Unautorisierte Autobiographie von Wikileaks-Gründer Julian Assange

Julian Assange erklärte zu der nun erschienen Autobiografie, das Buch sei nicht von ihm auf Fakten hin überprüft worden. Er habe es stark modifizieren und verändern wollen, um die Privatsphäre von Menschen zu wahren, die darin genannt werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Der kleine schottische Verlag Canongate bringt nach Angaben des Independent eine nicht autorisierte Autobiographie von Wikileaks-Gründer Julian Assange in den britischen Buchhandel. Assange hatte sich gegen die Veröffentlichung des Materials ausgesprochen, aber den von Canongate gezahlten Vorschuss von mindestens 500.000 britischen Pfund nicht zurückgezahlt. Parallel zur Buchveröffentlichung veröffentlicht der Independent Auszüge aus dem Buch.

Mit einem Umfang von 244 Seiten wird "Julian Assange: The Unauthorised Autobiography" kürzer ausfallen als im Februar 2011 angekündigt. Damals sprach Assange davon, dass sein Buch ein "Dokument unserer Generation" sein werde, die durch Wikileaks im Kampf gegen die Lüge vereinigt werde. Für das Buch, dessen Rechte nach Angaben von Canongate bereits in 40 Länder verkauft worden sind, wurde Assange 50 Stunden lang vom schottischen Autor Andrew O'Hagan interviewt. Das Kondensat dieser Aufzeichnungen fiel am Ende nach Ansicht von Assange viel zu persönlich aus. Am 7. Juni informierte Assange nach Angaben des Independent, dass er von der Veröffentlichung seiner Autobiographie Abstand nehmen will. In einer Mitteilung zitiert der Verlag Assange, dem nach dem Lesen der ersten Buchfassung zweifel am Projekt kamen: "Alle Erinnerung ist Prostitution".

Auch der Interviewer Andrew O'Hagan soll sich von dem Buch distanziert haben, das unter größter Geheimhaltung gedruckt wurde. Der Verlag befürchtete offenbar, dass Assange über seine Anwälte den Vertrieb stoppen könnte. Dies ist bislang nicht erfolgt. Das Buch ist derzeit nur in Großbritannien erhältlich, auch das eBook kann nur von Käufern erworben werden, deren Kreditkarten im Vereinigten Königreich registriert sind. Der US-amerikanische Verlag Knopf, der die Buchrechte direkt bei Assange eingekauft hatte, will das Buch in dieser Fassung nicht in den USA veröffentlichen. Dagegen hat der australische Verleger erklärt, Assanges Buch am 6. Oktober in den Handel zu bringen. In Deutschland besitzt Kiepenheuer & Witsch die Buchrechte, hat sich aber noch nicht zur Edition von Canongate geäußert.

Assange selbst übermittelte ausgewählten Medien vorab ein Statement zur Buchveröffentlichung. Das Buch sei nicht von ihm auf Fakten hin überprüft worden. Er habe das Buch stark modifizieren und verändern wollen, um die Privatsphäre von Menschen zu wahren, die in dem Buch genannt werden.

Die Einnahmen aus dem Buch sind unter Einbeziehung des gezahlten Vorschusses für die Verteidigung von Assange gedacht, der sich derzeit in zweiter Instanz gegen ein Auslieferungsbegehren zur Wehr setzt. In Schweden läuft ein Untersuchungsverfahren, in dem Assange in zwei Fällen von sexueller Nötigung aussagen soll. Vor dem angesetzten Untersuchungstermin hatte Assange das Land verlassen. Im Buch soll Assange erstmals seine Version der schwedischen Erlebnisse ausbreiten, betont man bei Canongate. Auszüge aus dem ersten Kapitel, die der Independent veröffentlicht hat, wirken auf den Leser wie eine leicht gekürzte Fassung aus dem Buch Underground, das Julian Assange mit Suelette Dreyfus über seine Hacker-Jugend im Jahre 1997 herausgebracht hat. (jk)