Techcrunch-Gründer Arrington von AOL gefeuert

Mit viel Lärm wird Michael Arrington vor die Tür seines einstigen Hauses Techcrunch gesetzt. Es sind nicht die ersten Negativ-Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem schnell wachsenden AOL-Content-Netzwerk.

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Von
  • Johannes Haupt

Michael Arrington, Gründer und bisheriger Chefredakteur der einflussreichen Technologieseite Techcrunch, ist von allen seinen Funktionen entbunden worden. Das bestätigte ein Sprecher des Internetdienstleisters AOL, der Techcrunch vor knapp einem Jahr für 30 Millionen US-Dollar übernommen hat, am Mittwochabend dem Wirtschaftsmagazin Fortune.

Der Entlassung vorangegangen war ein wochenlanger Disput, der sich an dem von Arrington aufgelegten 20 Millionen US-Dollar schweren CrunchFund entzündete. Der Fond, an dem sich auch AOL mit 8 Millionen US-Dollar beteiligen wollte, sollte in junge Technologieunternehmen investieren – also genau in die Art von Unternehmen, über die Arrington auf Techcrunch berichtete. Arianna Huffington, Redaktionschefin des Nachrichten-Netzwerkes von AOL und damit Michael Arringtons Vorgesetzte, reagierte darauf vergangene Woche mit der Aussage, Arrington arbeite nicht länger für AOL. Ein AOL-Sprecher stellte allerdings laut Business Insider kurz darauf klar, dass Arrington zwar von der redaktionellen Verantwortung entbunden werden sollte, aber weiterhin im Business Development des Unternehmens beschäftigt werde.

In dieser Woche spitzte sich der Konflikt auch auf Techcrunch selbst zu. Ein Reporter der Seite verkündete das "Ende von Techcrunch, wie wir es kennen", sollte Arrington entlassen werden. Schließlich meldete sich der Gründer am Mittwoch selbst zu Wort. Er und sein Team hätten AOL demnach zwei Optionen vorgeschlagen: Entweder ihnen werde die verloren gegangene redaktionelle Unabhängigkeit zurückgegeben oder sie kaufen die Seite von AOL zurück. Der Internetdienstleister hat sich nun für einen dritten Weg entschieden und Arrington gefeuert. Wie das von Arrington zusammengestellte Redaktionsteam auf die Entlassung reagiert, ist noch offen.

AOL befindet sich seit Jahren im Wandel vom Zugangsprovider hin zum Content-Netzwerk, hat in der Vergangenheit bei Übernahmen aber nicht immer eine glückliche Hand bewiesen. So wandte sich nach der Übernahme des Techblog Engadget ein bedeutender Teil der Redaktionsmannschaft von der Seite ab und betreibt inzwischen ein direktes Konkurrenzangebot. Bei der für 315 Millionen US-Dollar übernommenen Huffington Post sorgte zuletzt die Schadensersatzklage eines Bloggers für Aufsehen, der eine angebliche Ausbeutung der rund 9000 unbezahlten Autoren durch die "HuffPo" anprangert. (jh)