Gestoppt: Speicherpreise wieder im Abwärtstrend

Der erhoffte Aufschwung war nur von kurzer Dauer. Vorerst ist es der Speicher-Branche nicht gelungen, mit einer künstlichen Verknappung die Preise zu stabilisieren. Vor allem in Asien hat dies die Nachfrage deutlich beeinträchtigt. Hierzulande ist die Distribution durchaus noch zufrieden mit den Umsätzen. Die HEKs tendiert aber bereits wieder nach unten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Nach ein kurzem aber deutlichen Höhenflug ist der Aufwärtstrend bei Arbeitsspeichern bereits wieder gestoppt. Im 3-Wochen-Rückblick sind beispielsweise die HEKs für DDR3-1333-Module mit vier GByte um zirka 13 Prozent gesunken. "Die Preise stabilisieren sich auf einem niedrigen Niveau", erklärt Florian Gerken, Senior Manager Components bei Ingram Micro Distribution, die Marktlage. Mit Verfügbarkeitsproblemen müsse der Handel aktuell nicht rechnen.

"Nach den hohen Stückzahlen, die speziell zum Ende des dritten Quartals in den Markt gegangen sind, ist das vierte Quartal etwas ruhiger gestartet", erklärt Christian Marhöfer, Geschäftsführer bei Kingston Technology. "Die Stückzahlen für das Q3/2011 liegen deutlich über denen des dritten Quartals 2010. Allerdings hat der anhaltende Preisdruck im gleichen Zeitraum für einen rückläufigen Umsatz gesorgt. Aktuell bewegt sich die Nachfrage auf einem zufriedenstellendem Niveau. Absoluter Highrunner sind die DDR3-1333-Module mit vier GByte für Desktop als auch SO-DIMMs für Notebooks."

Aktuell tendieren die HEKs bei nahezu allen Speichermodellen nach unten. Im Vergleich zur KW 35 sind derzeit aber so gut wie alle Typen im zweistelligen Prozentbereich teurer als noch Ende August.

Deutschland profitiert zudem vom schwächelnden Absatz im Weltmarkt. Speziell in China ist die Nachfrage deutlich eingebrochen. Gleichzeitig reagiert der deutsche Handel seit Jahren sensibel auf Preissteigerungen. Vor allem, wenn dieser künstlich hervorgerufen wird, wie Ende September, als mehrere Chip-Produzenten die Auslieferung drosselten. Mit einer kontrollierten Warenverknappung sollten höhere Preise erzielt und der stete Preisverfall gestoppt werden. Wie sich nun zeigt ohne anhaltenden Erfolg.

Bei den Endkunden ist der Abwärtstrend noch nicht angekommen. Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt laut heise resale Preisradar in der KW 42 bei 38,65 Euro (brutto). Dies entspricht einer 4-prozentigen Steigerung gegenüber der Vorwoche und einem Plus von über 20 Prozent gegenüber der KW 39. Am meist gesuchten sind in dieser Woche die Notebook-Speicher Kingston Hyper X KHX4200S2LL/2G (24,00 Euro) mit zwei GByte und das 4-GByte-Kit Corsair VS4GSDSKIT667D2 (38,91 Euro). Dahinter platzieren sich Kingstons 4-GByte-Modul (DDR3-1333) KVR1333D3N9/4G (17,77 Euro) und das 4-GByte-Kit G.Skill F3-12800CL9D-4GBNQ (25,58 Euro) des Typs DDR3-1600.

Zukunftsträchtige 8-GByte-Kits

Für Markus Harbach, Leiter Einkauf bei Wave Computersysteme, gibt es einen klare Entwicklung hin zu acht GByte: "Durch massive Preissenkungen steigt der Absatz bei 8-GByte-Kits deutlich. Insgesamt wird der deutsche Markt weiter vom US-Dollar beeinflusst. Preislich sollte der Handel mit einem Abwärtstrend rechnen."

"Es ist auch davon auszugehen, dass die Preise noch nicht den absoluten Tiefpunkt erreicht haben", meint auch Kingston-Manager Marhöfer. "Derzeit prägen zwei gegenläufigen Faktoren den Markt: Einerseits eine hohe Nachfrage mit deutlichem Stückzahlenwachstum und andererseits weiterhin fallende Preise. Diese Umstände machen es nach wie vor schwer ein Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr zu erzielen. Auch ist es weiterhin schwierig eine Aussage hinsichtlich einer Umkehr des Preistrends zu treffen. Für die kommenden Wochen halten wir eine wesentliche Veränderung des Marktes für unwahrscheinlich."

Mehr Infos

Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

Actebis Peacock
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH

Für die kommenden Wochen kann der Handel daher aus dem Vollem schöpfen. Erfahrungsgemäß werden die Chip-Hersteller im November noch einmal versuchen den Abwärtstrend entgegen zu wirken. Vor allem auch, weil üblicherweise ab Mitte Dezember der Absatz mit Hinblick auf Weihnachten dem Jahreswechsel spürbar zurückgeht. In der Regel quittiert der Markt dies mit weiteren Preisnachlässen. Sprachen Branchenexperten im September noch von einer möglichen Allokation zum Jahresende, scheint diese, vermutlich aus der Hoffnung geborene, "Ente" erst einmal vom Tisch zu sein. (gs)