Telekom wirft Drillisch Provisionsbetrug vor

Die Telekom hat die Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkprovider Drillisch und dessen Tochtergesellschaften fristlos gekündigt und Strafanzeige wegen Provisionsbetrugs erstattet. Drillisch weist die Anschuldigungen zurück.

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Von
  • Urs Mansmann

Die Deutsche Telekom hat die Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkprovider Drillisch AG und dessen Tochterunternehmen fristlos gekündigt und Strafanzeige erstattet. Nach Darstellung der Telekom hatte die Drillisch-Tochter Simply mehrere zehntausend Mobilfunkverträge aktiviert und dafür Provisionen in einstelliger Millionenhöhe erhalten, ohne dass tatsächlich Kundenverträge abgeschlossen worden waren.

Manfred Balz, Vorstand Datenschutz, Recht und Compliance bei der Telekom, sagte: "Betrug dulden wir nicht und gehen konsequent dagegen vor". Die Telekom verlange nun eine Erstattung der aus ihrer Sicht ohne Grundlage gezahlten Provisionen. Die Pressestelle der Telekom nimmt kein Blatt vor den Mund, die Verantwortlichen dort sind sich ihrer Sache offenbar vollkommen sicher.

In der Pressemitteilung heißt es wörtlich: "Die Geschäftsleitungen von Simply und der Drillisch AG sind teilweise identisch. Zudem erfolgte der Betrug mit Unterstützung weiterer Gesellschaften der Drillisch-Gruppe. Deshalb trennt sich die Telekom von Drillisch insgesamt. Das Unternehmen hatte trotz erdrückenden Beweismaterials den Sachverhalt nicht weiter aufgeklärt und die Vorwürfe sogar bestritten. Eine datenschutzkonforme Analyse ergab allerdings, dass die Karten für Scheinkunden aktiviert wurden." Die Telekom verlangt die Zurückzahlung der Provisionen.

Drillisch weist die Vorwürfe der Telekom entschieden zurück. Diese entbehrten "jeglicher Grundlage". Der Vorwurf, Drillisch habe mehrere zehntausend Mobilfunkanschlüsse aktiviert, ohne dass entsprechende Kundenverhältnisse zugrunde lagen, entspreche nicht den Tatsachen. Drillisch habe sich stets "vollumfänglich in Übereinstimmung mit den mit der Telekom geschlossenen Verträgen" verhalten, erklärte Vorstandssprecher Paschalis Choulidis.

Drillisch habe sich in den vergangenen Tagen und Wochen intensiv bemüht, die Sachlage mit der Telekom zu klären. Bereits am 3. November habe die Drillisch-Tochter Simply Communications GmbH den Vertrag fristgerecht gekündigt. Das habe die Telekom offenbar nun zum Anlass genommen, fristlos zu kündigen. Drillisch bedaure diese Eskalation. Sowohl die Telekom als auch Drillisch weisen darauf hin, dass dieser Schritt für Bestandskunden "keine Auswirkungen" haben werde, bereits aktivierte Mobilfunkkarten von Drillisch und Tochtergesellschaften im Telekom-Netz bleiben also offenbar aktiv.

Im Börsenhandel hatte die Nachricht deutliche Auswirkungen. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe stürzte der Kurs der Drillisch-Aktie binnen einer Stunde von 8,50 vorübergehend auf unter 3,50 Euro ab. Drillisch betonte anschließend in einer Stellungnahme, dass gegenwärtige und zukünftige Gewinnprognosen der Drillisch AG von dem Vorfall nicht berührt seien. Das Unternehmen bestätige die "EBITDA Guidance 2011" über 52 Millionen Euro. (uma)