MySQL zurück auf IBMs Power

Auf IBMs System i, dem Nachfolger der legendären AS/400, hat Zend MySQL portiert und als DBi wieder der Open Source zugeführt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Berthold Wesseler

Mit DBi hat Zend Technologies eine kostenfreie Open-Source-Datenbank speziell für IBMs Betriebssystem i vorgestellt. „Wir sprechen von einem Drop-in-Replacement für MySQL“, sagt Kent Mitchell, Senior Director of Product Management bei Zend Technologies. „Damit ist gemeint: Wir nehmen die Open-Source-Datenbank MySQL und passen sie an IBMs System i an. Das ist möglich, weil MySQL kein Produkt von Oracle ist, sondern ebenfalls eine frei zugängliche Open Source-Lösung.“ Sowohl MySQL als auch DBi sind unter der GNU GPL-Lizenz erhältlich.

Als Teil der nunmehr verlängerten und erweiterten Partnerschaft zwischen Zend und IBM gibt es also einen 1:1-Nachfolger für MySQL für IBM i. Zend will DBi zusammen mit seinem Server für System i samt der DB2 Storage Engine von IBM ausliefern. Außerdem soll kommerzieller Support erhältlich sein.

Zum Hintergrund der Geschichte: Als Oracle Ende im vergangenen Dezember überraschend den Support für die Open-Source-Datenbank MySQL für Power-Prozessoren der IBM aufkündigte, war das Echo vor allem der einstigen AS/400-Anwender gewaltig. Denn mit MySQL geriet damals ein Eckpfeiler des sogenannten LAMP-Stack in Wanken, der plattformunabhängige Open-Source-Anwendungen wie Drupal, Joomla, SugarCRM oder Magento ohne größeren Aufwand den Betrieb auf diesen vor allem im Mittelstand populären Servern von IBM ermöglicht.

LAMP steht kurz für die Kombination aus dem Betriebssystem Linux, dem Webserver Apache, MySQL und der Programmiersprache PHP , wobei IBM und Zend gemeinsam eine PHP-Entwicklungs- und -Laufzeitumgebung für die AS/400 vermarkteten. Während Apache als Subsystem QHTTPSVR seit dem Jahr 2000 und OS/400 V4R5 direkt in das Betriebssystem eingebaut ist, können Kunden Linux in einer Partition auf der AS/400 und ihren Nachfolgern parallel zum Betriebssystem OS/400 (beziehungsweise auch zu AIX) betreiben. PHP und MySQL komplettieren seit rund sechs Jahren den LAMP-Stack, über den IBM seinen Kunden neue Anwendungen auf der Maschine zugänglich machen will.

Dazu wurde MySQL 2006 gemeinsam mit dem damaligen Eigentümer Sun Microsystems auf IBMs i portiert und 2009, im Jahr der Sun-Übernahme durch Oracle, um das Feature IBMDB2I ergänzt. Damit fungiert die in das Betriebssystem integrierte DB2 als Datenbank-Engine für MySQL, die sogar Transaktionen implizit unterstützt. „Allerdings ist das neue Release MySQL 5.5 nicht auch das erste für DBi“, so Mitchell. „Wir stellen aus Gründen der Rückwärtskompatibilität zunächst das bisherige MySQL 5.1.54 zur Verfügung, das ja bereits von Oracle portiert worden war. Wir werden Version 5.5 bald liefern, doch zunächst wollen wir sicherstellen, dass die Anwender mit der gewohnten Version weiterarbeiten können und sich die Abläufe einspielen.“

Das könnte bereits im Dezember der Fall sein, wenn der neue Zend Server 5.5 für IBM i herauskommen soll. Dann will IBM jedenfalls auch ein neues Release der Storage-Engine herausbringen, die damit funktioniert. Mehr dazu könnte es auf PHP-Konferenz "Zendcon" geben, die am 17.10.2011 in Santa Clara/Kalifornien beginnt. Dort gibt es wie im Vorjahr einen eigens für IBM-i-Entwickler ausgelegten Session-Track mit Themen wie DB2, PHP-„Best Practices“, Batch-Jobs, XML-Toolkit sowie den Plänen für PHP auf IBM i.

Zend bietet DBi entweder mit dem PHP-Framework für IBMs i an oder als separate Produkt für AS/400-Anwender, die diese Datenbank für andere Zwecke als für PHP-Anwendungen nutzen möchten. Allerdings musste Zend sich einen anderen Namen einfallen lassen, weil MySQL ein eingetragenes Warenzeichen von Oracle ist. (rh)