dessen Kontrastverhältnis sich gegenüber dem ersten Oyo deutlich verbessert haben soll. Über das WLAN-Modul erfolgt der Zugriff auf den Thalia E-Book Store, in dem aktuell 300 000 E-Books erhältlich sind, 90 000 davon in deutscher Sprache. Ende dieses Jahres sollen auch endlich Apps für iOS- und Android-Geräte kommen – entsprechende Lesesoftware stellte Thalia bereits für Ende 2010 in Aussicht.

Noch wenig Informationen gibt es über den Medion P6213. Das jüngst von Lenovo übernommene Essener Unternehmen zeigte auf der IFA einen Sechs-Zöller mit einem berührungsempfindlichen E-Ink-Display der Pearl-Generation und WLAN-Modul, wollte aber weder Inhaltepartner noch einen Verkaufspreis nennen. Der Reader soll noch in diesem Jahr in den Handel kommen.

Günstige Geräte wie der Trekstor E-Book-Player 7 (79 Euro bei Weltbild) verstehen alle freien E-Book-Formate, auch Literatur mit dem verbreiteten Adobe-Kopierschutz wird zumeist unterstützt. Die Displayqualität ist aber mäßig und der Funktionsumfang gering: zu mehr als Lesen sind die Geräte kaum zu gebrauchen. LCD-Reader von der Qualität des nur in den USA erhältlichen Nook Color von Barnes & Noble (Auflösung 600 x 1024 Pixel) gibt es hierzulande nicht und wurden auch auf der IFA nicht gezeigt. Wer ein bisschen tiefer in die Tasche greift, bekommt alternativ ein vollwertiges Tablet, zumeist mit Android-OS, das mehr oder weniger für die E-Book-Lektüre optimiert ist. Pocketbook hat auf der IFA sein Pocketbook A10 vorgestellt, ein 10-Zoll-Android-Tablet mit extra Lesetasten. Das Gerät soll ab November erhältlich sein und unter 300 Euro kosten. Ab Werk sind verschiedene E-Book-Apps vorinstalliert, weitere Anwendungen sollen aus dem offiziellen Android Market bezogen werden können. Als Betriebssystem kommt allerdings nur das eigentlich für Smartphones ausgelegte Android 2.3 zum Einsatz. (jh)