Rumänische Nokia-Fabrik beschlagnahmt
Weil der finnische Handy-Hersteller mehrere Millionen Euro Zollschulden haben soll, wurde die Fabrik nahe Cluj von rumänischen Behörden beschlagnahmt. Ende dieses Jahres soll dort die Fertigung eingestellt werden.
Das rumänische Finanzamt hat am Freitag die Fertigungsanlage des finnischen Handy-Herstellers Nokia im Industriepark Jucu beschlagnahmt. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, nachdem eine Prüfung ergeben habe, dass Nokia Zollgebühren von 10 Millionen US-Dollar nicht bezahlt habe, sagte Behördenchef Sorin Blejnar in Bukarest. Nokia will seine Fabrik in Rumänien bis Jahresende schließen.
Nokia habe in gesetzwidriger Weise Zollbefreiungen für den Import von Bestandteilen aus China, Taiwan und den USA in Anspruch genommen, erklärte der rumänische Zollchef Viorel Comanita. Die Finnen hätten fertige Teile wie etwa Handy-Ladegeräte importiert und diese wahrheitswidrig als Komponenten deklariert. Die Zollbefreiungen für Produkte aus Nicht-EU-Ländern gälten nach EU-Recht nur für den Import von Komponenten, die am Bestimmungsort in andere Geräte eingebaut werden, nicht aber für bereits gefertigte Teile, sagte Comanita.
(Bild: Nokia)
Die Beschlagnahmung der Fabrik gefährde die laufende Produktion nicht, hieß es weiter. Sie erstrecke sich auf die Immobilien von Nokia, einschließlich Büros und Produktionshallen. Nokia hatte im Februar 2008 in Jucu nahe der siebenbürgischen Stadt Cluj mit der Produktion einfacher Handys begonnen und dazu dort eine Fabrik für 60 Millionen Euro gebaut – im gleichen Jahr wurde dafür das Nokia-Werk Bochum geschlossen. Im September beschlossen die Finnen, im Zuge einer neuen Unternehmensstrategie die Produktion in Rumänien einzustellen. 2.200 Beschäftigte in Jucu werden dadurch arbeitslos. Rumänien forderte bereits einen Teil der gezahlten Staatshilfen – rund 20 Millionen Euro – vom Handy-Hersteller zurück. (jh)
