Smartcard-Branche weiter im Aufwind

Das Geschäft mit der digitalen Sicherheit bleibt sicher.

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Von
  • Richard Sietmann

Hervorragende Wachstumschancen für Chipkarten-basierte Sicherheitslösungen zum Schutz digitaler Identitäten, Werte und Transaktionen sieht gemalto-Vorstand Alex Mandl. "Wir stecken in diesem Geschäft noch ganz am Anfang", erklärte der Chef des vor einem halben Jahr durch Fusion aus den beiden Kartenspezialisten Axalto und Gemplus hervorgegangenen Unternehmens heute zur Eröffnung der omnicard, dem alljährlichen Treffen der Smartcard-Branche in Berlin.

Auf dem von der Bundesdruckerei, First Data International, Giesecke & Devrient, Infineon und NXP gesponserten Kongress tauschen sich bis zum Freitag mehr als 300 Fachleute aus Unternehmen und Verwaltungen über die jüngsten Entwicklungen rund um die Smartcard-Technologie aus. In den 16 Fachforen stehen unter anderem die Vereinheitlichung des europäischen Zahlungsverkehrs zur Single European Payments Area (SEPA), das Handy- versus Chipkarten-Ticketing im öffentlichen Personenverkehr, die Zukunft des Bezahlens im Internet, elektronische Identifikationssysteme und Signaturen sowie als langjähriger Dauerbrenner wieder die elektronische Gesundheitskarte auf dem Programm.

Gemalto-Chef Mandl rechnet damit, dass sich der Gebrauch von Karten im Zahlungsverkehr bis 2009 auf 130 Milliarden Transaktionen fast verdoppelt. Im gleichen Zeitraum werden die jährlichen IT-Investitionen in das Online-Banking in den USA und der EU von 5 auf 6,7 Milliarden US-Dollar steigen, und im Jahr 2010 sei weltweit mit einem Absatz von 950 Millionen Handys zu rechnen. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung stellt sich seinem Unternehmen, das mit rund 11.000 Mitarbeitern knapp 2 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet und als einer der Schlüsselieferanten an der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte in Deutschland beteiligt ist, das Folgegeschäft mit dem Schutz vor Mißbrauch, Diebstahl und Betrug als sichere Bank dar. Von der SIM-Karte als Access Control im Mobiltelefon über die Kreditkarte, den Firmenausweis, die digitale Signaturkarte, den elektronischen Personalsausweis und Pass bis zur Smartcard-Personalisierung von Consumer-Endgeräten für das Digital Rights Management – "innerhalb von fünf Jahren", erwartet Mandl, "wird jeder von uns ständig mindestens fünf Werkzeuge der digitalen Sicherung mit sich herumtragen und nutzen".

Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete die Branche ein Wachstum von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2006 beziffert der europäische Branchenverband Eurosmart den weltweiten Absatz von Chipkarten auf insgesamt 3,28 Milliarden Stück, davon 2,4 Milliarden Microprozessor- und 880 Millionen Memorykarten. Gegenüber 2005 legte das Segment "Government/Health" mit 50 Prozent am stärksten zu. Als ein treibender Motor in diesem Bereich erwiesen sich vor allem die zahlreichen ePass- und ID-Karten-Projekte in den verschiedensten Ländern der Welt – allein für die chinesische ID-Card wurden 2006 circa 150 Millionen Chipkarten geliefert. Um 29 Prozent wuchs der Bereich der Telekommunikation, in dem nach wie vor Microprozessorkarten am stärksten nachgefragt werden. An dritter Stelle lag mit 19 Prozent das Segment "Financial Services/Retail/Loyalty"; in dieser Sparte machten sich vor allem der wachsende Einsatz kontaktloser Zahlungssysteme in den USA sowie die in vielen Ländern erfolgende Umstellung der Europay-, MasterCard- sowie Visa-Kreditkarten auf die nach den drei beteiligten Organisationen benannte EMV-Spezifikation für Zahlungskarten und -terminals bemerkbar. Für 2007 erwartet Eurosmart die stärksten Zuwachsraten erneut im Segment "Government/Health" (55 Prozent), gefolgt von "Financial Services/Retail/Loyalty" und "Transport" (je 20 Prozent) und "Telecom" (19 Prozent). (Richard Sietmann) / (jk)