Open Access in der Teilchenphysik auf der Zielgeraden

Die vor fünf Jahren vorgeschlagene CERN-Initiative eines "Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics" (SCOAP3) biegt jetzt auf die Zielgerade ein.

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Von
  • Richard Sietmann

Wo heute wissenschaftliche Bibliotheken vielfach noch hohe Abonnementgebühren entrichten, um den Universitäts- und Institutsangehörigen den Zugang zu den Veröffentlichungen der Fachkollegen zu sichern, könnten die Aufsätze der Forscher schon bald im Internet für jedermann frei zugänglich sein – zumindest in der Teilchenphysik. Dort biegt die vor fünf Jahren vorgeschlagene CERN-Initiative eines "Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics" (SCOAP3) jetzt auf die Zielgerade ein.

Das CERN hat jetzt die Anforderungen an die erwarteten Open-Access-Dienste veröffentlicht, die als Grundlage des Ausschreibungsverfahrens dienen sollen. Bis zum 19. Oktober können nun Verleger von Peer-Review-Zeitschriften unverbindlich ihr Interesse bekunden; die Einladung zur Angebotsabgabe will das Konsortium noch in diesem Jahr verschicken. Im kommenden Jahr sollen die Verträge unter Dach und Fach gebracht werden, sodass zum 1. Januar 2013 die neue Ära des wissenschaftlichen Publikationswesens in der Hochenergiephysik starten kann.

SCOAP3 ist ein globaler Verbund von Fördereinrichtungen, Forschungsinstituten und Bibliotheken, die die bisher für die Abonnements von elektronischen Zeitschriften auf dem Gebiet der Hochenergiephysik aufgebrachten Mittel umwidmen und in einen gemeinsamen Fonds einbringen, aus dem die Wissenschaftsverlage künftig die pro Fachaufsatz auf 1000 bis 2000 US-Dollar bezifferten Veröffentlichungskosten direkt erhalten.

Nachdem das japanische Hochenergieforschungszentrum KEK, das Nationale Informatikinstitut NII und der Verbund der japanischen Universitätsbibliotheken (CCJUL) gemeinsam SCOAP3 beitraten, kann die Initiative nun auf die Unterstützung von Partnern in 28 Ländern zählen; inzwischen sind 80,5 Prozent der jährlich benötigten rund 10 Millionen Euro für die Veröffentlichungen der Teilchenphysiker verbindlich zugesagt.

Bei diesem Open-Access-Modell müssen die Veröffentlichungskosten nicht von Autoren selbst aufgebracht werden; die Forscher bleiben auch frei in der Wahl der Zeitschrift, in der sie ihre Ergebnisse publizieren wollen; aber wenn der Verleger der Zeitschrift Vertragspartner von SCOAP3 ist, werden seine Leistungen von dem Konsortium vergütet. (anw)